Jeder vierte Jugendliche in Hamburg ist laut einer Umfrage schon einmal Opfer von Gewalt gewesen. Dabei blieben in mehr als 85 Prozent aller Fälle die Täter unentdeckt, wie die dritte so genannte Dunkelfeldstudie zur Jugendgewalt in der Stadt ergab.
Hamburg - Jeder vierte Jugendliche in Hamburg ist laut einer Umfrage schon einmal Opfer von Gewalt gewesen. Dabei blieben in mehr als 85 Prozent aller Fälle die Täter unentdeckt, wie die dritte so genannte Dunkelfeldstudie zur Jugendgewalt in der Stadt ergab. Die Opfer zeigten jedoch in keiner anderen deutschen Großstadt Straftaten so häufig an wie in Hamburg, sagte der Direktor der Abteilung Kriminologie am kriminalwissenschaftlichen Institut der Uni Hamburg, Peter Wetzels, am Dienstag.Für die laut Innensenator Udo Nagel (parteilos) bundesweit einzigartige Dunkelfeldstudie waren nach 1998 und 2000 im Sommer 2005 in einer dritten Aktion insgesamt 2087 Schüler aus 106 Klassen der Stufe neun an 87 Hamburger Schulen interviewt worden.
Die anonymisierte Befragung soll das Hellfeld der offiziellen Kriminalstatistik ergänzen, Trends aufdecken und Grundlage für Handlungskonzepte gegen Jugendgewalt bilden.Wetzels zufolge nehmen zwar Gewaltdelikte gegen Personen ab und der «Schweregrad erlebter Gewaltvorfälle» sinkt. Dagegen wachse die Zahl leichterer Delikte, was vor allem der höheren Anzeigenbereitschaft geschuldet sei. Raub ging zurück, die Zahl der Körperverletzungen stieg an, der Umfang aller übrigen Delikte (69,6 Prozent Anteil) blieb konstant. Konzepte wie Präventionsunterricht, spezielle Betreuungspolizisten an Schulen mit der Bezeichnung «COP4U» oder Täter-Opfer-Ausgleich zahlten sich aus.
Laut Umfrage sinkt die Zahl der Mehrfachtäter deutscher Herkunft bei Gewaltdelikten deutlich, «signifikant höhere Raten» dagegen gebe es bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Am häufigsten würden Jugendliche in der Familie Opfer von Gewalt (29,9 Prozent), gefolgt von Schulen (29,1) und dem öffentlichen Raum (25,0). Es gebe zudem einen Zusammenhang zwischen Schulschwänzen und Straffälligkeit: 15,5 Prozent der Befragten hätten angegeben, 2005 fünf Tage und mehr geschwänzt zu haben. Unter ihnen sei die Täterrate laut eigener Auskunft besonders hoch, so Wetzels.
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