Krawalle von gewalttätigen Autonomen überschatteten die friedliche Anti-G-8-Demonstration am Samstag in Rostock. So entwickelte sich die Straßenschlacht. >Samstag, 2. Juni 2007
06.30 – In Rostock werden bis zu 100.000 Demonstranten erwartet, die gegen den G-8-Gipfel vom 6. bis 8. Juni in Heiligendamm protestieren wollen.
07.45 – Die ersten Sonderzüge mit Demonstranten treffen ein. Konflikt-Manager begleiten die Demonstranten.
10.00 – Die ersten Demonstranten versammeln sich. Die Polizei korrigiert die Zahl der erwarteten Teilnehmer nach unten und spricht von maximal 30.000 Demonstranten. In Rostock ist die Lage ruhig und die Stimmung friedlich.
11.00 – Die G-8-Großdemonstration beginnt mit Auftaktkundgebungen. Die Stimmung bleibt friedlich. In der Innenstadt haben viele Geschäftsbesitzer ihre Läden mit Speerholzplatten gesichert.
13.30 – Die ersten Demonstrationszüge setzen sich in Richtung Stadthafen in Bewegung. Alles verläuft ruhig. Die Polizei setzt rund 5000 Beamten ein.
14.45 – In einem der beiden Demonstrationszüge werden erste Flaschen und Steine aus den Reihen von vermummten Autonomen geworfen. Auf dem Weg vom Hauptbahnhof zum Stadthafen gehen Fenster einer Sparkasse zu Bruch. Die Polizei fordert die Veranstalter auf, umgehend dafür zu sorgen, dass die Steinwürfe eingestellt werden.
15.00 – Am Rande der sonst friedlichen Demonstration greift rund ein Dutzend vermummter Autonomer ein Polizeiauto an und zerstört die Scheiben. Die Polizisten ergreifen die Flucht.
15.30 – Die Ausschreitungen eskalieren. Mehrere hundert Einsatzkräfte gehen laut Polizei gegen einen Block von rund 500 Autonomen vor, die Molotow-Cocktails, Feuerwerkskörper und Steine werfen. Polizisten werden von Demonstranten eingekesselt. Augenzeugen berichten von verletzten Demonstranten. Gewalttätige Demonstranten stürzen Autos um.
16.15 – Ein Sprecher der Veranstalter wirft der Polizei vor, die Auseinandersetzung provoziert zu haben. Die Polizei meldet zwei Verletzte und bringt Wasserwerfer und gepanzerte Fahrzeuge in die Nähe des Geschehens. Zwei Hubschrauber kreisen über der Demonstration.
17.00 – Nach massiven Zusammenstößen Autonomer mit der Polizei erscheint die Lage wieder leicht entspannt. Die Polizei zieht Einsatzkräfte in Seitenstraßen zurück.
17.30 – Die Stimmung schlägt um. Autos werden angezündet. Auf der Bühne stachelt ein Redner die militante Szene auf: „Wir müssen den Krieg in diese Demonstration reintragen. Mit friedlichen Mitteln erreichen wir nichts.“
18.30 – Panikartige Szenen am Stadthafen, wo die Abschlusskundgebung begonnen hat. Hundertschaften der Polizei rücken mit Wasserwerfern auf den Platz vor. Viele der friedlichen Demonstranten flüchten. Dutzende Demonstranten werden festgenommen. An den Sanitätswagen bilden sich lange Schlangen. In Hafennähe brennen Autos. Die Polizei schätzt die Zahl der Militanten inzwischen auf rund 2000.
20.00 – Zwischenbilanz der Polizei: 146 verletzte Polizisten, 25 davon schwer, zum Teil mit offenen Knochenbrüchen. Wie viele Demonstranten verletzt sind, bleibt unklar. Die Abschlusskundgebung mit Gruppen wie „Juli“ und „Wir sind Helden“ bleibt ruhig.
21.15 – Nach Angaben der Polizei werden über 50 Demonstranten festgenommen. Wenig später verlassen die Wasserwerfer das Gelände am Stadthafen.
Sonntag, 3. Juni
06.15 – Eine ruhige Nacht. Neusten Polizeiangaben zufolge gibt es 433 verletzte Polizisten, 30 davon schwer.
11.15 – Die Protest-Organisatoren zählen 520 Verletzte, darunter etwa 20 Schwerverletzte und 165 Festnahmen. Die Polizei gibt die Zahl der Festnahmen mit 125 an, darunter auch Autonome aus dem Ausland.
12.45 – Die Rostocker Staatsanwaltschaft hat Haftbefehle gegen zehn mutmaßliche Randalierer wegen des Verdachts des schweren Landfriedensbruchs und der gefährlichen Körperverletzung. Die übrigen der insgesamt 128 Festgenommenen wird freigelassen. Gegen sie wird aber weiter ermittelt.
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