Montag, 25. Juni 2007

„Technische Panne“: Bundeswehr verliert geheime Daten

Der Bundeswehr ist nach Informationen der ARD und der F.A.Z. aufgrund technischer Probleme ihr gesamter Bestand an Geheimdienstinformationen aus den Jahren 1999 bis 2003 abhanden gekommen. Die Berichte über die Auslandseinsätze seien „Ende 2004 verlorengegangen“, zitiert „Report Mainz“ aus einem Schreiben von Verteidigungsstaatssekretär Peter Wichert an den Verteidigungsausschuss des Bundestages. Das betrifft auch geheime Berichte zum Fall Murat Kurnaz.

Der Ausschuss hatte Unterlagen aus dem Jahr 2002 angefordert, um den Umgang der Eliteeinheit KSK mit dem aus Bremen stammenden Türken Kurnaz im amerikanischen Lager Kandahar in Afghanistan aufzuklären. Kurnaz hatte zwei Soldaten des „Kommandos Spezialkräfte“ beschuldigt, sie hätten ihn im Januar 2002 in dem Lager misshandelt. Der Verteidigungsausschuss des Bundestages hatte sich deshalb im November vergangenen Jahres in diesem Fall als Untersuchungsausschuss konstituiert und für seine Aufklärungsarbeit alle der Bundeswehr vorliegenden Meldungen aus dem betreffenden Zeitraum angefordert.

„Defekter Datensicherungsroboter“

In dem Schreiben Wicherts vom 12. Juni wird die Vernichtung der Akten bestätigt. Laut dem ARD-Magazin erläuterte Wichert darin, von den geheimen Unterlagen sei „aufgrund der Speicherkapazität des Datensicherungsroboters“ nur einmal eine Sicherungskopie abgelegt worden. „Der Datensicherungsroboter erlitt nach der Archivierung der Daten einen technischen Defekt.“

In einem anderen Gerät sei ein Teil der entsprechenden Bandkassetten nicht mehr lesbar gewesen. Der Versuch, diese Kassetten in einem Ersatzgerät auszulesen und somit die Daten wieder zugänglich zu machen, sei gescheitert. Daraufhin seien die nicht mehr lesbaren Kassetten am 4. Juli 2005 vernichtet worden.

Kurnaz war als angeblicher Taliban-Kämpfer im Dezember 2001 in Pakistan verhaftet, zunächst nach Afghanistan und dann ins amerikanische Geheimgefängnis nach Guantánamo auf Kuba gebracht worden. Erst im August vergangenen Jahres kam er frei. Kurnaz traf am 24. August 2006 auf dem amerikanischen Militärflugplatz Ramstein ein.

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