Dienstag, 4. Juni 2002

Odyssee des Schreckens

Juan Carlos Bresofsky
Chmelir NR. 23/ 1.Juni 1992 Justizanstalt Garsten/Oberösterreich

Odyssee des Schreckens

Seit über 30 Jahren ununterbrochen im Gefängnis

Der Ausbruch aus dem Gefängnis

und die gekaperte Gattin eines Oberregierungsrates

Nehmen Sie nur an und stellen Sie sich nur vor, dass ich von der österreichischen Staatsjustiz bewusst und gezielt in wesentlichen Punkte der Anklage unschuldig zu einer 18jährigen Zusatzhaftstrafe verurteilt worden bin, um das Ansehen und die Ehre der Zeugin und diese ihres Ehemannes als hohen Staatsbeamten zu retten. Wenn das wirklich stimmt, rauskommt und bewiesen werden kann, dann ist es nicht nur eine Staatsaffäre, sondern man fragt sich zwangsweise auch, was dann auf der Flucht wirklich geschehen ist!

Sehen Sie, genau in dieser Situation stecke ich. Ich bin in wesentlichen unschuldig verurteilt worden, kann es beweisen, aber die Beweise werden entweder beiseite geschoben, vertuscht oder vernichtet und was nicht mehr zu vertuschen und zu vernichten geht, wird dann selbst von österr. Journalisten verschwiegen und unter Verschluss gehalten, wobei der Tod meiner Person in der Zelle im Kauf genommen wird.

Daher breche ich jetzt mein Jahrelanges Schweigen und gebe ein unfassbares Geheimnis preis über das, was ich auf der Flucht aus dem Gefängnis mit der Gattin eines Oberregierungsrates tatsächlich erlebte. Ich wollte das Geheimnis für immer verschweigen und ins Grab mitnehmen, weswegen ich zur Sache nicht einmal beim Untersuchungsrichter protokollarischen Angaben machte, AS 230. Da ich aber offensichtlich von hohen Staatsbeamten hinter den Kulissen zum Sterben in der Zelle verurteilt worden bin, zum einem weil ich mich an die Gattin eines Oberregierungsrates vergriff und zum anderem, weil ich zwischen den 80er und 90er Jahren mitten aus dem Gefängnis heraus mit spektakulären Protestaktionen beachtlichen medialen und justizpolitischen Erfolge verbuchte, wie in die folgenden Seiten zu lesen sein wird, sehe ich keinen Grund mehr zu schweigen. Nicht die Entwicklung und Stand meiner heutigen Persönlichkeit verurteilt mich zum Tode in der Zelle, sondern der Zorn und Rache der Staats(justiz)beamten sowie ihr Bestreben, die Wahrheit zu vertuschen. Letzteren, die Wahrheit zu vertuschen, nicht mit mir, nahm ich mir vor, dachte kurz nach, plante und organisierte aus der Zelle ein Medienportal im Internet, vermittelte Dritte Personen Gerichtsprotokolle, sonstige wichtigen Unterlagen, Schriften und Memoiren meiner Person, womit ich schließlich die Verschwiegenheit und Vertuschung des Staats(justiz)apparates und diese der österreichischen Printmedien umging und durchbrach – und sie zudem in die Lächerlichkeit verbannte, indem ich als Chefreporter in eigener Sache fungierte, da die Grundidee- und Artikeln aus meiner Feder stammen.

Gibt man heute meinen Namen „Bresofsky-Chmelir“ in der Yahoo, Google oder sonstigen Internet Suchmaschine ein, dann kommt ein Haufen raus.

Da heute im Gefängnis jeder Justizwachebeamter in den Betriebe und Abteilungen ein Computer und Internetzugang hat, gehen Mithäftlinge oder ich gelegentlich hin, so dass ich bestens darüber informiert bin, wofür ich mich bei dieser Gelegenheit bedanken möchte.

Siehe zum Beispiel:

http://www.onlinezeitung24.de/article/855

http://www.onlinezeitung24.de/article/681

http://www.onlinezeitung24.de/article/713

http://www.onlinezeitung24.de/article/732

http://diegalerie.wordpress.com/2008/09/27/die-vergessenen-juan-carlos-bresofsky-chmelir-seit-30-jahren-durchgehend-in-haft/

http://www.xinxii.com/product_info.php?products_id=315425

http://www.xinxii.com/product_info.php?products_id=315319

http://montevideopaz.wordpress.com/

http://cid70af590efe1de8cf.skydrive.live.com/self.aspx/Brisant%20Kampf%20gegen%20den%20Tod%20im%20Gef%c3%a4ngnis

etc. etc. etc.

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Im Alter von 13 Jahren mit meinen Eltern und sechs weiteren Geschwister 1962 aus Uruguay kommend nach Österreich ausgewandert, wurde ich von Anfang an als ausländisches Kind wie Dreck behandelt, erniedrigt und misshandelt. Meine stummen Hilfeschreie unter anderem in wochenlangem Aufenthalte in dunklen Kellerzellen, blieben stets ungehört oder erstickten unter Schlägen von Heimerzieher oder Justizwachebeamten. Die inhumane und aggressive Prägung, die ich damals erlebte, hielt mich bis Ende de 70er Jahren innerlich gefangen. Als ich dann aber Anfang der 80er Jahren explosionsartig erwachte und Geist zu bilden begann und die ganze Tortur meiner Jugendjahre nun bei voller Erkenntnis, Selbsterkenntnis und Bewusstwerdung erneut durchmachen musste, weil es zwangsweise wie ein Film vor meinen Augen abrollte, da habe ich mir eine Schwur geleistet, nämlich eine Mission gegen die österreichische Justiz zu starten, um aufzuzeigen, wie es noch in der Gegenwart der 80er Jahren menschenverachtend, tyrannisch und ausbeuterisch vorging. Und ich habe mir meine Träume und die Mission erfüllt. Mitten aus dem Gefängnis heraus beging ich mit spektakulären Protestaktionen Bewegung zu machen, die selbst und wiederholt das Nationalparlament auf die Tagesordnung rief.

Diese Dokumentation behandelt ausschließlich, jedoch ausführlich der Gefängnisausbruch vom 2.8.1989 aus der Justizanstalt Graz-Karlau mit den unvorstellbar tragischen und moralischen Folgen. Das vorher und das danach bringe ich nur im Telegrammstil vor, weil es sonst den Umfang der Dokumentation sprengen würde. Ich bin kein Schriftsteller und entschuldige mich schon jetzt für die zahlreichen Fehler und Auslassungen, die mitunter einer näheren Erklärung bedurft hätten. So wie geschrieben, so habe ich im Gefängnis von alleine das schreiben gelernt, zumeist in Isolationshaft als Selbstbeschäftigung, um nicht verrückt zu werden. Der Leser kann sich zumindest sicher sein, das der Inhalt dieser Dokumentation in der Zelle geschrieben wurde und authentisch ist. Bitte zudem um Verständnis, das ich meine Memoiren Geheim und versteckt von der Justizwache schreiben musste, andernfalls hätten sie es mir weggenommen. Mir geht es in wesentlichen um die dramatische und um der Vorstellungskraft Brechende Wahrheit, die mich selbst Jahrelang belastete und die die österreichische Staatsjustiz ausnützte, um meiner Person künstlich abzutöten. Ich will der Staatsjustiz allenfalls nicht die Genugtuung verschaffen, mein Tod und der Vertuschung zu feiern. Denn die Wahrheit tut am meisten dann sehr weh, wenn man sie vertuschen und nichts davon hören will. Die österreichische Staatsjustiz hat Journalisten strikt untersagt mit meiner Person Kontakt aufzunehmen, Besuche und Interviews inbegriffen. Der Herr Auslandsjournalist Mag. Wolfgang Machreich der Wiener Wochenzeitung „Die Furche“ durchbrach als erster und einziger diese Barriere, schrieb am 31.10.2008 in Großaufmachung „Geliebter Häftling ohne Ausblick“ auf Seite 6 ein Artikel über meine Person. Und berichtete unter anderem darüber, dass er von der Justiz betreff meiner Person Besuch- und Schreibverbot bekommen hat. Wie ich nun informiert wurde, ist diese Aussagekräftige Passage in der Printausgabe in den digitalen Datenbank der APA-Presseagentur „DeFacto“, http://www.apa-defacto.at/, rausgeschnitten worden bzw. nicht wiedergegeben, was eine indirekte Verfälschung der Aussagekraft des Artikels gleichzusetzen ist. Wenn also selbst der Österreichische Journalisten Club und die APA-Presseagentur bezugnehmend meiner Person Sachverhalte und Fakten zu verbergen bestrebt ist, so ist meinerseits nicht anmaßend zu behaupten, das die Angelegenheit für die Staatsjustiz so brisant ist, das selbst österr. Journalisten bei der Vertuschung mitziehen, siehe Berichterstattung im Internet.

Der Journalist Mag. Wolfgang Machreich ist zudem in Besitz wichtiger und aussagekräftigen Unterlagen und Gerichtsprotokolle speziell meines dramatischen Gefängnisausbruches im Zusammenhang der Gattin des steirischen Oberregierungsrates.

Alles was ich nun schreibe basiert auf Tatsachen und ist mit Gerichtsakten und anderen Protokolle und Dokumente belegbar, AZ 6 Vr 1998/89 Hv 5/90 des LG für Strafsachen Graz. Die Gerichtsakte und weitere Fakten sind auch in meinen Besitz und können über einen Rechtsanwalt per Kopie abgeholt werden.

Kurzes Statement zu meiner Person

…jedenfalls hat kein anderer Häftling über Jahrzehnte lang die Härte des Gefängnisses derart zu spüren bekommen wie ich. Jahrelange Isolationshaft und bösartigen Schikanen als Rache. Aber ohne diese Härte und Tortur, die mein Geist antrieb, um zu überleben, hätte ich meine Träume nie verwirklichen, ebenso nicht Geist bilden und somit auch nicht meinen heutigen Persönlichkeitsstand erreichen können – es gehörte sozusagen zu meiner Entwicklungsphase. Ich danke Gott für meine Erfolgreiche Mission und möge er mir die strafbaren Handlungen verzeihen, die meiner Odyssee in Österreich kreuzten“

Ich bin am 8.Juni 1949 in Uruguay geboren inmitten einer flachen Präriegräser-Landschaft mit wenigen, weit verstreuten Nachbarn - und dort mit meiner Mutter und sechs weitere Geschwister bis zu meinem 13.Lebensjahr aufgewachsen. Unserem Vater, der Halbjude war und deshalb in den späten 30er Jahren wegen der Nazis aus Österreich fliehen musste, bekamen wir in der Kindheitszeit selten zu Gesicht. Gemessen an der so genannten Modernen Industriewelt, wuchsen wir unter ärmlichen Verhältnisse auf in einen kleinen Haus aus Mörtelziegeln mit Lehmboden und ohne Fließwasser und Strom. Ich besuchte nur die ersten drei Volksschulklassen. Meine Kindheit und diese meiner Geschwister verliefen trotzdem sehr glücklich und in voller Freiheit mit der Natur. Juni 1962 wanderte unsere Familie dann abrupt nach Wien/Österreich aus. Dies ging der Tatsache voraus, das mein Vater seine im Nachkriegswirrnis tot geglaubte Mutter wieder gefunden hatte, die in Wien u.a. ein Hotel betrieb besaß, das, das Hotel, meinen Vater als Erbschaft in Aussicht gestellt wurde, weswegen er uns über Nacht die Koffer packen ließ, AZ 4 Vr 861/64 des Jugendgerichtshof Wien, AS 233-236). Die abrupte Verpflanzung nach Österreich, sozusagen aus vertrauter Umgebung und Lebensgewohnheiten rausgerissen in eine völlig andere Welt einer Millionenstadt war für mich, meiner Mutter und meine Geschwister ein Schock. Vom ersten Tag an fühlten wir uns Kinder und unser Mutter in Österreich nicht wohl und wurden wegen der klimatischen unterschiede, Bewegungs- und Verständigungsmangel und ungewohnter Nahrung öfters krank. Ende August 1962 dann, wurden meine Schwestern Christina, Anna und Martha und ich abrupt in einen Heim für Fremdenkinder in Judenau bei Tulln/NÖ gebracht. Diesem war ein Streit unserer Großmutter mit unserem Vater vorausgegangen. Wir Kinder störten laut unserer Großmutter zudem den Hotelbetrieb, da wir im verschiedenen Stockwerke des Hotels untergebracht wurden, weil das Hotel nicht über einen solchen große Wohnung verfügte, wo wir gemeinsam untergebracht hätten werden können. Und da unsere Eltern nicht über die finanziellen Mittel verfügten, um eine große Wohnung zu kaufen oder zu vermieten, wurden einige von uns Kinder in Heime untergebracht. Für mich begann damit eine Odyssee des Schreckens, die mein Leben fortan in die tiefsten Sümpfe Österreichs führte und als ausgestoßener gefangen hielt. Zeit meines Aufenthaltes in Österreich 1962 lebte ich nur als Gefangener, teilweise auch als Leibeigener der Heimerzieher und des Gefängnispersonals behandelt. Trotz eines Lebens Hinter Gittern habe ich Geist gebildet und diese positiv weiter erweitert. Es kommt jedenfalls nicht von ungefähr, das ich mich heute entgegen der Vorgeschichte in staatlichen Erziehungsheime und Jugendgefängnisse und der nunmehr unendlich langer und schwerer Haft geistig und psychisch in sehr guter Verfassung fühle und befinde, und da mit globalen Denkvermögen und Kenntnisse sowie in überzeugender psychischer und physischer Verfassung, letzteren doch etwas gehandikapt wegen einer schweren Operation 2006 wegen Bandscheiben- vorfalls. Und eben nur weil ich Geist gebildet habe und daraus wiederum eine tiefe Überzeugung und Glauben, konnte ich diese Odyssee des Schreckens überleben. Der Verwirrungen der abrupten Verpflanzung, wechselte nunmehr – nach kaum drei Monate Aufenthalt in Österreich - in ein regelrechtes Trauma für mich und meine Geschwister. Ich wurde in dem Knabentrakt untergebracht, meine Schwestern gemeinsam in dem Mädchentrakt. Die strikte Trennung der Knaben und Mädchen erlaubte es nicht, das ich meine Schwestern sehen durfte. Ich sollte sie erst viele Jahre später wieder sehen. Zwei davon als Prostituierte, die mir unter anderem ihrem Pein in den Heime erzählten, wovon sie öfters ausgerissen waren und von Männern und Zuhälter aufgegriffen, vergewaltigt und ausgenutzt wurden. Auch ich versank in die tiefsten Sümpfe Österreichs und immer tiefer in die Kriminalität. Ich verlor nicht nur den Kontakt zu meiner Familie, sondern wurde sie mir zudem durch die jahrelange Trennung und innerliche Zerstörung fremd. Erziehungsanstalten und Gefängnisse mit allen negativen Aspekten wurden meine Heimat, inbegriffen Misshandlungen und serienweise Selbstbeschädigung als Protest. Im Alter von 13 Jahren in Österreich gelandet, erlebte ich nunmehr, sowohl am eigenen Leib als auch als Augenzeuge, und da zunächst unverschuldet in einen Unterbringungsheim für Fremdenkinder und anschließend in staatlichen Erziehungsanstalten und Jugendgefängnisse unglaubliche Menschenrechtsverletzungen der sexuellem Übergriffe bis zur sadistischen Misshandlungen und psychischer Grausamkeiten hin sowie Sklavenarbeiten in den Privathäusern und Wohnungen der Heimerzieher und Gefängniswärter. Ein Zeitabschnitt, die mich innerlich zerstörte und negativste prägte und die den Weg in die Rebellion und Kriminalität ebnete. Als Zeitzeuge und gleichzeitig auch Opfer einer nach dem zweiten Weltkrieg in Österreich fortgesetzt weitergelebten Nazigesinnung voller Menschenverachtung und Tyrannei, bin ich natürlich ein Feindbild für Behörden, die bis heute auf Verleugnung und Verdrängung setzen. Die kurzen Unterbrechungen dazwischen in Freiheit verbrachte ich hauptsächlich in dem Straßenmilieu, denn sonst nirgends fand ich Anschluss. Seinerzeit gab es weder Re- Sozialisierungsmaßnahmen, noch sozialen Entlassungshilfe. Eine echte Chance auf Eingliederung in die Gesellschaft gab es nicht. Als entlassener Strafgefangener und Vorbestrafter gab es keine Arbeit oder ein Unterbleibe. Mittellose landeten, oft nach Jahrelanger Haft auf die Straße. Ich war schon als halbwüchsiger in eine solchen destruktiven Rad und Kettenreaktion geraten, quasi in staatlichen Erziehungsanstalten und Gefängnisse und versank immer tiefer in die gesellschaftlichen Sümpfe Österreichs. Was anfänglich mit verzweifelten Entweichungen aus Heimen und kleinen Diebstählen zu überleben begann, skalierte und endete 1978 mit Bank- und Postüberfälle und Mord. 1980 wurde ich in die Justizanstalt Garsten mit einer Lebenslangen Haftstrafe im Gebäck überstellt. Mittlerweile genoss ich großes Ansehen in der Wiener Unterwelt und in der Gefängnispopulation. In der Justizanstalt Garsten herrschten katastrophalen Zustände. Das wusste ich schon, weil sich sowas von Gefängnis zu Gefängnis sehr schnell verbreitet. Die Justizanstalt Garsten war seinerzeit die gefürchtetste. Die Behandlung der Strafgefangenen durch die Justizwache war voller Erniedrigung und Menschenverachtung. Misshandlungen standen auf der Tagesordnung. Dutzende Häftlinge bekamen täglich Psychopharmaka Präparate in den Hintern gespritzt und kamen wie Zombies daher. Die Zellen waren bis auf die Betten mit Strohsäcke, ein zwei kleine Wandkästchen und ein Esstisch Leergeräumt. Es gab praktisch nichts, was der Gefangene privat haben durfte und womit er seine Freizeit sinnvoll gestaltet hätte können. Die Haftbedienungen trieben der Reihe nach Häftlinge in den Wahnsinn. Viele davon begingen Selbstmord, andere regelmäßig Selbstbeschädigung. Aufschlitzen der Arme und Pulsadern mit Rasierklingen und scharfen Gegenständen, Phlegmonen durch einspritzen von Kot und Feuerzeugbenzin und Schlucken von Metallgegenständen waren die gängigsten arten der Selbstbeschädigungen. Hilfeschreie von Menschen am Rande des Wahnsinns, die oft in die dunkelsten Kellerzellen der Haftanstalt durch Schläge der Justizwache versumpften, manche für immer. Da wurde mir erstmals glasklar, das Österreich in seiner tieferen Mentalität extrem gefährlich geblieben ist; das es aus der Nazi-Vergangenheit nichts gelernt hat; das es seine Verbrechen im zweiten Weltkrieg nie aufarbeiten wollte und will und das wenn heute wieder ein Hitler auftaucht, das zumindest 60 Prozent der Bevölkerung Jubelnd auf die Straße geht. Denn die alte Nazi-Generation hat die neue Generation infiziert. Arbeit gab es nur in beschränktes Ausmaß. Der Arbeitsverdient war ein Hohn, damit konnten sich die Gefangenen pro Monat höchstens zwei-drei Beutel Tabak, Zigarettenpapier und wenn es sich ausging ein Kg Schweineschmalz oder Margarine kaufen. Dutzende Gefangene wurden täglich als Hilfsarbeiter und nahezu unentgeltlich für Häuserbauen und für Garten- und Reparaturdienste für die Justizbeamten wie Leibeigenen missbraucht. Handarbeiten von Gefangenen, oft hochwertige Bilder, Einlegearbeiten und geritzte Kassetten etc. wurden von den Justizbeamten für einen Bettel von eins-zwei Päckchen Tabak abgekauft. Es herrschte der reinste Ausbeutung der Häftlinge durch das Gefängnispersonal. Ein Drittel der Gefangenen war ständig Beschäftigungslos und mussten den ganzen Tag in den leeren Zellen ausharren. Die Verpflegung war extrem rationiert, vom billigsten und die Zubereitung Geschmacklos. Die gravierenden Zustände und Missstände, ließ in mir allmählich ein Plan zur Revolte oder zu anderen Methoden des Widerstandes reifen, teils auch inspiriert von Buchinhalte des Wiener Psychiaters Friedrich Hacker, der aktuellen Aktivitäten der Roten Brigade in Italien und der RAF in Deutschland. Und da in Verbindung meiner Erinnerungen der Erniedrigungen und Misshandlungen in dem staatlichen Erziehungsheime und der vorgehenden Gefängnisaufenthalte sowie der Überzeugung, dass mein Leben und Schicksal schon im jüngsten Alter in Erziehungsanstalten und Jugendgefängnisse von der Justiz negativste beeinflusst wurde. Irgendwie wurde es für mich auch zu einer persönlichen Kampfansage gegen die Justiz, zumal ich in der Isolation die Nazigeschichte Österreichs genauer durchlas und Parallelen zur Gegenwart sah. Die Zustände in der Anstalt und Behandlung der Strafgefangenen glichen diese der Nazi-Konzentrationslager, mit der einzigen unterschied, das man nicht vergast oder verbrennt wurde. Die Nazimentalität des Gefängnispersonals war unverkennbar und sie trugen es auch offen zu Tage. Schon damals wurde mir eindeutig klar, dass hier fortgesetzt Nazis am Werk waren; dass für die Nazis der Zweite Weltkrieg zwar verloren gegangen war, dass sie aber ihre Nazigesinnung fortgesetzt behielten und teilweise in staatlichen Institutionen weiterhin auslebten. Ich erinnerte mich auch, das mein Vater Halbjude war und wegen der Nazis fliehen musste. In mir wuchs von Tag zu Tag die Kraft und Überzeugung, in meinen Leben erstmals was Positives zu tun, wenn ich das inhumane System und Praktiken im Gefängnis angreife, konzentrierte und entwickelte mich bewusst und gezielt auf dieses Ziel. Es schwebte mir schon vor die Augen durch irgendwelche Aktionen die breite Öffentlichkeit auf die sklavischen und tyrannischen Zustände hinter Gittern aufmerksam zu machen, sah aber noch keine realistische Möglichkeit. Denn die Repression im Gefängnis war so immens, das ich schnell merkte, dass die meisten Häftlinge zu einen Gefängnisstreiks oder Revolte zu viel Angst hatten und das viele der Kollaboration mit der Justizwache bevorzugten. So beschränkte ich mich fürs erste der massiven Schreibinitiativen durch Beschwerden und Strafanzeigen mit kleinen erfolgen, was mir aber gleichzeitig Repressalien und Isolationshaft einbrachte, letzteren stärkte noch mehr meine Überzeugung und Wille. Ob es zwischendurch nur kleine Erfolge waren, möchte ich nicht so unbedingt behaupten, denn immerhin erstattete ich Strafanzeige gegen das Gefängnispersonal wegen Verdacht der Experimente mit Psychopharmaka Medikamenten, wodurch und Schlagartig damit aufgehört wurde Strafgefangenen nieder zu spritzen. Die meisten niedergespritzten Häftlinge wurden Blitzartig in anderen Justizanstalten wegverlegt, manche davon in öffentlichen Krankenhäuser in Abteilungen für psychisch/geistig kranke und beeinträchtigten. Mai 1983 ergab sich dann die Gelegenheit. Ich startete mit einem zweiten Häftling einen nahezu unmöglichen Fluchtversuch, der zwar scheiterte, aber ich hatte schon vorher mit der zweiten Variante spekuliert und liebäugelt, nämlich auf dem hohen Dach der JA Garsten angrenzende Kirche zu klettern und dort eine Protestaktion zu starten und die Öffentlichkeit aufzurütteln – und so kam es auch. Mein Gefährte und ich saßen zwischen den 31.Mai u. 1. Juni 1983 eineinhalb Tage lang am hohen Dach der Kirche, LG Steyr GZ 8a E Vr 511/83, und zogen Journalisten und TV-Teams in Scharen an, die sogar mit ihren Kameras auf die Lücken der Kirche stiegen. Das ganze wurde zu einem medialen Spektakel weit über die Österr. Grenzen hinaus, was in der Folge erstmals zu einer öffentlichen Politisierung der Angelegenheit „Strafvollzug“ führte, war dieser Begriff bis dahin in Österreich ein Tabuthema. Erst als das Bundesministerium für Justiz eine Pressekonferenz genehmigte, stiegen wir vom Dach wieder herunter. Zuvor hatte ich den Justizminister über die Medien aufgefordert nach Garsten zu fahren und mit mir über die Missstände in der Anstalt zu sprechen. Der Justizminister ließ mir aber ausrichten, dass er sich von mir nicht erpressen lässt. Letztendlich gab er nach und genehmigte eine Pressekonferenz. Die Pressekonferenz fand auch statt, wobei der Kameramann des ORF in der allgemeinen Aufregung die Panne passierte, eine leere Batterie gehabt zu haben, so dass nur Bruchteile der Pressekonferenz aufgenommen werden konnte, die Journalisten der Printmedien schrieben aber vieles auf. Erstmals begannen Journalisten als Folge meiner spektakulären Dachaktion über die wahren Praktiken der Sklaverei und Tyrannei hinter Gittern zu berichten und die Justiz geriet im höchsten maßen in Misskredit. Alle Medien anzuführen ist unmöglich, weil es ein regelrechter Medienspektakel war, siehe in Archiven der Journalisten. Ich wiederum geriet wieder einmal in Isolationshaft, diesmal als Staatsfeind, wie die Tageszeitung „Kurier“ vom 25.5.1986 auf Seite 14 erwähnte. Und für das Gefängnispersonal war ich natürlich eine verhasste und unsympathische Person geworden. Denn durch die Enthüllungsjournalismus, die auf die Protestaktion hin folgte, verlor das Gefängnispersonal viele Privilegien. Mit meiner Protestaktion hatte ich mir nicht nur einen langen unerfüllten Traum verwirklicht, sondern auch einen Riesenerfolg verbucht. Über die Protestaktion wurde Weltweit berichtet und in einigen Ländern Europas sogar über die Missstände detailliert berichtet, in Österreich war es schlechthin der Beginn der Berichterstattung über den Strafvollzug und deren wahren Praktiken. Auch wenn die Protestaktion positive Aspekte für uns Strafgefangenen brachte, indem z.B. Misshandlungen geringer wurden, so hatte sich in den Haftbedienungen hinsichtlich Arbeitsverdient, Verpflegung und Freizeitgestaltung nichts viel geändert. Für mich war daher klar, dass ich auf die nächste Gelegenheit warten muss. Und diese Gelegenheit kam am 2.August 1989. Es gelangt mir ein Gefängnisausbruch aus der Justizanstalt Graz-Karlau. Ich geriet während der Flucht jedoch in Panik, hielt ein Auto an in das zufällig die Ehegattin eines Oberregierungsrates der steirischen Landesregierung saß. Zwei Tage später schickte ich sie dann mit einer Selbstanzeige und Protestschreiben gegen die Sklaverei und Tyrannei in dem Gefängnisse zur Polizei. Bei meiner Festnahme dann in Klagenfurt gab ich u.a. an, „aus dem Gefängnis ausgebrochen zu sein, um in Ausland österr. Botschaftsangehörige zu entführen, um die Sklaverei und Tyrannei im Gefängnis zu beenden“. Diese Absicht hatte ich zwar nicht, sondern wollte ich damit nur Schlagzeilen machen, um die Angelegenheit „Strafvollzug“ wiederholt medial zu politisieren, was mir auch reichlich und selbst im Club 2 des ORF gelang. Siehe z.B. auch „Steirer Krone, 20.8.1989, Seite 16-17, „Wiener Stadtzeitung“, 15.8.1989, Seite 13, und „Kurier“, 20.8.1989, Seite 5 und 17. Das war das zweite spektakuläre Husarenstück gegen die Vollzugsbehörden und gegen das Gefängnispersonal. Es brachte den Erfolg, dass selbst im Nationalparlament eine Diskussion über den Strafvollzug in Österreich ausbrach, die eine Novellierung des Strafvollzugsgesetzes zur Folge hatte. Allerdings beinhaltete die Novellierung keine tatsächlichen Erleichterungen für uns Strafgefangenen. Die Beamtenschaft hinderte sinnvolle und humane Schritte im Strafvollzug, um ihren Privilegien nicht gänzlich zu verlieren.

Daher verfasste ich im Mai 1992 im Hochsicherheitstrakt der Justizanstalt Stein eine Tonbanddokumentation über die Missstände, ließ es der Redaktion des Nachrichtenmagazins „Profil“ von einen entlassenen Mithäftling zukommen (Redakteur Hr. Buchacher, Ausgabe 23, 1.Juni 1992, „Stein ist die Hölle – Häftlinge vor Revolte“ auf die Titelblatt und Seite 22 bis 27) und die Angelegenheit „Strafvollzug“ wurde wiederum zu ein öffentlichen Politikum, zumal wir Häftlinge in der JA Stein in der Folge eine Woche lang revoltierten (Nachrichtenmagazin „Wiener“, Septemberausgabe 1992, „Hölle Stein“„Seite 242-243, „Täglich Alles“ Zeitung, 24.Juni 1992 „Blutbad in Stein während Revolte“ und in vielen anderen Medien.

Der Sicherheit Nationalrat musste einberufen werden, der wiederum der Bundesherr von Krems in Alarmbereitschaft versetzte, da die Bevölkerung rund herum während der Revolte eine Massenflucht befürchtete. Somit war mir der dritte und ebenfalls spektakuläre Husarenstück gelungen, und zwar mit dem bestmöglichen Erfolg, den es wurden sofort Fernsehen und anderen Forderungen stattgegeben. Ich landete neuerlich in Isolationshaft, konzentrierte mich aber nunmehr auf mein Leben und schriftliche Memoiren, beendete endgültig meine Initiativen und Protestaktionen. Ich hatte einfach genug, zumal der Vollzug mit TV-Geräte, Computer, Kocher, Kühlschränke etc. etc. humanere Züge anzunehmen begann. Was ich wollte hatte ich erreicht, nämlich die Öffentlichkeit gegen die Justiz in Sachen Strafvollzug zu instrumentalisieren und Bewegung hineinzubringen. Ich war und bin heute noch sehr stolz auf mich und verspüre eine tiefe Genugtuung und innerliche Befriedigung. Ich hatte mich nicht nur teilweise gerächt für die Erniedrigungen und Misshandlungen in den staatlichen Erziehungsanstalten und Gefängnisse, sondern und vor allem mit einem auf Sklaverei und Ausbeutung ausgerichtetes Gefängnispersonal Katz und Maus gespielt mit beachtlichen Erfolg. Über zwölf Jahre lang verhielt ich mich dann in der Justizanstalt Stein ruhig und ging auch in den Anstaltsbetriebe arbeiten, wie jeder andere Strafgefangener. Das Gefängnispersonal war zwar fortgesetzt sehr voreingenommen vor mir, gravierende Schikanen fanden aber nicht mehr statt. Das änderte sich dann Schlagartig, als ich Zeuge eines Todesfalles wurde und ich mich bei der Kremser Polizei und bei Amnesty Int. In Wien als Zeuge meldete. Der Häftling und Schwarzafrikaner, Edwin Ndupu, verstarb nämlich am 19.8.2004 infolge von Misshandlungen durch Justizwachebeamten. Über Nacht wurde ich deswegen in die Justizanstalt Garsten verlegt und verlor auf die Stelle meine Arbeit und sonstige Vergünstigungen. Und zudem war ich plötzlich wieder Fluchtgefährlich und wurde in Sicherheit-Vollzug genommen. Ich war aber nicht der einzige, der blitzartig von der Justizanstalt Stein deswegen wegverlegt wurde. Zumindest ein halber dutzend anderer Häftlingen wurden wegverlegt, nach dem sie sich ebenfalls als Zeugen zur Sache gemeldet hatten. So wurden Ermittlungen gegen Justizwachebeamten umgangen und unterdrückt. Diesbezüglich wurde ich auch Ende Dezember 2004 vom Nationalratsabgeordneten Karl Öllinger der Grünen Partei hier in der Justizanstalt Garsten aufgesucht, was bei der Vollzugsbehörden und Justizwache für internen Aufruhr führte. Seither, weil ich mich in einen Todesfall als Zeuge meldete, werde ich vom Gefängnispersonal wieder einmal als Feindbild behandelt und dementsprechend behandelt. Allerdings bin ich andere harten Bandagen gewohnt, so dass ich mich nicht davon beeindrucken oder beeinflussen lasse.

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Das dramatische und der Vorstellungskraft Brechende Gefängnisausbruch

Aktenzeichen 6 Vr 1998/89, Hv 5/90 des Landesgerichtes für Strafsachen Graz/Österreich.

Das Gerichtsakt im Buch ein fliesen zu lassen ist schon wegen deren Umfang unmöglich, kann es aber den Verleger vorlegen sowie auch anderen Fakten. Ich kann jetzt nur wichtige Passagen aus der Originalprotokollen zitieren.

Der oben angeführte Gerichtsakt allein schon stellt bei näherer Untersuchung unter Beweis, dass meine folgende Geschichte weder der kriminellen Intelligenz und/oder der Phantasie entspringt.

Es gibt aber auch darüberhinaus gehenden Tatumstände und Fakten, worüber ich aus Rücksicht gegenüber der Gattin des Oberregierungsrates Jahrelang geschwiegen habe, die ich aber nun in meiner Memoiren ein fliesen lasse.

Es darf aus tragischen und moralischen Gründen nicht wahr sein, was wahr ist, weshalb die österreichische Staatsjustiz heute noch alles daran setzt, um die Wahrheit zu vertuschen.

Ich muss als Bauernopfer hinhalten, indem ich in wesentlichem Punkte der Anklage bewusst und gezielt unschuldig verurteilt wurde.

Die Staatsjustiz samt ihren Anhang von Gerichtssachverständigen und Anstaltspsychologen und Psychiater mit inbegriffen versuchen verzweifelt die Wahrheit zu vertuschen, diese liegt aber auf der Hand. Meine Fakten und Argumentationen sind stichhaltig und niederschmetternd.

Nach über 29 Jahren ununterbrochener Strafhaft will ich aber nicht mehr schweigen. Deswegen breche ich jetzt mein schweigen und schildere die Tragödie haargenau so, wie sie passiert ist und zustande kam.

Damit will ich nur die wirklichen Gründe dokumentieren, weshalb die Staatsjustiz mit Vehemenz gegen eine Entlassung meiner Person entgegentritt. Ich will der Staatsjustiz allenfalls nicht die Genugtuung verschaffen, mein Tod und der Vertuschung zu feiern. Denn die Wahrheit tut am meisten dann sehr weh, wenn man sie vertuschen und nichts davon hören will.

Ich habe zur Sache weit mehr Charakter gezeigt als die Staatsjustiz selbst, die die Situation ausnützte, um meine Person künstlich abzutöten. Meine polizeilichen und gerichtlichen Aussagen in der gegenständlichen Strafsache sind der beste Beweis. Noch bessere Beweise sind aber die Protokolle der Zeugin selbst, die alle im gegenständlichen Gerichtsakt vorliegen. Diese hat auch der Herr Auslandsjournalist Magister Wolfgang Machreich der Wiener Wochenzeitung „Die Furche“ vorliegen.

Nach über elf Jahren ununterbrochener Haft bin ich am 2.8.1989 mit zwei weiteren Mithäftlingen aus der Justizanstalt Graz-Karlau in Österreich ausgebrochen und kaperte fünf Tage später die Gattin eines Oberregierungsrates der steirischen Landesregierung.

Der Gefängnisausbruch war spektakulär und schlug in der öffentlichen Berichterstattung naturgemäß große Wellen, zumal ich angedroht hatte im Ausland österreichische Botschaftsangehörige zu entführen, um die Sklaverei und Tyrannei in den Österr. Gefängnisse zu beenden. Der Gefängnisausbruch vom 2.8.1989 hatte meinerseits in wesentlichen mit Missstände und mit der Vorgangsweise des Gefängnisarztes meiner Person gegenüber zu tun, da ich mich sehr krank fühlte, wobei ich vom Gefängnisarzt links liegen gelassen wurde. Als ich wieder aufgegriffen und ärztlich untersucht wurde, stellte sich heraus, dass ich an ein akutes Magengeschwür und an Schilddrüsenüberfunktion litt. Mir ging es also weniger um die Freiheit, als vielmehr um meine Gesundheit und um die Angelegenheit „Strafvollzug“ in der Öffentlichkeit neuerlich zu politisieren, was mir letztlich auf dramatische und tragische Weise gelang.

Die ersten zwei Tage meiner Flucht verbrachte ich gemeinsam mit einen der beiden Fluchtgefährten in den waldigen Hügeln rund um Graz versteckt, dann ging auch er seinen eigenen Weg. Der Dritte hatte sich sogleich auf den eigenen Weg gemacht. Nach 11 Jahren ununterbrochener Haft nunmehr allein gestellt, war ich ziemlich übersichtlos und unbeholfen. Tagsüber bewegte ich mich nur im Schutze des Waldes fort. Sah ich irgendwelche Personen sich durch Waldwege bewegen, so versteckte ich mich sofort. Die Flucht hatte nicht ich vorgeplant und organisiert. Ich wurde erst in die Endphase der Vorbereitung zur Flucht eingeladen, so dass ich ziemlich unvorbereitet war. Es war im Grunde eine emotionale Entscheidung und keine verstandsmäßige. In der Nacht trieb es mich dann an Ortsränder, wo ich mich nach Einbruchsmöglichkeiten umschaute. Ich brauchte ganz dringend was zum Essen und warme Kleidung, denn meine Kleidung war völlig verdreckt und vom Regen durchnässt, so dass meine Zähne vor Kälte und Hunger klapperten. Schon in den ersten zwei Tagen hatten wir nichts Ordentliches zu Essen gehabt, außer unreife Äpfeln und rohe Maiskolben. Auch meine Zehen waren durch das ständigen gehen und der feuchten Füße mit Blasen und Entzündungen ziemlich mitgenommen und schmerzten bei jedem Schritt. Zudem war ich im Dunkel der Nacht gestolpert und hingefallen, wobei ich mir eine Fußverstauchung und einen großen Splitter auf der rechten Handballen zuzog, AS 3-13 Band II. Ich fand schließlich eine günstig gelegene Schrebergartenhütte und drang in diesen ein. Dort fand ich zu meinem Glück Konservendosen und Schokolade sowie neue Bekleidung. Die Nacht übernachtete ich in den Schrebergarten und machte mich in der Morgendämmerung wieder auf den Weg. Den Schrebergartenbesitzer hinterließ ich ein Entschuldigungsbrief und eine Erklärung für die Öffentlichkeit, das ich dazu bereit wäre, mich freiwillig zu stellen, soweit das Justizministerium eine justizunabhängige Kommission einsetzt zur Behebung der Missstände im Gefängnis, AS 3-13 Band II. In einen Rucksack, das ich ebenfalls in der Schrebergartenhütte gefunden hatte, stopfte ich einige Konserven, Kleiderersatz, ein Brotmesser und Werkzeuge beladen, letzteren für weitere Einbruchsdiebstähle. Mir war klar, das ich einen langen Fußmarsch vor mir hatte, zumal ich nicht Autofahren konnte und höchstens irgendwo ein Fahrrad zu stellen hoffte. Ebenfalls war mir klar, dass ich mich nur durch weitere Einbruchsdiebstähle übers Wasser halten konnte, denn ich war völlig Mittellos. Auf der Suche nach weitern Nahrung und Verbandszeug, brach ich in der Nacht vom vierten auf den fünften Fluchttag in eine weitere Schrebergartenhütte ein und anschließend in eine Arbeiterbaracke, jedoch mit geringem Erfolg. Gegen Morgengrauen war ich dann so müde, dass ich mich zwischen Gestrüpp eine Schlafstätte einrichtete. Durch das rascheln und knacken von nahenden Schritte schreckte ich im nu vom Schlaf auf. Plötzlich sah ich direkt vor mir ein männliches Gesicht und dachte, dass meine Flucht nun zu Ende wäre. Der Mann war aber nicht weniger erschreckt als ich. Er drehte sich abrupt um und entfernte sich mit schnellem Schritte. Später sollte ich erfahren, dass er beim Bundesheer tätig war und an diesen Tag frei hatte und im Wald nach Schwammerln suchte. Mich packte jedenfalls die Panik, denn ich ging jedenfalls davon aus, dass er mich als Ausbrecher erkannt hatte oder verdächtigen und die Polizei anrufen würde, so dass ich in Blitztempo das notwendigste zusammenraufte und mich ebenso in eiligen Schritte entfernte, AS 145 Band I. Wenn mehrere Strafgefangenen gleichzeitig ausbrechen und noch dazu aus Lebenslanger Haftstrafe, so war mir klar, das intensiver Fahndung und Berichterstattung stattfand. Als er außer Sicht war, beginn ich zum laufen, fiel aber immer wieder in Schritttempo zurück, weil die Füße nicht mitmachen wollten. Ich geriet in einen asphaltierten Waldweg und gleich danach sah ich auf eine stark frequentierte Landstraße hinab, die ich unbedingt vermeiden musste, denn gerade von dort würde die Polizei oder Gendarmerie kommen, schoss mir durch den Kopf. Ich musste quasi wieder etwas zurück von wo ich gekommen war, denn auf die eine Seite des Waldweges war offener Ackerland und auf die andere Seite ging es zu steil Hügelab. Als ich plötzlich Motorgeräusche hörte, dachte ich sofort an einen Polizei- oder Gendarmerie wagen und mein Herz raste wie verrückt vor Panik. Ich schaute um mich um, es war jedoch ein normaler Pkw auf schätzungsweise etwa 100 oder 150 Meter Entfernung und da schoss es mir spontan und instinktiv durch den Kopf, als wenn eine fremde Person auf mich einreden und befehlen würde „Anhalten und den Fahrer mit den Messer zwingen aus den Gefahrenbereich wegzufahren“. Dann ging alles Blitzschnell. Ich winkte den sich nähernden Pkw, der genau neben mir stehenblieb. 20-30 Meter zuvor hatte ich schon erkannt, dass eine Frau am Steuer saß. Ich griff durch den Fahrersitzfenster und packte die Frau bei der Bluse und mit der anderen Hand hielt ich ihr das Brotmesser, das ich von einer Schrebergartenhütte mitgenommen hatte, vor der Brust. Gleichzeitig schrie ich sie wie verrückt an „Fahren Sie mich hier weg. Ich bin aus dem Gefängnis ausgebrochen und die Polizei ist hinter mir her“. Ich riss die Autotür auf, drängte die Frau auf den Beifahrersitz, stieg gleichzeitig in den Wagen und drängte die Frau auf den Fahrersitz zurück. Ich fuchtelte weiter mit dem Messer vor ihrer Brust und forderte sie auf. sofort wegzufahren. Die Frau war natürlich total erschreckt und gehorchte mir zunächst wortlos, AS 45-47. Ich hatte in diesem Moment keine Ahnung, dass es sich um die Ehegattin eines Oberregierungsrates der steirischen Landesregierung handelte und dass mir und ihr eine ungeahnte Tragödie bevorstand. Ich forderte sie auf, mich von de Gegend schnell zur jugoslawischen Grenze wegzufahren, und erklärte ihr, dass die Polizei jeden Moment eintreffen könnte. In völliger Angst versetzt, fuhr sie sofort los und bat mir wiederholt, ihr nichts anzutun. Ich versprach es ihr, soweit sie kein Blödsinn macht. Drohte ihr aber zugleich, sie mit dem Messer zu stechen, wenn sie irgendwas versuchen würde, was die Polizei aufmerksam machen könnte.

Sie fuhr los und ich hielt ihr das Messer an der Hüfte angesetzt, um sie durch Drohung einzuschüchtern. Wir fuhren quer durch die Stadt Graz bis zur Südautobahn. Die Frau war derart verängstigt, das sie keinerlei Versuche unternahm. Nach Erreichen der Südautobahn, bedrohte ich sie nicht weiter und verstaute demonstrativ das Brotmesser in den Rucksack hinein. Da sie während der Fahrt quer durch die Stadt Graz keinen Fluchtversuch unternommen oder Personen oder die Polizei sonstwie zu warnen versucht hatte, ging ich nunmehr davon aus, dass sie es am wenigsten auf der Autobahn tun würde. Sie schaute mich erstaunt an und ich erklärte ihr, das ich nie wirklich die Absicht hatte, ihr was anzutun und dass es mir aufrichtig leid tun würde, ich sei jedoch aus Angst erwischt zu werden in Panik geraten. Die Frau atmete sichtlich auf und wirkte sofort beruhigter und wir begannen uns zu unterhalten. Ich erklärte ihr, warum ich aus dem Gefängnis ausgebrochen sei und erzählte ihr über die Missstände im Gefängnis, was die Zeugin auch dann protokollarisch bestätigte ( AS 57, „Aufgrund seiner Erzählungen ist er nicht direkt auf der Flucht aus dem Gefängnis, sondern er wurde in der Strafanstalt äußerst schlecht behandelt und schikaniert und will damit nur auf die schlechten Verhältnisse im Gefangenenhaus aufmerksam machen. Aus diesem Grund hat er auch die Zeitung angerufen“). Umso erstaunter war ich wiederum, als sie mir sagte, dass ich ihr nicht immer wiederholen müsse, dass sie mir glauben sollte, weil sie wüsste, dass ich ihr die Wahrheit sagen würde. Und als ich sie perplex fragte, wieso sie es wüsste, erzählte sie mir, das ihr Mann hoher Regierungsbeamter sei und das sie gelegentlich Gespräche unter den Beamten beiwohnen würde und von daher wüsste, das in der Justizanstalt Graz-Karlau unmenschliche Haftbedienungen herrschen würden. Ich versprach ihr wiederholt, dass sie sofort nach Hause zurückfahren könne, sobald wir die jugoslawische Grenze erreicht hätten, und entschuldigte mich ebenso oft für die an sie begangene strafbare Handlung. Ich sagte es aufrichtig und mit voller Überzeugung, denn einstweilen hatte ich die Panikstimmung abgelegt und es wurde mir schock artig bewusst, das ich die Frau und mich selbst in einen unglaublichen Sache und Schlammassel hinein katapultiert hatte. Ich behielt ihr gegenüber während der ganzen Zeit einen höflichen und respektvollen Ton. Erst etwas später fragte ich sie, ob ich sie bei ihrem Vornamen ansprechen dürfte und sie stimmte zu. Was ich damals nicht wusste war, das meine primäre strafbare Handlung an ihr, sie nämlich angehalten und zur Fahrt zur jugoslawische Grenze mit Waffengewalt gezwungen zu haben, der Tatbestand der Nötigung nach §§ 105, 106 StGB darstellt mit Strafdrohung von 6 Monate bis 5 Jahren Haft ( Strafurteil, AS 130-131, Band III). Ich ging stattdessen davon aus, dass es sich um eine Geiselnahme handelt mit Strafdrohung bis zu 20 Jahren Haft. Ein fataler Irrtum, wie sich später herausstellen sollte. Ich erzählte ihr zwischendurch auch, weshalb ich im Gefängnis saß, nämlich weil ich Bank- und Postüberfälle begangen hatte und dabei einen Postbeamten so unglücklich traf, das er Tage später verstarb. Auch hier zeigte sie sich sehr neugierig und ließ sie den Ablauf der Überfälle schildern und fragte dazwischen nach, AS 57. Die weitere Fahrt auf der Südautobahn verlief jedenfalls soweit entspannt, als das an ihr äußerlich keine große Anspannung oder permanente Angst zu bemerken war. Das konnte ich schon daran erkennen, indem sie mich offen anschaute und den Blick hielt. Wir unterhielten uns zunächst näher über die Missstände in der Justizanstalt und sie fragte immer neugierig nach. Ich erzählte ihr auch von meiner spektakulären Protestaktion auf dem hohen Kirchendach der Justizanstalt Garsten vom 31.5. auf den 1.6.1983. Sie erinnerte sich sehr gut daran und war ziemlich verdutzt, das ich es war und ich musste ihr näheres und in Detail darüber erzählen. Zwischendurch erklärte ich ihr wiederholt, dass ich unbedingt nach Jugoslawien müsse und bat sie mir zu helfen, um von dort wiederum in meinen Heimatland Uruguay zurückkehren zu können. Sie schaute mich fest und prüfend an und sagte, „Ok, ich helfe Ihnen und fahre Sie zur Grenze, aber versprechen Sie mir, das Sie mir nichts antun“. Ich wusste natürlich, dass sie in dieser Situation kaum eine andere Wahl hatte, als mir zuzustimmen. Trotzdem hatte ich komischerweise ein gutes Gefühl, das sie es aufrichtig meinte. Ich konnte mit ihr an und für sich sehr gut kommunizieren. Ich war auf der Höhe ihrer Sprache und Ausdrucksweise, worüber sie sogar sehr überrascht war. Dass ich aus Uruguay stammen würde, machte sie neugierig und ich erzählte ihr von meiner glücklichen Kindheit in Uruguay, während sie stets erstaunt darauf reagierte, wie gut ich die Deutsche Sprache und die Ausdrucksweise beherrschen würde. Ich erzählte ihr wiederum, das ich es von allein gelernt hätte im Gefängnis, vorwiegend in Isolationshaft durch vielen Lesen und Schreiben, letzteren um meine Memoiren und Beschwerden gegen Missstände im Gefängnis ordentlich schreiben zu können. Dazwischen fragte ich sie nach einer Straßenkarte, um mich orientieren zu können, und sie nahm es aus den Handschuhfach (As 47, „Ich habe dann auf meiner Straßenkarte, die ich im Fahrzeug mitführte, nachgesehen und bin in Richtung Lavamünd gefahren“). Im offenen Handschuhfach fand ich hundert Schilling und ich fragte sie, ob sie mir das Geld für Lebensmittel geben könne und erklärte ihr, dass ich seit meiner Flucht kein einziges richtiges Mahl gehabt hätte. Sie bejahte, dass ich das Geld behalten könne (AS 53, „bezahlt wurde von meinem Geld, welches ich ihm teilweise gegeben bzw. eigenhändig bezahlt habe). Vor Wolfsberg machten wir kurz halt, um auf die kleine Seite zu gehen. Und da der Benzinzeiger ziemlich unten war, beschlossen wir bei Wolfsberg Benzin nachzudenken. Sie tankte ca. 20 Liter, um genug für die Rückfahrt zu haben und bezahlte mit den hundert Schilling, die sie mir zuvor gegeben hatte (AS 47, 93, 220 Band I u. II. „ Kurz nach der Autobahnabfahrt habe ich bei einer Tankstelle um 100 Schilling getankt, von dem Geld, das ich ihn gegeben habe“. Später fand sie in ihrem Führerscheinetui noch etwas 200 hundert Schilling, mit die sie dann in Lebensmittelgeschäfte und in Gast- und Kaffeehauslokale bezahlte. Dafür sollte ich später dann wegen schweren Raubes angeklagt und verurteilt werden. Von Wolfsberg Richtung St.Andrä und St.Paul, unterhielten wir uns eher über privates. So erzählte sie mir von ihrer Familie und das sie mehreren Kinder hätte. Ich wiederum erzählte ihr, dass ich wegen Bank- und Postüberfälle im Gefängnis gelandet wäre und das ich verheiratet wäre Sie fragte mich nun näheres über meine Frau und als ich ihr unter anderem erzählte, dass sie mich zwar besuchen kommen darf, dass wir uns aber nicht einmal ein Bussi geben durften, da reagierte sie mit Empörung: „Das ist aber eine Gemeinheit“. Ihre Empörung und Ton machte mich stutzig. Irgendwie spürte ich, dass die Frau ihre Verängstigung völlig abgelegt hatte und dass sie für die Situation nunmehr ungewöhnlich entspannt wirkte. Ich beobachtete sie von der Seite, um mich vorzugewissern, ob sie mir nichts vorspielte und zu täuschen versuchte. Nein, sie täuschte mich nicht und zudem sah ich das erste Mal, dass die Frau schön war und im besten Alter von 37 Jahren, wie sie mir auf meine Frage hin antwortete. Erst zu diesem Zeitpunkt kam mir erstmals der Gedanke und leisen verlangen nach Sexualität. Die Anspannung der Tagelangen Flucht, die ständige Angst, nicht zuletzt die Panik Situation sowie des Tagelangen Hungern, die Schmerzen und die Müdigkeit ließen kein platzt für etwas anderes frei. Minutenlang machte sich im Auto gespanntes Schweigen breit. Weniger aus Verlangen als vielmehr aus Neugier, was und wie sie antworten würde, fragte ich sie Minuten darauf, „ich bin zwar verheiratet, habe aber schon elf Jahre lang mit keiner Frau geschlafen. Lassen Sie mich? Ich verspreche ihnen nicht brutal zu sein“. Sie schaute mich kurz an und antwortete nach kurzer Pause, „ja, aber nicht im Auto“. Ich wusste vor erstaunen nichts Weiteres zu sagen. Stattdessen schaute ich sie öfters prüfend an um festzustellen, ob sie mich für blöd hält und austricksen will und ob sie nicht doch etwas plant. Mir war mittlerweile sehr klar geworden, dass die Frau außergewöhnlich Intelligent war mit sehr starker Persönlichkeit. Ich dachte mir auf der Hut zu sein. Ich wurde plötzlich nicht mehr Schlau aus ihr. Ihre Antwort und Zustimmung kam für mich unerwartet. Ich hatte ein klares „nein“ erwartet. Jedenfalls setzten wir die Fahrt fort und unterhielten uns nurmehr Bruchweise. Ich war nun wie gehemmt und mir ging ihre Zustimmung nicht aus dem Kopf. Mittlerweile wusste ich von ihr, das sie auch Kinder hatte und dachte mir, dass sie lediglich vernünftig zu handeln versucht, damit ihr nichts geschieht; das sie eben ihre Sexualität als Waffe einsetzt, so dass ich auf der Hut sein sollte. Kurz vor St.Paul entdeckten wir dann ein Straßenschild „Grenzgebiet“ und Bogen von der Straße in einen Acker weg hinein und hielten den Wagen in der Nähe von Bäumen. Wir schauten uns die Straßenkarte näher an und waren uns sicher nur wenige Kilometern vor der jugoslawische Grenze zu sein. Ich besprach mit ihr die weitere Vorgangsweise und sagte ihr, dass sie mich bis knapp vor der Grenze zu Fuß begleiten sollte, damit ich entsprechenden Vorsprung hätte. Danach sollte sie zu ihrem Auto zurückgehen und entweder zur Polizei oder nach Hause zurückfahren, womit sie auch einverstanden war. Jedenfalls drückte sie keine Ablehnung aus und machte auch keinen anderen Vorschlag. Ich bat sie um die Straßenkarte, um mich in der weiteren Folge der Flucht zu orientieren und sie bejahte. Sie nahm ihr Führerschein und anderen Sachen vom Handschuhfach und versperrte das Auto. Dann machten wir uns auf den Weg in den Wald und durch den Wald Richtung Staatsgrenze. Erstaunen ließen mich ihre Begeisterungsausbrüche dazwischen, „als kleines Kind habe ich von Räuber-und-Gendarm-Spiele geträumt und jetzt bin ich selber mittendrinn!“. Ich konnte es nicht glauben und merkte, dass sie mich mit ihren Antworten und Reaktionen immer wieder von neuen überraschte. Das sie die die Angelegenheit nunmehr als Räuber-und-Gendarm- Spiel sah, das freute mich einerseits sehr, andererseits konnte ich es aber nicht ganz begreifen. Ich wusste natürlich, das ich mich ihr gegenüber äußerst höflich und Respektvoll verhielt sowie das meine Entschuldigungen bei ihr Gefallen gefunden hat, aber das ich die Frau in so kurzer Zeit fast für mich gewinnen konnte, was eindeutig den Anschein hatte, das überraschte mich ganz besonders. Nach kurzem Fußmarsch in dem Wald setzten wir eine Rastpause ein, denn meine Füße schmerzten höllisch. Die Füße waren von der permanente Nässe aufgeschwemmt und die Blasen geplatzt. Die Verstauchung und die Verletzung auf dem Handballe waren wiederum nicht so schlimm, wie ich anfänglich befürchtete. Bei diesem Rastplatz näherte ich mich ihr erstmals und mehr als Neugier sexuell, indem ich meine Hand auf ihr Jean auf Schoß höhe legte und sie zwischen den Beinen berührte und streichelte. Eigentlich hatte ich spätesten hier erwartet, das sie zumindest und zunächst „nein“ sagen würde, was ich schon von daher respektiert hätte, weil ich aus Müdigkeit und Schwäche ziemlich Lustlos dazu war und angst vor den Versagen hatte. Es kam aber kein „nein“. Somit wurde mir klar, dass die Frau tatsächlich Sex wollte, aus welchem Grund auch immer. Ohne Worte zogen wir uns nackt aus und sie legte sich auf ihre Kleider. Sie hatte trotz ihres Alters und mehreren Kinder eine erstaunlich schöne Figur. Um mich zu schonen, machte ich mich zuerst mit dem Mund und mit der Zunge an ihr heran, indem ich ihren Unterleib überall küsste und ihre Scheide und After mit der Zunge liebkoste und in ihr eindrang. Dabei merkte ich, dass die Frau sexuell ausgehungert sein musste. Sie reagierte und zuckte nahezu auf jede Berührung. Wenn ich zunächst wegen der körperlichen Strapazen sexuell zu versagen fürchtete, so doch weckte ihr Geschlechtsgeruch, ihre Erregung und Bereitschaft meine Instinkte, so dass wir den Geschlechtsverkehr durchführten, wobei sie schon durch den Vorspiel entsprechend erregt war und der Höhepunkt nicht lange auf sich warten ließ. Später gab sie bei der Polizei zu Protokoll: „Er war zwar nicht brutal zu mir, aber es war gegen meinen Willen“ AS 51. Abgesehen davon, das wir uns dieser Aussage zuvor abgesprochen hatten, um sie vor kompromittierendes zu schützen, wurde ich vom Gericht Graz entgegen ihrer Aussage sowie anderen entlastender Tatumstände und Fakten, wegen der schwersten Form der Vergewaltigung unter besonderen Qualen und Erniedrigung verurteilt. Mein leiser Verdacht, der ich zuvor hatte, dass sie mitunter ihre Sexualität einsetzt, um mich in Sicherheit zu wiegen, verflog dahin. Irgendwie schien mir das Ganze unwirklich. Die Frau war unglaublich, dachte ich mir. Später kamen aber Aspekte hinzu, die ihre Reaktion auf das Ganze verständlicher gestalten. Aus persönlicher Erfahrung mit zwei Mütter und Ehefrauen von früher her, wusste ich, das sie ihren Männern betrogen, weil sie von ihnen sehr vernachlässigt wurden, aber die gegenwärtige Situation war eine ganz andere natürlich. Sie machte den Eindruck, als wenn sie sich von schwerer Last befreit hätte. Sie wirkte im nu ausgelassen und Lebenslustig. Mit ihren 37 Jahren und der vollschlanken Figur wirkte sie sehr attraktiv und konstitutionell in bester Verfassung. Es ist ein Prachtweib und ich habe gut getan sie menschlich zu behandeln und ihr gezeigt zu haben, wie begehrlich sie sei, sagte ich mir. Als sie mir dann auf den Fußmarsch durch den Wald des weiteren erzählte, das sie mit ihren Mann seit fast zwei Jahren unter den selben Dach aneinander vorbeilebten und das sie auch keinen Sex hatten sowie das sie den Verdacht hätte, das er sie mit einen anderen betrüge, so dass sie sich längst schon scheiden hätte gelassen, wenn die Kinder nicht da wären, wurde mir klar, das ihr Verhalten nicht nur mit Befriedigung und Abenteuerlust zu begründen war, sondern auch mit Zorn und Rache gegen ihren Mann. Offenbar stand ihr das Familienleben mit ihrem Mann schon bis zum Halse raus.

Nicht im vollen Umfang, aber es dämmerte mir schon damals inmitten einer sich anbahnenden menschlichen Tragödie und Drama zu stehen. Ich fühlte mich plötzlich sehr unwohl bei dem Gedanken, wie ich und sie aus dieser Situation wieder raus bringen könnten. Es war etwas passiert, was die Vorstellungskraft jedes Menschen übersteigt, das war mir klar. Es ist einfach unvorstellbar, das eine Mutter und zudem Ehegattin eines Oberregierungsrates mit einen Verbrecher und Gefängnisausbrecher freiwillig mitgeht und das sie sich zudem auf sexuellen Handlungen einlässt. Die Frau nutzte die Situation aus, um sich sexuell abzureagieren und um sie sich Luft zu verschaffen. Das dachte ich mir auch zunächst. Wenn man sich aber das Gesamtbild der dramatischen Situation vor Augen führt, war es dem nicht so. An und für sich ist nichts außergewöhnliches, das Hausfrauen und Mütter gelegentlich fremd gehen, weil sie sich von ihren Ehemännern vernachlässigt fühlen. Das ist heute kein Geheimnis und Tabuthema mehr. Moralisch wird es aber nach wie vor schlimmer angeprangert, als wenn ein Ehemann eine Geliebte hat oder regelmäßig in einen Bordell geht, da ist es nur ein Kavaliersdelikt. Im gegenständlichen Fall ist die Situation jedenfalls und natürlich um das vielfache pikanter und delikater, weil es sich immerhin um die Ehegattin eines hohen Regierungsbeamten handelt. Von vulgärer Entgleisung kann aber sicher nicht die Rede sein.

Wir marschierten weiter und kamen bei einem Bauernhof vorbei, wo wir beim Bauer und Bäuerin um ein Glas Wasser baten, das wir auch bekamen. Da wir uns der Staatsgrenze sehr nahe wähnten, gingen wir in gemütliches Tempo weiter, um nicht zu früh anzukommen. Als sich die Abenddämmerung ankündigte, ahnten wir schon das Unheil, denn immer noch war weit und breit keine Staatsgrenze zu sehen. Andererseits wurde ihr Rückkehr zum Pkw in der Dunkelheit zunehmend unmöglicher, denn sie würde in Stockdunkelheit geraten und erst recht nicht weiterkommen. Ich bat sie bei mir zu bleiben bis ich die Grenze erreicht hätte, auch wenn es bis zum nächsten Tag dauern sollte, so dass ich meine Flucht sicher fortsetzen könne, denn, wie ich ihr erklärte, wenn sie jetzt weggehe und zur Polizei ginge, dann hätte ich kaum eine Chance über die alarmierte Grenze zu kommen. Sie stimmte zu, wenn auch in Zweifel geraten, was sie dann ihr Mann und der Polizei sagen sollte. Offenbar dämmerte es auch ihr schön langsam, dass sie zu weit gegangen war, so dass sie sich Sorgen zu machen begann. Um sie zu beruhigen suggerierte ich ihr mit Überzeugung ein, dass sie dann der Polizei und ihren Ehemann ganz einfach sagen sollte, dass ich sie eben permanent bedroht und dazu gezwungen hätte und das sie absolut keine Gelegenheit um Hilfe zu schreien gehabt hätte, geschweige denn um zu flüchten. In diesem Moment wurde mir auch klar, das ich alles auf mich nehmen musste, um die Frau nicht im Geringsten zu kompromittieren, so dass ich mit Überzeugung auf ihr einreden konnte. Wir überquerten mehreren Landstraßen und hofften endlich auf ein Schild mit „Grenzübergang“ zu stoßen, stattdessen wurde es aber immer dunkler bis wir kaum weiter konnten und uns im Wald eine trockene stelle zum ausrasten aussuchten. Uns war einstweilen klar geworden, das wir vom richtigen Weg abgekommen sein mussten, andernfalls hätten wir die Staatsgrenze schon längst erreicht. Wir aßen Konserven, die ich im Rucksack hatte. Auch gab ich ihr ein Pullover, denn sie war nur mit Turnschuhen, Jeans und eine Bluse unterwegs.

Bei diesem Rastplatz kam es neuerlich zu sexuellen Handlungen. In der Hauptsache führte ich manuelle und oralen Verkehr durch, indem ich sie mit der Zunge und Finger lange und stark im After und Scheiden Bereich liebkoste, während sie mein Penis mit der Hand massierte. Vor allem drang ich mit der Zunge ganz tief in ihr After ein, weil ich von anderen Frauen wusste, dass ihnen das wahnsinnig gefällt und erregt. Erst als ich merkte, dass sie den Höhepunkt nahe war, drang ich in ihr ein, Anal und Vaginal. Nach dem Höhepunkte küsste und liebkoste ich ihr Schoss und Hinterteil weiter, um ihr zu zeigen, wie glücklich und befriedigt ich sei und wie begehrlich sie ist. Danach legten wir uns eng aneinander, um uns auszurasten und vor der nachts frische gegenseitig warm zu halten. Dabei schob ich meine Hand unter ihre Kleider, umfasste und streichelte ihre Brüste zärtlich bis sie eingeschlafen war. Während sie schon schlief, dachte und spürte ich, dass diese Frau mein Untergang sein würde. Ich beobachtete sie im Schlaf. Da ertappte ich mich das erste Mal zu überlegen, ob und wie ich sie töten sollte. Und wenn ich sie töte, so darf sie nichts spüren, dachte ich mir. Ein schneller Herzstich oder ein fester Schlag auf den Genick, jedenfalls darf sie nicht leiden, sagte ich mir. Gleichzeitig wusste ich aber mit Gewissheit, dass ich das nie tun würde, egal was es mir koste. Gegen vier Uhr früh wachten wir auf und machten uns weiter auf den Weg. Die ersten und fernen Tags schimmer wiesen uns den Weg. Allerdings wussten wir nicht, welche Richtung zur Staatsgrenze der richtige war. Ich war völlig orientierungslos und hatte überhaupt keinen wirklichen Plan. Wir gingen nur drauflos Richtung vermeintliche Staatsgrenze. Dabei mussten wir Drahtzäune überklettern und teilweise steile Waldabgänge bewältigen. Dabei war sie zwei-dreimal gestolpert und hingefallen. Als es heller wurde, sahen wir einen riss und Blutfleck auf den Jean ihrer rechten Oberschenkel. Es war eine Fleischwunde, die sie sich entweder beim überklettern von Drahtzäune oder durch einen am Waldboden gelegenen spitzen oder scharfen Gegenstand zugezogen hatte. Ich reinigte die Fleischwunde mit einen Papiertaschentuch und legte ihr eine Wundpflaster an, beides ich beim einbrechen in Schrebergartenhütten mitgenommen hatte. Um alles zu vermeiden, wodurch ihre Fleischwunde entzündet hätte werden können, gab ich ihr meine Hose und ich zog die ihre vom riss beschädigten und vom Blut befleckten an. Auch hier wurde ich später wegen schweren Raubes verurteilt. Wir setzten unser Weg fort, ohne das sie in der Weiternen Folge schmerzen verspürte. Kurz darauf stießen wir auf einen Dorf nahe St.Michael, wie wir uns auf der Straßenkarte orientierten. Wir beschlossen auf einen nahe gelegenen Bauernhof zu gehen, wo wir uns etwas warme Nahrung zu schnorren versprachen. Sie schaute plötzlich in ihrem Führerscheinetui nach und fand einige Geldscheine, so zirka 200 Schilling, und meinte, dass wir nun etwas Geld für Nahrungsmittel hätten. Mir kam der Fund komisch vor und ich dachte mir, dass sie es gewusst haben musste, die Geldscheine sie dort mitunter als zusätzlichem Taschengeld vor ihrem Mann versteckte. Im Bauernhof wurden wir vom Bauer und der Bäuerin sehr freundlich empfangen und sie gab dann bei der Polizei zu Protokoll: „Wir sind zu einem Bauernhof gegangen, um uns dort Lebensmittel zu besorgen. Wir haben dort Getränke, Speck und Brot organisiert“, AS 53. Sie bot ihnen etwas Geld an, aber die Bauern ließen sich die Gastfreundschaft nicht nehmen. Wir erzählten ihnen, dass wir mit einen Moped nach Jugoslawien unterwegs gewesen wären, aber einen Unfall gehabt hätten, so dass wir nun zu Fuß weitermüssten. Wir verabschiedeten uns freundlich und gingen anschließend entlang der Landstraße und bogen dann in eine Waldlichtung ein.

Dort besprachen wir die Situation und ich erklärte ihr, dass ich bei hellem Tag die Staatsgrenze unmöglich überschreiten könne, so dass ich unbedingt den Abend abwarten müsste. Ich war mittlerweile völlig verunsichert und wusste im Grunde nicht richtig, was ich eigentlich wollte. Einerseits wollte ich die Staatsgrenze überschreiten, weil ich mir die Fortsetzung der Flucht aus dem Ausland leichter vorstellte, andererseits schien mir die Überschreitung der Staatsgrenze, noch dazu bei hellem Tag zu gefährlich. Sie wiederum war von der Sorge beklagt, was sie ihrem Mann nach der Rückkehr sagen sollte. Da schlug ich ihr vor, dass sie auf mich keine Rücksicht nehmen sollte, weil ich ohnehin erschossen würde, sobald mich die Polizei sichtig wird. Und falls ich nicht erschossen werde, so würde ich schon allein wegen meiner primären strafbaren Handlung an ihr mindesten 20 Jahre Haft bekommen. Ich redete auf sie ein, dass sie sagen sollte, dass ich sie ständig bedroht und brutal behandelt und wiederholt vergewaltigt hätte. Ich würde keinen Tag Haftstrafe mehr oder weniger bekommen, ob sie es sage oder nicht sage, erklärte ich ihr weiter. Und dabei war ich selbst davon überzeugt, weil ich irrtümlich davon ausging, dass meine primäre strafbare Handlung an ihr um eine Geiselnahme handelte. Dabei war es nur Nötigung nach §§ 105 u. 106 StGB, Hauptfrage VI des Strafurteils, AS 127-135. Sie fing zu weinen an und sagte mir, das sie das nicht könne und schlug mir vor, das wir wegen der sexuellen Handlungen überhaupt nichts sagen sollten, allein schon wegen ihrem Mann. Ich verstand, dass sie Angst hatte, wie ihr Mann als Regierungsbeamter darauf reagieren würde, allein schon in Berücksichtigung der gesellschaftlichen Stellung, die sie innehatten. Andererseits, erklärte ich ihr, könnte das verschweigen von sexuellen Handlungen ein großer Fehler sein, weil weder die Polizei noch ihr Mann ihr glauben würden, das ich sie nach so langer Haft und sexueller Entbehrung nicht missbraucht hätte, so dass sie erst recht in Verdacht geraten könnte. Des Weiteren schlug ich ihr vor, ihr eine schriftliche Selbstanzeige zu verfassen, wo ich alles hineinschreiben würde, so dass sie nur die Selbstanzeige bei der Polizei abzugeben braucht. Sie fing erneut zu weinen an und machte sie größte sorgen, was aus mir wird und das ich getötet werden könnte. Sitzend nahm ich sie in die Arme, streichelte ihre Haare und versuchte sie zu beruhigen. Ich spürte die Dramatik der Situation und fror. Um irgendwie aus der dramatischen Emotion raus zu kommen, fasste ich sie zwischen den Beinen und lenkte die Situation um. Zunächst wollte sie nicht, weil sie vor Sorge nicht in der Stimmung war, aber sie wehrte sich nicht, als ich ihr die Hose runterzog und ihr Schoss zu liebkosen begann. Danach gingen wir in St. Michael in eine kleine Bäckerei Geschäft, wo wir von einer Frau und einen sehr jungen Buben, offenbar ihr Sohn, bedient wurden, AS 53. Wir kauften dort frischen Brot und ein paar Butterstangerln und tranken eine Tasse heißer Milch. Auch in der weiteren Folge bezahlte immer nur sie von dem Geld, das sie in ihrem Führerschein gefunden hatte. Anschließend gingen wir in einen großen Lebensmittelmarkt, um Schreibzeug für die Selbstanzeige einzukaufen, AS 53. Dort ging sie dann allein auf die Toilette, um ihr Bedürfnis zu verrichten und um sich zu waschen. Ich wartete vor den Toilettenraum auf sie (AS 53, „In der Ortschaft St.Michael suchten wir ein Lebensmittelgeschäft auf, wo wir noch verschiedene Lebensmittel und Getränke kauften. Bezahlt wurde von meinem Geld, welches ich ihm teilweise gegeben habe bzw. eigenhändig bezahlt habe“ und „In einem Supermarkt besorgte er sich noch weitere Getränke, sowie Schreibzeug bestehend aus einem Abreißblock und einem Filzstift“. Wir bewegten uns auf der Straße und in die Geschäfte und gegenüber anderen Personen ganz normal. Ich hatte kaum bedenken mich mit ihr in der Außenwelt und öffentlich zu bewegen. Und wenn schon, so doch nicht wegen ihr, sondern das wir zufällig auf Polizei oder auf Gendarmerie stoßen konnten, die Ausweiskontrolle verlangt hätten oder die mich aufgrund der Berichterstattung als den Gefängnisausbrecher erkennen hätten können. Danach gingen wir wieder in einen Wald, wo ich mit dem Kopf auf ihren Schoss gelegen einem Mittagsschlaf machte.

Als ich wieder wach wurde, fragte sie mir als ersten, was sie der Polizei sagen sollte, warum sie nicht davongelaufen ist, während ich schlief. Die Frau machte sich mittlerweile sehr große Sorgen, wie sie sich gegenüber der Polizei und ihrem Ehegatten rechtfertigen sollte. Und ich wusste, dass sie mehr als recht hatte. Da ich nicht einmal eine schnurr zum fesseln mithatte, fiel mir Momentan selber nichts ein. Da sie mich weiterhin fragend anstarrte, fiel mit spontan die schnurr vom Rucksack und von die Turnschuhe ein und sagte es ihr auch, worauf sie sich beruhigte, AS 53. Schließlich verfasste ich die Selbstanzeige und eine politische Manifestation gegen die Justiz, AS 33 bis 43. Und sie gab dann am 9.8.1989 bei der Polizei zu Protokoll: „Bei dieser Raststelle hat er auch das Schreiben, welches ich heute bei der Anzeigeerstattung mitgebracht habe, geschrieben und mir übergeben“, AS 53. Um sie zu beruhigen und zu schützen, schrieb ich in der Selbstanzeige auch, dass ich sie mit einem Stich von Anfang an eingeschüchtert hätte. Sie wehrte sich dagegen, aber ich brachte es ihr plausibel bei, erklärte ihr aber gleichzeitig, das sie wegen der Wunde auf keinen Fall zu einen Arzt gehen sollte, weil ein Arzt sehr wahrscheinlich feststellen würde, das es sich um keine Stichverletzung handelt. Und sie ging wegen der Wunde tatsächlich zu keinen Arzt und sie gab dann zu Protokoll vor dem Untersuchungsrichter an: „Im Bereich des rechtens Oberschenkels verspürte ich durch die Stichverletzung etwa 2 Wochen hindurch Schmerzen, zumal die Wunde etwas geeitert hat, ich suchte jedoch keinen Arzt auf und schließe ich mich dem Strafverfahren nicht als Privatbeteiligter an“, AS 225. Ich erklärte ihr erneut und in Detail, wieso und warum es keinen Sinn hätte auf mich Rücksicht zu nehmen und das sie mich auf keinen Fall schaden kann, wenn sie das eine oder das andere gegen mich aussagt, egal ob es wahr ist oder nicht. Die Situation belastete sie sehr stark, zumal ich ihr alles nur Mögliche gegen mich einsuggerierte, indem ich es ihr auf einen Punkt brachte „ entweder gelingt mir die Flucht in meinen Heimatland Uruguay oder ich bin ein toter Mann. Daher keine Rücksicht auf mich nehmen“. Mir war selber nicht gut zumute, weil ich wusste, dass ich mich aufgegeben hatte, denn ich sah in Wirklichkeit weit und breit keine Chance in Uruguay zu landen, andererseits war mir klar und selbstverständlich alles dafür zu tun, um sie nicht zu kompromittieren. Ich ertappte mich erneut, zu überlegen, ob ich sie nicht doch töten und im Wald eingraben sollte, um mir eine vernichtende Zusatzhaftstrafe zu ersparen. So verführerisch die Möglichkeit auch schien, wusste ich gleichzeitig ganz entschieden, dass ich niemals dazu in der Lage sei. Über einen Menschen in reinster Tötungsabsicht herzufallen, noch dazu über eine Frau und Mutter, das war sicher nichts für mich -da kann über mich sagen was man will oder nicht. Es ist richtig, dass ich bei einen Postamt Überfall auf einen Postbeamten und einen Taxichauffeur schoss, jedoch sicher nicht um zu töten. Der Postbeamte wollte mir die Pistole aus der Hand reißen, worauf ich in Wirklichkeit Reflexartig schoss und den Postbeamten unglücklicherweise so traf, das er acht Tagen später an den Folgen verstarb. Der Taxichauffeur wiederum hatte wahnsinnig reagiert und verfolgte mich nach dem Postamt überfall. Und da er auf wiederholten Warnungen meinerseits nicht reagierte und mich stattdessen weiterhin zu Fuß verfolgte, wollte ich ihn auf den Schenkel schießen, traf ihn aber in die Brust und verletzte ihn schwer. Ich hatte zuvor nie wirklich mit einer Schusswaffe geübt und schoss nur auf gut Glück zu treffen, wohin ich treffen wollte. Das ist keine Ausrede, denn letztlich habe ich es, wenn auch ungewollt im Kauf genommen, so dass die Lebenslange Haftstrafe auch in Ordnung geht. In die Mittagsstunden gingen wir erneut in den Ortsinneren von St. Michael und stillten dort in einen Gasthaus unser Durst mit einer Coca Cola, AS 53. Es waren zirka 7-10 Personen im Gasthaus anwesend. Ich hatte keine Angst, dass sie einen Fluchtversuch oder sonstiges tun würde, um die Aufmerksamkeit von Personen oder der Polizei zu erregen. Sie war dazu selbst zu weit gegangen und es lag nunmehr auch in ihrem eigenen Interesse, das ich die Staatsgrenze überschreite und das mir die Flucht nach Uruguay gelingt. Am 16.10.1989, also knapp 2 Monate danach, gab sie dann vor dem U-Richter zu Protokoll: „Ob der Mann tatsächlich zu mir sagte, dass er mich niederstechen würde bei einem Fluchtversuch, kann ich mich nicht mehr erinnern“, AS 223. Schon in der Früh beim Bauernhaus habe ich sie gefragt, ob sie nicht zu Hause anrufen wolle, damit sich ihr Mann und die Kinder keine zu große Sorgen machen, aber sie verneinte es und sagte mir, das sie es ihrem Mann persönlich sagen will. Danach gingen wir wieder im Wald, denn wir mussten die Dunkelheit abwarten, damit ich die Staatsgrenze überschreiten könne. Am späten Nachmittag machten wir uns wieder auf den Weg. Wir kamen in Bleiburg an, wo wir in einem Gasthaus neuerlich eine Coca Cola tranken, AS 53. Es waren nur wenige Gäste anwesend. Dann setzten wir uns nahe des Bahnhofes auf einen öffentlichen Park sitz und warteten die hereinbrechende Dunkelheit ab. Anhand der Straßenkarte wussten wir, dass die Staatsgrenze relativ nah lag und wir wollten dort nicht bei Tageslicht eintreffen. Da ich raucher war und schon über einen Tag keine Zigarette mehr geraucht hatte, gingen wir in ein unmittelbar nahegelegenes Kaffeehauslokal und kauften dort eine Schachtel Zigaretten, AS 53. Zirka eine Stunde später kehrten wir neuerlich in dasselbe Kaffeehaus ein und tranken dort einen Kaffee, weil draußen mittlerweile frisch geworden ist. Ich hatte zunächst höchsten bedenken, denn erst beim zweiten mal entdeckte ich oberhalb des Kaffeehauseinganges eine Hinweistafel für die Gendarmerie, womit mir klar war, das im ersten Stock des Hauses eine Gendarmerie Stelle sein musste, AS 53. Mittlerweile war das Kaffeehaus mit mindesten zwanzig Gästen besetzt, wobei sich beim hinteren Raum um eine Tanzfläche handelte. Wir nahmen auf einen Tisch des Vorraumes Platz und bestellten einen Kaffee für sie und ein Tee für mich. Sie bezahlte sogleich. Später sollte ich wegen der Getränke, die wir konsumierten wegen schweren Raubes an ihr angeklagt und zu einer 18 jährigen Haftstrafe verurteilt werden. Als sie mir plötzlich sagte, dass sie auf die Toilette müsse und gleichzeitig die sich in der Nähe befindliche Serviererin fragte, wo die Toilette sei, wurde ich ziemlich nervös, denn ich fühlte mich Momentan überrumpelt. Im Hinterkopf hatte ich durchaus noch Reste an Misstrauen. Der Weg zur Toilette führte zudem über die Tanzfläche, aber meine Befürchtungen lösten sich in die Luft auf, denn sie ging und kam ganz normal wieder zurück. Seit ich ihr die Selbstanzeige übergeben hatte, wirkte sich wesentlich beruhigter, sicherer und lockerer - sie hatte nun den Beweis in der Tasche, den sie brauchte, um sie sich zu rechtfertigen. Diese Frau überraschte mich in jeder Hinsicht. Nie in meinen Leben hätte ich sowas für möglich gehalten, andererseits konnte ich sie sehr gut verstehen. Das natürlichste der Welt vermisste sie von ihren Mann schon sehr lange und zudem wurde sie ganz einfach von der Situation und Gefühle mitgerissen. Irgendwie explodierte es in ihr und sie wollte sich nicht nur Luft verschaffen, sondern sie setzte sicher auch ihre Waffen ein, im Glauben und in instinktiver Vorsicht, mich gut stimmen zu wollen, damit ihr letztlich doch nichts passiere. Unmoralisches ist der Frau überhaupt nichts vorzuwerfen, das Drama der Situation hat sie mitgerissen und im nu in eine andere Welt hineingerissen. Das Ganze ist eine Tragödie und ein Drama, und zwar für uns beiden, auch wenn ich es eindeutig verschuldet habe. Es kam auch das mütterliche und das abenteuerliche hinzu. Denn einerseits sagte sie mir während der Fahrt auf der Autobahn, dass sie wüsste, das ich recht hätte mit den gravierenden Missständen in der Justizanstalt, andererseits äußerte sie wiederholt, „als Kind hatte ich oft von Räuber und Gendarm Spiele geträumt und jetzt bin ich selber mittendrinn“. Da ist sozusagen einiges aufgebrochen und ausgebrochen. Die anfängliche Angst um ihr Leben, die unglückliche familiäre Situation, die sexuelle Enthaltsamkeit, die Mütterlichkeit verbunden mit Hilfsbereitschaft (Stockholmer Syndrom) und die Abenteuerlust. Auf die Frau stürzte eine Welt ein, die sie letztlich bravourös meisterte. Die sexuellen Handlungen waren ihr Ventil und somit einzige Waffe und Sicherheit, an die sie sich klammern konnte. Hinzukommt, das ich sie sehr Respektvoll und höflich behandelt habe, so dass sie hin und her gerissen war zwischen Gewissen und Hilfsbereitschaft. All das wurde mir nicht sogleich, aber zunehmend bewusst während der Flucht, gleichzeitig meine innerlich Hochachtung vor dieser Frau.

Als wir das Kaffeehaus wieder verließen, ging ich spontan mit ihr auf die vis a vis der Straße liegende öffentliche Telefonzelle, rief meinen Bruder an und gestand ihm einen großen Blödsinn gemacht zu haben. Anschließend rief ich die Kärntner Kronen Zeitung an und gab die Erklärung ab, eine Geisel bei mir zu haben, die ich nun freilassen werde, jedoch ohne näheren Details und ohne einen Ort oder meinen Namen oder die ihre zu nennen. Abgesehen davon, das sie ohnehin eine Selbstanzeige von mir in der Tasche hatte, wollte ich sie mit dem Telefonat zusätzlich schützen . Anschließend forderte ich sie auf ihrem Mann anzurufen und ihm mitzuteilen, dass sie noch in den Nachtstunden zurückkehren wird, was sie auch tat. Sie hielt sich informativ kurz, indem sie u.a. sagte, dass es ihr gut gehe und das sie noch in der Nacht zurückkehren werde und ihm dann alles erklären werde. Später gab sie zu Protokoll: „Als wir das zweite Kaffeehaus verließen, begaben wir uns zu einer öffentlichen Telefonzelle, wo ich meinen Mann anrufen durfte“, AS 53 und 223. Dann machten wir uns durch den Wald geschützt auf den Weg zur Staatsgrenze. Zwischendurch zog ich ihr im Wald die Hose runter, kniete mich nieder und drang mit meiner Zunge in ihr Scheide und After ein, so tief ich konnte. Ich wusste und spürte, dass es ihr immer wieder gefiel und dass es sieziemlich erregte. Es war meinerseits kein richtiges körperliches verlangen dar als vielmehr eine emotionale. Es reizte mich allein, dass es ihr gefiel und das genügte mir. Ich ertappte mich dabei, die Frau so dankbar zu sein, das es mich geradezu drängte ihr sexuelle Lust und Befriedigung zu verschaffen, aber auch um sie bei guter Laune zu halten und von den Sorgen abzulenken. Genau wie sie, setzte auch ich meine Sexualität ein. Diese Art der gegenseitigen Hingabe verschaffte uns nicht nur Luft, sondern trieb uns zudem in eine Welt und Intensität, die einzigartig und kaum zu beschreiben ist. Das ganze wirkte auf mich unwirklich, wie in einen Film, wie in ein fernes Märchen, gleichzeitig aber auch unglaublich realistisch und intensiv. Das trübe Wetter, das Klirren und Knackern des Bodens beim gehen durch den Wald, die Optik der Waldumgebung, ihre Anwesenheit und Anblick spürte ich bis ins Mark und Bein. Da dachte ich und stellte mir das erste Mal so vor, wie sie begeistert ausgerufen hatte, „ Als kleines Kind habe ich von Räuber-und-Gendarm-Spiele geträumt, und jetzt bin ich selber mittendrinn“. Wie recht sie hatte, dachte ich mir und musste den Kopf ungläubig schütteln. Umso näher wir die Staatsgrenze von Bleiburg aus kamen, umso stärker fühlte ich Ratlosigkeit und Resignation. Es wurde mir körperlich spürbar, dass ich völlig Konzeptlos war und ich verfluchte mich überhaupt geflüchtet zu sein. Immer wieder fragte ich mir insgeheim, was ich überhaupt in Jugoslawien tun sollte, wo ich nicht einmal die Sprache kenne. Wenn schon, dachte ich mir, wäre Italien jedenfalls besser, aber wie sollte ich dorthin kommen! Der Gedanke, die Grenze doch nicht zu überschreiten und zu versuchen mich stattdessen nach Wien durchzuschlagen und in der großen Stadt unterzutauchen, nahm überhand und an Überzeugung. Die Lichter des Grenzpostens waren schon zu sehen, nur einige hundert Metern vor uns. Da sagte ich zu ihr spontan: „es hat keinen Sinn. Auch wenn ich in Jugoslawien bin kann ich nicht weiter, weil ich nicht einmal die Sprache und das Land kenne“. Sie schaute mich verdutzt und ebenso Ratlos an. Nun schlug ich ihr vor, per Autostopp schnell nach Klagenfurt zu fahren, wo wir in eine oder zwei Stunden sein könnten und wo sie sogleich zur Polizei gehen könne, während ich in der Nacht in der Stadt leichter untertauchen und verschwinden könne. Wenn zwei Personen gemeinsam per Autostopp fahren wollen, so ist es naturgemäß schwerer, bis ein Fahrer sich entschließt zwei Personen mitzunehmen. Daher dauerte es lange bis jemand endlich hielt. Es war ein Ehepaar mittleren Alters, das allerdings nur bis Völkermarkt fuhr, AS 55. Zwischendurch fing es gewaltig zu regen an, so dass von Völkermarkt aus weiter per Autostopp zu kommen unmöglich war, weil keiner hielt. Wir suchten zunächst Schutz unter einem Ob dachten Bushaltestelle und hofften sogar einem Bus nach Klagenfurt zu bekommen, doch war dazu schon zu spät, zu dunkel und zu kalt geworden.

Teilweise durchnässt und zitternd vor Kälte, suchten wir in Völkermarkt einem Dach über den Kopf und hielten uns zwischendurch in Hauseingängen auf. Beiden war mittlerweile klar, dass wir per Autostopp nur nächsten Tag weiterkonnten, so dass es nur darum ging, wo wir über Nacht vor der Kälte und Regen verbleiben und Schutz suchen konnten. Auf eine kleine Tankstelle Caféhaus, tranken wir einen Kaffee um uns in die warme Räumlichkeit aufzuwärmen. Dann machten wir uns fort auf die Suche und beschlossen auf einer Baustelle in einen kanzel eines Baukrans zu steigen und dort zu übernächtigen, AS 55. Es war uns beiden so kalt, das wir aneinander drängten, um uns gegenseitig aufzuwärmen. Dabei kam es wieder zu Intimitäten, die anfänglich mehr den Charakter hatten, uns vor der Kälte abzulenken und mit Berührungen aufzuwärmen. Dann ließ ich sie auf den Kanzel sitz Platz nehmen, legte ihre Füße über meine Schultern und vergrub meine Zunge in ihre Öffnungen. Als ich spürte, dass sie zunehmend erregt wurde, drang ich in sie ein und bemühte mich lange auszuhalten, um unser Körperwärme zu halten. In den frühen Morgenstunden, verließen wir die Kanzel, gingen zur Landstraße Richtung Klagenfurt und versuchten per Autostopp weiterzukommen. Ein Arbeiter nahm uns mit, der allerdings nicht bis Klagenfurt fuhr, so dass wir neuerlich Autostopp machen mussten, AS 55. In der weiteren Folge blieb ein Kombiwagen stehen mit mehreren Arbeitern, die uns bis zum Klagenfurter Bahnhof brachten. Am Hauptbahnhof ging sie dann kurz zur Toilette. Der Bahnhof und die Straßen waren voller Autos und Menschen, die zur Arbeit fuhren oder zu Fuß unterwegs waren. Vis a vis vom Hauptbahnhof gingen wir in einem Caféhaus Zigaretten einkaufen und anschließend spazierten wir in Klagenfurt ca. eine Stunde umher, weil ich mich zunächst um einen Fluchtweg orientieren musste, da ich zuvor nie in Klagenfurt war, AS 55. Polizeiautos fuhren an uns vorbei und wir gingen an Polizeidienststellen so selbstverständlich vorbei, als wenn nie was passiert wäre. Mir schien das Ganze zeitweise so unwirklich, als wenn ich in einen Film wäre. Auf einen Parkbank besprachen wir anschließend die nächsten Schritte. Wir machten uns aus, das ich mit einen öffentlichen Bus wegfahre, während sie mit den Gang zur Polizei zirka eine oder zwei Stunden irgendwo wartet, damit ich entsprechenden Vorsprung hätte, was sie zusagte und auch einhielt („Ich suchte dann kurz nach meiner Freilassung die Kirche auf und begab mich dann zur Polizei“ , AS 224). Bei dieser Gelegenheit besprachen wir erneut über Details ihrer Aussage bei der Polizei und ich appellierte an sie, keine Rücksicht auf meine Person zu nehmen und mich ruhig drauflos zu belasten, damit sie auf keinen Fall kompromittiert wird. Sie sollte unbedingt so wenig wie nur möglich über unsere Aufenthalte in Geschäfte und Lokalitäten sagen und was die Verletzung am Schenkel anging, so war diese so gering, erklärte ich ihr, dass sie mich damit überhaupt nicht belastet, wenn sie es als Stichverletzung angibt, wie ich es schriftlich dargelegt habe, jedenfalls würde es aber ihr sehr helfen. Auf keinen Fall sollte sie aber zum Arzt damit gehen, denn das wäre nicht gut, wenn der Arzt feststellt, dass es sich in Wirklichkeit um keine Stichverletzung handelt. Ich warnte sie auch wiederholt vor Journalisten und das sie diese am besten mit der Erklärung abweisen sollte, das sie psychisch und physisch fertig sei. Ich entschuldigte mich nochmals aufrichtig für meine strafbare Handlung an ihr und für die sonstigen Umstände, die ich ihr gemacht hatte. Ich wünschte ihr alles Gute zum Verlauf ihres weiteren Lebens. Ich verabschiedete mich kurzgebunden und mit einem Wangenkuss von ihr, denn uns beiden standen Tränen in die Augen. Der erste Bus, die ich bestieg fuhr nicht die gewünschte Richtung, wie mir der Chauffeur erklärte, so dass ich wieder aussteigen musste. Sie stand noch am Gehsteig und wir warteten gemeinsam auf den nächsten Bus, AS 97, der kurz darauf kam. Ich winkte ihr noch vom Hinter Fenster des Busses und dann war sie schon meines Blickes entschwunden. Danach irrte ich fünf Tage lang in den Wäldern Kärntens herum, gejagt von zahlreichen Helikopter des Innenministeriums und Bundesheer sowie per Autos und zu Fuß von Gendarmerie- und Polizeistaffeln und von zahlreichen privaten Personen. Gelegentlich grub ich mit bloßen Händen ein Loch in die weichen Erden von Maisfelders und Deckte mich mit Erde und Maisblätter zu, oder baute mir ein Schirm mit Maisblättern und bewegte mich so fort. Im Schutze der Nacht beging ich noch einige Einbruchsdiebstähle in Schrebergartenhütten und in einen Wohnhaus, um mich zu versorgen. Dabei fand ich Zeitungsartikeln über die Flucht und der Geiselnahme und hörte im Radio Berichte darüber. Mich schauderte, wie ich als Bestie und Killer hingestellt wurde, gleichzeitig ging mir durch den Kopf, „wenn die nur wüssten!“ Am fünften Tag wurde ich dann in Klagenfurt ohne wiederstand festgenommen. Ich war fertig, wie man nur fertig sein kann. Bei der Festnahme brachte ich gerade noch heraus „schade, dass ihr mich nicht erschossen habt“. Beim Beginn des Verhörs bestand ich auf die niederschriftliche Erklärung, dass ich ausgebrochen sei um in Ausland österreichische Botschaftsangehörige zu entführen, um die Sklaverei und Tyrannei hinter Gittern zu beenden, was auch festgehalten wurde, andernfalls drohte ich überhaupt keine Aussage zu machen. Abgesehen, dass ich in Wirklichkeit nie eine solche Absicht hatte und auch keine Möglichkeit dazu gehabt hätte, lag meine Absicht lediglich darin, die Angelegenheit „Strafvollzug“ in der Öffentlichkeit zu politisieren, was mir durchaus auch gelang. Bei den unmittelbar folgenden zirka 14 Stundenlangen Verhören brach ich mehrmals zusammen, da nutzten kurze Unterbrechungen nichts, AS 17 bis 59. Die Beamten diktierten und ich nickte nur mit dem Kopf, weil mir in dieser Situation alles egal war, was niederschriftlich geschrieben wurde oder nicht. Ich wollte nur, dass es endlich aufhört und ich in die Zelle gebracht werde, um zu schlafen. Aufhorchen ließ mich nur ein Satz eines Verhörbeamten, der sarkastisch meinte, „ na, ist egal. Jedenfalls hast du dir einen schönen Häfenurlaub mit einer gehobenen Dame gemacht“ und wollte von mir zudem wissen, wo und in welchen Kaffeehauslokale ich mit der Zeugin war. Ich war verdutzt und antwortete nur „ich kann mich nichts erinnern, ich bin zu müde“. Passiert war, das die Frau keinerlei Erfahrung mit der Polizei hatte und das sie sich in ihrer Zeugenaussage vor der Gendarmerie Klagenfurt zu sehr verplapperte und zu viele Angaben machte, wenn auch nicht alles, jedenfalls aber so viel, das schon aus ihren Angaben die Tragödie und Drama erkennbar ist.

Ich persönlich enthielt mir in der weiteren Folge gegenständlichen Aussagen und gab am 16.10.1989 vor den U-Richter nur an: „Ich will weder in der Voruntersuchung vor dem U-Richter, noch in einer allfälligen Hauptverhandlung über den Vorfall mit der Zeugin sprechen oder aussagen. Ich schließe mich nur die Angaben der Zeugin an, die wohl richtig sein werden“, AS 230. Es war für mich selbstverständlich und Charaktersache, die Frau in keinster Weise zu kompromittieren oder bloßzustellen, und zwar auch dann fortgesetzt, als ich Kenntnis erlangte, das meine primäre strafbare Handlung an ihr keine Geiselnahme war, § 102 StGB, sondern der Nötigung nach §§ 105, 106 StGB (AS 127-135 des Strafurteils).

Freilich, der Ehegatte der Zeugin war Oberregierungsrat der steirischen Landesregierung mit Sitz in Graz – und das Gericht Graz verhandelte den Fall. Zahlreiche Beschwerden wegen Befangenheit des Gerichtes Graz und Delegierungsanträge wurden niedergeschmettert, AS 399-405 u. 325-327. Es fand zur Strafsache keinerlei polizeilichen Ermittlungen und auch keine gerichtlichen Erhebungen statt. Der Aktendeckel wurde zugeknallt und basta. Erst als ich die Anklageschrift erhielt und feststellte, das das Gericht die Strafsache dazu auszunützen versuchte, um meiner Person künstlich abzutöten, zumal ich mir mittlerweile bewusst wurde, das ich keine Geiselnahme begangen und mir die Tragweite der falschen Selbstbelastung bewusst wurde, begann ich Gegenbeweise zu beantragen, die allerdings alle abgewürgt wurden. Meine Beweisanträge waren nicht gegen die Zeugin gerichtet, sondern ausschließlich gegen die Anklageschrift. Es begann ein Papierkrieg zwischen mir und das Gericht Graz, in deren Strudel die Zeugin zunehmend geriet. So z.B. beantragte ich unter anderem die Eruierung der Bauernhäuser, der Lebensmittelgeschäfte und Gast- und Kaffeehauslokale, wo ich mich mit der Zeugin gemeinsam aufgehalten hatten und die Ausforschung der zu dieser Zeit anwesenden Angestellten und Gäste als Zeugen zur Hauptverhandlung zum Beweis dafür, das ich die Zeugin menschlich behandelt hatte und auch nicht beraubt hätte etc. etc. Absolut nichts was meine Person im Geringsten entlastet hätte können, wurde im Vorverfahren oder in der Hauptverhandlung zugelassen, geschweige denn von polizeilichen Ermittlungen und gerichtlichen Erhebungen. Verteidigungsrechte ade, war das Motto des Gerichtes und basta.

Am 28.06.1991 wurde meiner Person dann beim LG f. Strafsachen Graz der Prozess gemacht und ich wurde zu 18 Jahren Haft verurteilt. Das Gericht ließ sich mit dem Prozess fast zwei Jahre lang zeit, um die Interesse der Öffentlichkeit auf den Prozess abzuwürgen, was ihr auch gelang. Zudem fand der Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Und zur Krönung des ganze wurde die Mündlichkeit der Hauptverhandlung ganz einfach abgewürgt, indem die Zeugin keine Aussage vor Gericht zu machen brauchte. Es wurde lediglich und relativ schnell ihren protokollarischen Angaben und Aussagen heruntergelesen. Es fand auch keine Mündlichkeit in der Hauptverhandlung statt, AS 63 bis 126 des Hauptverhandlungsprotokolls. Die Zeugin musste in der Hauptverhandlung überhaupt nicht Aussagen. Die Befürchtung des Gerichtes war ganz klar, nämlich das sich die Zeugin durch Mündlichkeit in der Hauptverhandlung noch mehr verplappern könnte, als sie es bei der Gendarmerie ohnehin schon getan hatte. Als Zeugen traten in der Hauptverhandlung nur die von der Staatsanwaltschaft beantragten Kriminalbeamten auf, nämlich die, die mich unmittelbar nach der Festnahme in Klagenfurt Verhört hatten und die in der Hauptverhandlung nun hoch und heilig schwuren, das ich bei der seinerzeitigen Verhör bei voller frische und Gesundheit war und das sie im Verhörprotokoll genau das wiedergegeben hätten, was ich gesagt hätte bzw. das ich alles aufmerksam gelesen und unterschrieben hätte.

Ich hatte nämlich längst vor der Hauptverhandlung mein Geständnis widerrufen gehabt, als ich merkte, dass das Gericht die Strafsache dazu auszunützen versuchte, um meiner Person künstlich abzutöten. Ich schloss mich lediglich die protokollarischen Angaben der Zeugin an, worin sie eindeutig zu Protokoll gibt, AS 51, das ich hinsichtlich geschlechtlicher Handlungen nicht brutal zu ihr war und das sie mir das Geld gegeben hat bzw. das sie selbst bezahlt hat, was nicht möglich gewesen wäre, falls ich ihr das Geld geraubt hätte. Man braucht sich nur die Fotos meiner Festnahme ansehen, um klar zu werden, dass ich völlig fertig war und unmöglich in der Lage gewesen sein konnte eine 14 stündigen Verhör durchzustehen. Quasi alles, was nur annähernd meiner Person entlastet hätte, wurde von der Staatsanwaltschaft und die Richter untern Tisch gekehrt. Der Prozess war eine Farce und der Nazipraktiken ähnlich. Selbst der Grazer Pflichtverteidiger, den ich vom Gericht bestellt bekam steckte mit dem Gericht voll unter einer Decke. Zahlreiche Beschwerden an den Ausschuss der Steiermärkischen Rechtsanwaltskammer wurden bis nach der Hauptverhandlung hingeschleppt, G.Zl. Vs 207/90; Dr. KL/KO, worin das Schreiben des Pflichtverteidigers vom 7.8.1991 besonders verräterisch ist.

In Summe wurde ich wegen Vergewaltigung, wegen Raubes, wegen Körperverletzung und Freiheitsberaubung unschuldig verurteilt. Nur der Schuldspruch wegen Nötigung zur Fahrt Richtung jugoslawischen Staatsgrenze ist richtig. Und wer die gegenständlichen Gerichtsakten studiert, also genauer nachschaut, so wird er nicht umhin kommen meiner Person recht zu geben.

Trotzdem gelang die Justiz nicht meiner Person abzutöten. Meine Mission ging weiter und im Juni 1992 gelang mir mit der tagelangen Revolte in der Justizanstalt Stein des nächsten und spektakulären Husarenstücks. Heute, im Alter von knapp 60 Jahren und nach über 30 Jahren ununterbrochener Haft, kämpfe ich nurmehr um die letzten Jahre meines Lebens, um diese in Freiheit zu verbringen und nicht im Gefängnis sterben zu müssen. Meine Chancen sind leider sehr gering, aber ich träume weiter und ich verstehe meine Träume zu verwirklichen. Meine Entscheidungen und Ziele für Morgen und Übermorgen sind schon getroffen. Das gibt mir viel Ruhe und Kraft. Was auch in meinen weiteren Leben folgt, war aus meiner Sicht das richtige, so habe ich entschieden. Ein Land, das selbst schwerste (Nazi-)Verbrechen begangen hat und seine Vergangenheit nie wirklich aufgearbeitet und bewältigt hat, an stattdessen die Naziverbrecher und Nazimörder nie wirklich verfolgte und teilweise sogar amnestierte, darf sich über meinen Tod in der Zelle nicht anmaßen. Noch dazu, nachdem sie mich schon im halbwüchsigen Alter schwersten erniedrigte und misshandelte und nachdem ich ohnehin für meine strafbaren Handlungen mit über 30 Jahren ununterbrochener Haft gebüßt habe. Unlängst sagte ein Rechtsanwalt zu mir: „Wenn Du ein Nazi wärest, dann wärest Du schon längst entlassen“. Da brauche ich nichts mehr hinzuzufügen.

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Kleine Ergänzungen zu meinem Leben und über meine gegenwärtige Situation, 26.09.2008 Was unten zusammengefasst folgt sind keine Beschimpfungen und Verunglimpfungen oder billige Ausreden und Rechtfertigungen, sondern Erklärungen und Wahrheiten, die man einfach nicht gerne hört, weil es nicht sein darf, was gestern war und noch heute ist. Es ist nur ein Miniüberblick der Aufarbeitung meines Lebens in Österreich und der von mir in wesentlichen schon geschriebenen Memoiren als Täter und Opfer zugleich, das vorwiegend in staatlichen Erziehungsanstalten und Gefängnisse stattfand. Für meine unbestritten schweren Straftaten, die mir heute aufrichtig leid tun und wofür ich mich ebenfalls aufrichtig entschuldige, wenngleich keine Entschuldigung dafür möglich ist, büße ich bereits mit über vierzig Jahren Gefängnisaufenthalte in Österreich, die letzten dreißig Jahre ununterbrochen, wobei die bedingte Entlassung meiner Person mit Beschlussvermerk des Vollzugsgerichtes Steyr/OÖ vom 11.03.2008 abgelehnt wurde, und zwar im Zuge eines unfairen Verfahrens beim Vollzugsgericht Steyr, in der die Entscheidung von Anfang an mit unlauteren Methoden erzwungen wurde. Und weil ich Geist gebildet habe und über die Ursachen meines katastrophalen Lebensverlaufs in Österreich schreibe und mich nunmehr gegen einen von der Justizbehörden offenbar hinter den Kulissen längst vorprogrammierten Tod in der Zelle zu wehren versuche und hierzu durchaus brisante Motive und Fakten vorbringen und vorlegen kann, werde ich nunmehr fortgesetzt als sehr gefährlich für die Allgemeinheit eingestuft und zusätzlich als völlig dissozial, aggressiv-impulsiv und paranoid präpariert, und zwar als raffinierte Masche gezogen zur bestmöglicher Abschirmung meiner Person, denn wer will schon mit einen höchstgefährlichen und geistig und psychisch beschädigten Strafgefangenen was zu tun haben und sich womöglich auch noch mit einen solchen kompromittieren!

STAATLICHE BRUTALITÄT IM NAMEN DER ERZIEHUNG Als ausländischen Kind 1962 aus Uruguay kommend in Österreich im Alter von 13 Jahren gelandet, erlebte ich noch im halbwüchsigen Alter, sowohl am eigenen Leib als auch als Augenzeuge, zunächst unverschuldet in einen Unterbringungsheim für Fremdenkinder, dann in staatlichen Erziehungsanstalten und Jugendgefängnisse in Österreich unglaubliche Menschenrechtsverletzungen der sexuellem Übergriffe bis zur sadistischen Misshandlungen und psychischer Grausamkeiten hin sowie Sklavenarbeiten in den Privathäusern und Wohnungen der Heimerzieher und Gefängniswärter. Ein Zeitabschnitt, die mich innerlich zerstörte und negativste prägte und die den Weg in die Rebellion und Kriminalität ebnete. Als Zeitzeuge und gleichzeitig Opfer einer nach dem zweiten Weltkrieg in Österreich fortgesetzt weitergelebten Nazigesinnung voller Menschenverachtung und Tyrannei, bin ich natürlich ein Feindbild für Behörden, die bis heute auf Verleugnung und Verdrängung setzen. Die Heimerzieher werkten nach eigenen Anordnungen und nach Beliebigkeit und Willkürlichkeit als auch die Gefängniswärter, da zu dieser Zeit noch kein Strafvollzugsgesetz gab, das erstmals 1970 in Kraft trat. Wobei zu betonen ist, das sie sich bei der Großteils davon von ihrer Gehabe, Brutalität und Wortwahl her eindeutig um Nazis gehandelt hat, mitunter sogar um Naziverbrecher, die in solchen staatlichen Institutionen offenbar versteck und unterschlupft gefunden haben. Selbstmordversuche und Selbstbeschädigungen aus Verzweiflung und als Hilferuf von Zöglingen und jungen Häftlingen kam sehr oft vor, gelungene Selbstmorde erinnere ich mich so alle drei-vier Monate. Kein Mensch interessierte es, die mediale Öffentlichkeit inbegriffen, da letzteren offenbar selbst keine Aufarbeitung des Nazijournalismus betrieben hat, indem viele Nazijournalisten auf ihren Sessel sitzen blieben, so dass auch lange Zeit nach dem zweiten Weltkrieg keine demokratische und frei öffentliche Kontrolle gab. Schon bei geringsten Abweichungen der rigorosen Tagesordnung standen Beschimpfungen, Ohrfeigen und Fußtritte auf der Tagesordnung der Heimerzieher und Gefängniswärter, wobei manche davon auf sehr schmerzhaften Zwicken, Ohrendrehen oder bei den Haaren reißen spezialisiert waren, andere wiederum auf Stockhiebe oder auf kleinen Stiche mit Nadeln. Besonders grausam war es auch in den stockdunklen und eisig stillen Isolation Kellerzellen in den Jugendgefängnisse, die nicht sein durften, die aber doch da waren, oder in die Strafgruppen in den Erziehungsanstalten, die wie ein Gefängnis vergittert waren und wo man sich mit Sprechverbot und der Entzug jeglicher Zeitvertreib und der überstreng rationierten Verpflegung ganztätig im engsten Raum eingepfercht wochenlang aufhalten musste. Nie in meinen Leben werde ich je vergessen können auch die eiskalten Nächte in den Erziehungsanstalten und Jugendgefängnisse, weil die dünnen Bettdecken und die kleinen Kohlenöfen bei weitem nicht ausreichten, die durchdringende Kälte zu lindern. Je nach Intervall der Kontrollgängen der Nachtdiensterzieher, krochen Heiminsassen, wenn oft nur für kurze Momente gemeinsam unter einer Decke, um sie sich an die Körperwärme des anderen aufzuwärmen und warm zu halten, was einerseits die Homosexualität förderte, andererseits bei erwischt werden Strafen nach sich zog. Bei Tag war der Kältetortur nicht viel geringer, weil die Heim- und Gefängniskleider rar und billigst waren. Auch Onanieren war strengsten verboten. Wurde ein Zögling oder Häftling bei masturbieren ertappt oder fanden sich in seiner Bettwäsche Spermaspuren, weil er mitunter im Schlaf einen Erguss hatte, wurde er automatisch bestraft und mit Witzen und sonstigen Äußerungen erniedrigt. Die Tagesverpflegung musste laut Anordnung so rationiert sein, das die Zöglinge oder Häftlingen ständig leichten Hunger zu verspüren hatten. Umso schlimmer der gelegentlichen Entzug der Tagesverpflegung – bis auf zwei-drei Scheiben Brot - als Hunger als Strafe, wie von Heimerzieher gerne praktiziert. Auch die Hungerschmerzen sind unvergesslich, wenn ich nur bloß daran denke. Auch Schlafentzug, indem der Zögling anstatt um 20.00 Uhr erst um 24.00 Uhr zu Bett gehen durfte, wobei dieser bis dahin am Gang oder im Tagesraum am fleck Stramm zu stehen hatte, war in staatlichen Erziehungsanstalten ebenfalls eine beliebte Strafsanktion. Entwürdigenden und erniedrigenden körperlichen Entblößungen, Penis und After Kontrollen mit Handanlegen von Seiten bestimmter Diensthabenden Heimerziehern im Namen der Hygiene, gehörte ebenso zum Programm. Gefiel einen solchen Heimerzieher ein Zögling, dann holte er sich diesem gelegentlich und auf leisen Sohlen mitten in der Nacht aus dem großen Schlafzimmer in seinem Dienstzimmer, verging sich an diesem und erkaufte sein Schweigen mit Zigaretten und Süßigkeiten oder mit leeren Versprechungen auf Heimentlassung etc. Auch ich wurde zweimal Opfer solchen sexuellen Übergriffe, kam aber in vergleich anderer Zöglingen noch glimpflich davon, weil es nur bei anfänglichen berührungsversuche blieb, da ich mich entschieden wehrte. Trotzdem beeinflusste es mich so negativ, das ich später auf der Flucht aus den Erziehungsheimen am Wiener Naschmarkt am Jugendstrich ging, um etwas zum Essen und um eine Schlafstelle zu ergattern, zur Abwechslung der Schlafstätten in Baustellen und Heustadeln. Zu einer der makabersten Erinnerung zählt für mich heute jedenfalls auch, als ich mit zwei anderen Zöglinge aus den Heim Lindenheim in Eggenburg flüchteten und über Ackerfelder liefen, während uns zwei schreienden Heimerzieher folgten. Ein Bauer auf den Feld aufmerksam und offenbar hass geworden, weil wir über seinen frisch bearbeitendes Feld rannten, lief uns daraufhin nach und warf mit seinen Heugabel uns hintennach, wobei uns der Heugabel knapp verfehlte. Wäre einer von uns Zöglingen getroffen worden, dann Servus. Arbeiten, oft schwerer Arbeiten ohne Lohn in den Privathäusern und Wohnungen der Heimerzieher und Gefängniswärter und deren Freunden, Angehörigen und Verwandten waren bis in die späten 80er Jahren Selbstverständlichkeit. Und wenn sich ein Zögling oder Häftling weigerte, wurde er entsprechend sanktioniert. Sklaverei und Tyrannei pur, die Motive für mein späteres Aktionismus. Es ist nur ein klein zusammengefasster Rückblick auf die gestrige Zeit, die der grausamen Tortur an halbwüchsigen und jungen Häftlingen bei weiten nicht wiedergibt, woran viele menschlich zerbrachen oder zu harten kriminellen wurden, weil sie vom Staat misshandelt und als abgestoßene behandelt wurden und die ihrerseits das Vertrauen in die Gesellschaft verloren, und die nurmehr der Hass und Härte aufrechterhielt, die in ihnen eingeprägt wurde.

VERFOLGUNG Hinter gittern Durch meinen Aktionismus gegen die Justiz in der Angelegenheit „Vollzugssystem“, bin ich zugegebermaßen und unbestritten für das Gefängnispersonal politisch sehr gefährlich geworden. Es bröckelte ihnen ein Privileg auf den anderen aus der Hand weg. Die Folgen für mich persönlich hinter Gittern waren extrem, weil das Gefängnispersonal permanent angst hatte, das ich irgendwann und irgendwo innerhalb des Anstaltsbereiches erneut Aktionen setzen könnte. Ihr Motte daher, bestmögliche Isolation, wenn auch mit wenig Erfolg, wie es sich immer wieder zeigte. Ich nahm die Folgen jedoch gerne im Kauf, weil mich die Überzeugung und Erfolge beflügelten und ich entwickelte eine eigene Strategie um die jahrelangen Aufenthalte in gesetzwidriger Isolationshaft, der Schikanen und Entbehrungen zu überleben. Jedenfalls hat kein anderer Häftling die Härte des Vollzuges derart zu spüren bekommen, wie ich. Aber ohne diese Härte und Tortur, die mein Geist antrieb, um zu überleben, hätte ich meinen heutigen Persönlichkeitsstand nie erreicht – es gehörte sozusagen zu meiner Entwicklungsphase. Belüftung, Sauberkeit und Ordnung in meinen 15qm Haftraum, in der ich mich bis auf eine Stunde Bewegung im Freien jahrein, jahraus 23 Stunden täglich aufhalten muss, ist mir sehr wichtig. Dementsprechend ist mein Haftraum ansehnlich sauber und zusätzlich mit technischem Geräte (Computer, Fernsehen, Kühlschrank etc.) komfortabel ausgestattet. Von daher gibt’s es quasi nichts auszusetzen. Das Umfeld allerdings, das die Vollzugsbehörde und die Justizwache um meine Person aufgebaut hat und nach dreißig Jahren ununterbrochener Haft fortsetzt, ist zum Teil paranoid und zum Teil subtil auf Schikanen und psychologischen Druck aufgebaut, quasi auf „sei froh, das Du zumindest in der Zelle noch Leben darfst“ – das wird mir ganz klar zu verstehen gegeben. Durch die Sonderbehandlung nämlich, die ich unterzogen werde, und zwar ausgeschlossen der Teilnahme an Re-Sozialisierung maßnahmen, jahrelang keine Arbeitseinteilung, beschränkter Lebensführung und Sonderbewachung im Anstaltsbereich durch „Anordnung 42“ sowie durch regelmäßig ins Gerede bringen innerhalb der Justizwache (auch unter den Insassen) meiner früheren spektakulären Aktionen (Protestaktion am hohen Dach der Justizanstalt Garsten angrenzenden Kirche 1983, Gefängnisausbruch aus der JA Graz-Karlau 1989, Gefängnisrevolte 1992 in der JA Stein etc.) und der von mir begangenen Strafbaren Handlungen, insbesondere im Zusammenhang meines Gefängnisausbruches aus der JA Graz-Karlau vom 02.08.1989, bin ich innerhalb der Gefängnispopulation eine regelrechte ATTRAKTION sowie der Neugier ausgesetzt, insbesondere der neuen jungen Justizbeamten und der Neuzugänge an Insassen, zumal mein Haftraum GIII-9 mitten der Abteilung gelegen als einzige mit den in Fettdruck auffallenden Plakat „AO42“ hervorsticht. Diese Tatsachen werden von Seiten der Anstaltsbehörde und der Justizwache nach außen hin natürlich abgestritten und als paranoide Anteile meiner Person abgetan, nach innen hin jedoch forciert, indem sie zu allem drauf Insassen paranoid gegen meine Person aufhetzen, „passt ja auf ihn auf, denn der wird wahrscheinlich nie mehr entlassen, hat nichts mehr zu verlieren und ist sehr gefährlich. Und wenn was passiert, dann seid ihr alle mit leidtragende“, so dass ich für die Intriganten, Verleumder und Denunzianten sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart ein fressen war und bin, die unter den Strafgefangenen bei Gott nicht wenige sind, bedingt der Praktiken der Justizwache im Vollzug. Der psychologische Druck auf meine Person ist beachtlich, nichtsdestotrotz habe ich es einigermaßen im Griff, indem ich es geistig und psychisch nicht zu nahe an mir heran lasse. Die einzige Perspektive, die man mir wie ein Plakat vor Augen hält, „Der Tod in der Zelle“, ist jedenfalls schon seit x-Jahren mein ständiger Begleiter.

KEINE ENTLASSUNG ABER SCHÖNE GRÜSSE AUS MONTEVIDEO Als nach 29 Jahren ununterbrochener Haft der Brief des Anstaltsleiters in meine Zelle landete mit schönen Grüßen aus Montevideo und der Ankündigung, dass weitere Bilder aus der Strandpromenade von Montevideo folgen würden, war ich zunächst höchsterfreut, bedankte mich schriftlich und verstand es als deutlichen Signal, das nunmehr auch ich die Chance einer bedingten Entlassung bekommen sollte, was in mir große Hoffnung aufkeimen ließ (eine Kopie des Originalbriefes liegt der Redaktion der Wochenzeitung „Die Furche“ in Wien vor, Auslandsjournalist Mag. Wolfgang Machreich. Ich ließ mir keine Zeit und stellte am 21.02.2007 ein Gesuch nach §145 Abs.1 u.2 Strafvollzugsgesetz. Fünf Tage später folgte die schriftliche und simple Antwort durch den Anstaltsleiter persönlich: „Nach derzeitigen Stand steht eine Entlassung per 1.6.2008 nicht in Aussicht“, quasi auch nicht Eineinhalbjahren später! Meine innerliche Erregung war groß, meine Hände zitterten und der Schweiß trieb aus meinen Poren. Gedanken rasten durch meinen Kopf und waren kaum zu kontrollieren. Am liebsten hätte ich mich in die Luft aufgelöst, denn ich konnte es nicht fassen, wie es möglich sein kann, dass ein Anstaltsleiter offenbar ein Spiel betreibt mit einen Strafgefangenen, der bereits knapp drei Jahrzehnten ununterbrochen in Haft ist und der zudem fortgesetzt als aggressiv-impulsiv und paranoid und somit als höchstgefährlich eingestuft wird. Zum Glück ist diese Einstufung meiner heutigen Persönlichkeit nur Propaganda und eine Masche, um meine Person unter anderem auch als unglaubwürdig hinzustellen und nach außen hin bestmöglich abzuschirmen, denn wer will schon mit einen höchstgefährlichen Strafgefangenen was zu tun haben und sich womöglich auch noch mit einen solchen kompromittieren! Gott sei Dank bin ich in Wirklichkeit innerlich sehr stark geworden und habe auch entsprechend Verstand gebildet, so dass ich mich relativ schnell erholte. Denn ich hätte es ohnehin besser wissen müssen und mir keinen Hoffnungen hingeben sollen. Hier sollte ich zum Verständnis erwähnen, das der heutige Anstaltsleiter der JA Garsten Dr. Minkendorfer kein geringerer ist, als der seinerzeitige Anstaltspsychologe in derselben Justizanstalt, als ich 1983 auf den hohen Dach der JA Garsten angrenzenden Kirche eine öffentlich spektakuläre Protestaktion gegen die Missstände in der Anstalt veranstaltete. Er und seinerzeit rangniederen Justizbeamten sind heute in Führungspositionen in der Anstalt und das kriege ich durch „Anordnung 42“ etc. natürlich zum spüren, wie oben geschildert. Als erstens zeigte ich Justizwachebeamten den Brief des Anstaltsleiters, deren humorvolle Einschätzung mir gut tat: „Der will Dich entweder Aufziehen oder er schnupft schon Kokain und deswegen fährt er regelmäßig nach Südamerika“. Nach dem der Anstaltsleiter mir zwischendurch wiederholt schöne Grüße aus Montevideo unter anderem in Form von Prospekte aus Uruguay übermittelte, ließ ich ihm durch Beamten ausrichten, dass er sich ein anderes Opfer aussuchen sollte – seither und bis dato kam nichts mehr. In der weiteren Folge konzentrierte ich mich meines Antrages auf bedingte Entlassung beim Vollzugsgericht des Landesgerichtes Steyr, AZ 18 BE 70/07 g. Allerdings musste ich bei den Gerichtsanhörungen quasi mit leeren Händen auftreten, weil mir die Vollzugsbehörden der Teilnahme an Re- Sozialisierungsmaßnahmen nach §§20 Abs.1 und 56 Abs.1 StVG ständig verweigert hatten, in der JA Garsten selbst der Teilnahme an einen Arbeitsprozess. Von mir aus hätte ich auch zwanzig Therapien gemacht und habe unzählige male bei der Vollzugsbehörde und Betreuungsdienste der Anstalt darum ersucht, jedesmal wurde es aber mit fadenscheinigen Begründungen abgelehnt, „derzeit nicht sinnvoll“, „derzeit zu wenig Personal“, „die zeitlichen Voraussetzungen sind noch nicht gegeben“ etc.etc.etc. Ich konnte nur vortragen, dass ich aus eigener Kraft meine negative Vergangenheit aufgearbeitet und bewältigt habe und nunmehr positiv und menschlich denke, und das ich die letzten Jahre meines Lebens in Ruhe und in Frieden entweder gemeinsam mit meiner wartenden Exfrau in Wien oder in meinen Heimatland Uruguay verbringen möchte, was insgesamt für das Gericht für eine bedingte Entlassung natürlich zu wenig war. Das Verfahren beim Vollzugsgericht des LG Steyr endete schließlich damit, dass die bedingte Entlassung mit Beschlussvermerk vom 11.03.2008 abgelehnt wurde mit der Hauptbegründung, dass ich während der Haft an keinerlei Resozialisierungsmaßnahmen teilgenommen hätte und ein Vollzugsplan daher erforderlich sei, womit die Anstaltsbehörde mit ihr Absicht der Verhinderung, jedenfalls der Verschleppung einer bedingten Entlassung erfolgreich war. Im gegenständlichen Verfahren bin ich von Anfang an auf eine eisige und gnadenlose Mauer der Ablehnung von Seiten der Anstaltsbehörde gestoßen. Die Vorstellung und Gutachten vom 04.12.2007 des Gerichtssachverständigen Prof. Dr. Reinhard Haller und der psychologischen und psychiatrischen Stellungnahme der Justizanstalt überbietet aber alles, weil das Gutachten im Grunde mehr Zweifel und Fragen aufwirft und ein Beigeschmack hinterlässt, als es eigentlich für einen Rechtsstatt würdig und zulässig ist. Und die Stellungnahmen stammen genau von solchen Personen, die meiner Person permanent der Teilnahme an Re-Sozialisierungsmaßnahmen verweigerten, so dass das Ganze für mich ein abgekartetes Spiel war. Prof. Dr. Reinhard Haller, der unmittelbar nach der Untersuchungssitzung mit und wegen meiner Person zum Anstaltsleiter gehen musste, wie er mir persönlich mitteilte, hat im Grunde nichts anderes getan als die Vergangenheit in die Gegenwart transportiert, diese mit neuen Worte ummantelt und in seiner persönlichen Diagnose und Prognose ein SALTO auf den anderen gemacht und die psychologischen und psychiatrischen Grundsätzen auf den Kopf gestellt. Und da auf Grundlage einer einzigen und kurzen Untersuchungssitzung vom 09.08.2007, wobei Prof. Dr. Haller den 15.10.2007 angibt. Prof. Dr. Reinhard Haller hat meine Person nicht nur schlichtweg und in kürzester Zeit abgefertigt, er hat in geschmackloser weise zudem auf einem Gutachten von 1978 eines wegen Kindesmordes während das Naziregime anrüchigen Nazipsychiaters zurückgegriffen, Prim Dr. Heinrich Groß, der bis in den späten 80er Jahren unbehelligt von der Justiz als Gerichtspsychiater fortgesetzt tätig sein durfte.

GEIST zu bilden ist nicht immer gefragt wenn es mit der Wahrheit kollidiert Die Fähigkeit und das Recht jedes Menschen auf persönliche Veränderung durch Erkenntnis, Selbsterkenntnis und Bewusstwerdung, nehme und nahm auch ich in Anspruch. Wenn man meine wahre Lebensgeschichte kennt, vor allem der Lebensverlauf in Österreich , so wird man kaum aus den staunen kommen, wie sehr ich mich aus eigener Kraft geistig und seelisch fortentwickelte. Ich möchte fast sagen, dass ich auf eine sensationelle Lebensgeschichte und Entwicklung verweisen kann, wenn man unter anderem bedenkt und berücksichtigt, dass ich sozusagen als kleiner Indianer in Österreich landete und es zwischendurch sogar zum Staatsfeind emporstieg, wie der Tageszeitung „Kurier“ 1986 einmal schrieb. In der Tat bin ich erwacht, habe in der sehr langen Jahre meiner Haft aus eigener Kraft meine Vergangenheit aufgearbeitet, meine Probleme bewältigt und der Kriminellen Intelligenz und Energie abgelegt und denke nunmehr positiv und Menschlich. Das lässt sich zugegebenermaßen leicht schreiben, mein Erfolgsweg dauerte aber sehr lange und war auch sehr steinig, die genau zu beschreiben aber wegen des Umfanges separat geschehen müsste. Es kommt jedenfalls nicht von ungefähr, das ich mich heute entgegen der Vorgeschichte in Erziehungsheime und Jugendgefängnisse und der nunmehr unendlich langer und schwerer Haft geistig und psychisch in sehr guter Verfassung fühle und befinde, und da mit globalen Denkvermögen und Kenntnisse sowie in überzeugender psychischer und physischer Verfassung, letzteren doch etwas gehandikapt wegen einer schweren Operation 2006 wegen Bandscheibenvorfalls. Ich habe sozusagen positiven Geist gebildet und auch dank unzähliger Fachliteratur, die ich, geistig hungrig geworden, über die Jahre hindurch verschlang, einen sehr guten Über- u. Durchblick über meiner unmittelbaren Umwelt und der politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in Freiheit, bin umfassend geistig interessiert und auch Selbstbewusst. Des Weiteren kann ich sehr gut mit Menschen kontaktieren und kommunizieren sowie theoretische und praktische sozialem Kompetenz konkret unter Beweis stellen, was ich zu jeder Zeit und detailliert, wegen des Umfanges aber separat darlegen kann. Für mich ist heute jedenfalls undenkbar, kriminell wieder Rückfällig zu werden. Zum einen wegen meiner nunmehrigen geistigen Entwicklung und Reife, und zum anderen bin ich mit knapp sechzig Jahren im Alter geraten und würde mich nicht einmal bei Rot über die Straße zu gehen trauen, um nicht die Letzten Jahren meines Leben in Freiheit zu verlieren und schließlich im Gefängnis zu sterben. Meine menschliche und soziale Kontakte zur Außenwelt, zu meiner Exgattin, Angehörige und Verwandte sind trotz der langen Haft bewunderungswert aufrechterhalten und intakt geblieben. Darüberhinaus habe ich umfangreiche und konkrete Vorstellungen darüber, wie ich nun in Freiheit und geregelt leben möchte, nämlich ruhig und häuslich mit meiner Exgattin und in Kontakt zu meinen Angehörigen und Verwandten. Quasi ein normales Familienleben zu führen und mit Gelegenheitsarbeiten das Hausgeld aufbessern, falls ich keine fixe Anstellung bekommen sollte und vom Arbeitslosengeld oder Notstandshilfe leben müsste. Ich trinke weder Alkohol noch bin ich Drogen- oder Rauschgiftsüchtig. Ich habe mich während der Haft stets davon distanziert, obwohl die Gefängnisse heutzutage voll davon sind. Es ist da eine positive Persönlichkeitsveränderung- und Entwicklung sowie positive Voraussetzungen, ein soziales Umfeld und eine Basis und Basiswissen um in Freiheit Fuß fassen zu können, wird aber zur Gänze von den Vollzugsbehörden ignoriert und stattdessen werden alle Facetten gezogen, um eine Entlassung meiner Person zu verhindern. Die Fortsetzung meiner Haft nach nunmehr 30 Jahren ununterbrochener Haft empfinde und erlebe ich nurmehr als Justizrache. Sodann habe ich keine Ahnung, wie es weitergehen wird. Juan Carlos Bresofsky-Chmelir, Justizanstalt Garsten.