Freitag, 1. Juni 2007

Warum ein Kontinent im Elend versinkt

Ehre in Afrika

Togo im April 2005: Die Kulturvermittlung liegt in Schutt und Asche. Zum ersten Mal wurde auf ein Goethe-Institut ein Anschlag verübt. Angeblich aus Protest gegen manipulierte Präsidentschaftswahlen. Oder richtete sich der Protest noch gegen mehr? In einem Land, in dem ein Drittel der Einwohner in bitterer Armut leben, könnte dieser Anschlag auch eine Botschaft gewesen sein: Euer Konzept geht nicht auf, ihr wollt uns nicht wirklich verstehen.

Bislang versuchen Deutsche, Europäer oder die Vereinten Nationen, afrikanischen Konflikten mit westlichen Mitteln beizukommen - oft vergeblich. Wie in Ruanda: Der Film "Hotel Ruanda" erzählt von einem Hotelmanager, der mehr als 1000 Menschen vor dem Völkermord der Hutu an den Tutsi rettet. Er erzählt aber auch davon, wie die internationale Gemeinschaft in dieser Krise versagt hat. 800.000 Menschen hatten nicht das Glück, gerettet zu werden. Die Welt starrte fassungslos auf das Ausmaß und die unglaubliche Brutalität dieses Konflikts.

Müssen wir Afrika aus sich selbst heraus verstehen?

Hilflosigkeit herrscht auch im Kampf gegen den HIV-Virus. In Südafrika sterben täglich 650 Menschen an Aids. Schuld daran ist die fatale Aidspolitik Südafrikas, die auf Safer-Sex-Kampagnen oder westliche Therapiemodelle verzichtet. Und das oft unbegreifliche Verhalten der Betroffenen: Afrikanische Frauen heiraten lieber einen aidsinfizierten Mann, als kinderlos zu bleiben - um ihre Ehre zu retten. Ist Aids-Bekämpfung ein kulturelles Problem?

Kenias Präsident Mwai Kibaki erklärte bei seinem Amtsantritt 2002, er wolle die Korruption im Land beenden. Ein hehres Versprechen. Auf dem Index von Transparency International landet Kenia inzwischen ganz weit hinten. Sein "Staatsminister für gute Regierungsführung" ist längst zurückgetreten. In Kibakis Regierungszeit sollen bereits 150 Millionen Euro verschwunden sein. Autoritäres Machtgebaren weist die Demokratie in ihre Schranken.

Behindert Ehrgefühl die Entwicklung?

Der Afrika-Historiker John Iliffe hat in einem neuen Buch untersucht, wie tief verwurzelte afrikanische Vorstellungen von Ehre heutige demokratische Entwicklungen behindern. Ist das der Schlüssel? Müssen wir Afrika viel mehr als bisher aus sich selbst heraus verstehen? Afrikanische Konflikte lassen sich offenbar nicht lösen, indem man ihnen westliche Strukturen entgegensetzt. Ist es an der Zeit, andere Erklärungsmuster zu suchen?

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