Donnerstag, 14. Juni 2007

Ehemaliger Präsident Kurt Waldheim gestorben

ÖSTERREICH

Der österreichische Alt-Bundespräsident und frühere Uno-Generalsekretär Kurt Waldheim ist tot. Der 88-Jährige erlag nach Angaben seiner Familie einem Herz-Kreislauf-Versagen.

Wien - Der ehemalige österreichische Bundespräsident und frühere Generalsekretär der Vereinten Nationen, Kurt Waldheim, verstarb heute im Alter von 88 Jahren. Waldheim, der wegen seiner nationalsozialistischen Vergangenheit im In- und Ausland umstritten war, erlag nach Angaben seiner Familie am Mittag einem Herz-Kreislauf-Versagen.

Er sei zu Hause im Kreis seiner Familie gestorben, hieß es in einem Bericht der Nachrichtenagentur APA. Waldheim wurde Ende Mai mit einem fiebrigen Infekt in das Wiener Allgemeine Krankenhaus (AKH) eingeliefert. Dort lag er zeitweilig auf der Intensivstation.

Waldheim war 1972 bis 1981 Generalsekretär der Vereinten Nationen und von 1986 bis 1992 österreichisches Staatsoberhaupt. Im Wahlkampf um das Präsidentenamt war er 1985 mit Vorwürfen konfrontiert worden, als Wehrmachtsoffizier während des Zweiten Weltkrieges auf dem Balkan unter anderem von Judendeportationen in Griechenland gewusst und die Öffentlichkeit darüber getäuscht zu haben. Diese Vorwürfe hielten während seiner gesamten Amtszeit bis 1992 an.

Waldheim wurde als Sohn eines Lehrers am 21. Dezember 1918 in Niederösterreich geboren. Er studierte Jura und absolvierte eine Diplomatenausbildung. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er zur Wehrmacht eingezogen und diente als Offizier zuerst in Russland und später auf dem Balkan. 1945 trat er in den Auswärtigen Dienst ein und war unter anderem Uno-Botschafter Österreichs. Von 1968 bis 1970 war der parteilose Politiker Außenminister.

Bereits 1971 wurde er von der konservativen Volkspartei (ÖVP) für die Bundespräsidentenwahl nominiert. Waldheim verlor zwar, gewann aber im selben Jahr das Amt des Uno-Generalsekretärs. Während seiner zwei Amtszeiten (1972 bis 1981) war er wiederholt als Vermittler bei internationalen Konflikten aktiv.

In den USA unerwünscht

Nachdem er 1985 erneut von der ÖVP als Präsidentschaftskandidat aufgestellt worden war, brach in Österreich eine heftige Debatte über seine Rolle als Wehrmachtsoffizier aus, in die auch einflussreiche jüdische Organisationen in den USA eingriffen.

Waldheim-Äußerungen wie "Ich kann mich nicht erinnern" oder "Ich habe nur meine Pflicht getan" gossen weiter Öl ins Feuer. Weite Teile des politischen Österreichs reagierten jedoch angesichts des Drucks aus dem Ausland mit einer Art "Wagenburg-Mentalität" und dem Slogan "Jetzt erst recht". Waldheim gewann die "Protest-Wahl" im Juni 1986 gegen seinen sozialdemokratischen Gegenkandidaten Rudolf Streicher, blieb aber während seiner gesamten sechsjährigen Amtszeit international isoliert.

1987 setzte die US-Regierung ihn auf eine "Rote Liste", was einem Einreiseverbot gleichkam. Danach konnte er nur in den Vatikan und zu antiisraelischen Diktatoren in den Nahen Osten reisen. Ein Jahr vor dem Ende seiner Amtszeit verzichtete Waldheim auf eine neue Kandidatur. Im politischen Leben Österreichs spielte er danach keine Rolle mehr, blieb aber häufiger Gast bei großen politischen Veranstaltungen.

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