Dienstag, 12. Juni 2007

«Deutschländer»

Beispiele für gelungene Integration in Deutschland:
  • Junge Menschen der "2. Zuwanderer-Generation" im Porträt.
Die FOKUS-Serie von Deutsche Welle RADIO - hier mit 'Audio on demand'.

Können oder wollen sie nicht? Diese Frage steht in Deutschland schnell im Raum, wenn von Migranten die Rede ist, die schlecht Deutsch sprechen, die schlechte oder keine beruflichen Perspektiven haben, die in Parallelgesellschaften leben. Doch es gibt durchaus Beispiele von gelungener Integration, die mehr sind als nur Einzelschicksale.

Die Serie «Deutschländer» erzählt Geschichten von Menschen, die in Deutschland Wurzeln geschlagen haben.

  • Geduldet: ein Leben in der Schwebe

Fast 200.000 Menschen sind in Deutschland nur geduldet, unter ihnen auch viele Jugendliche. Obwohl sie in Deutschland geboren oder aufgewachsen sind, dürfen sie sich oft nicht weiterbilden, nicht reisen und kein Geld verdienen. Sie leben unter einer «vorübergehenden Aussetzung der Abschiebung» gemäß dem Aufenthaltsgesetz.

Paimana Heydar aus Afghanistan ist eine Geduldete, die nicht aufgibt. Gemeinsam mit anderen Einwandererkindern fordert sie gleiche Chancen für alle. Aarni Kuoppamäki traf die 22-Jährige bei der Wohnungssuche in Berlin.

  • Вместе - Zusammen geht´s besser!

Im Alter von acht Jahren hat Eugen Erfurt seine russische Heimat verlassen. Seine Eltern sind so genannte «Russlanddeutsche» oder «Spätaussiedler». Menschen mit deutschen Wurzeln, die seit Generationen jedoch in Russland lebten; in unserem Fall im sibirischen Omsk. Nur Eugens Mutter sprach noch ein paar Brocken Deutsch. Doch weil sie in Russland diskriminiert wurden, sahen sie in Deutschland ihre Zukunft. Jetzt, 14 Jahre später, ist Eugen 21 und lebt in Speyer.

Russland ist weit weg – aber seine Herkunft beeinflusst noch immer sein Leben. Und seine Leidenschaft: HipHop und Radio. Marlis Schaum stellt Eugen Erfurt vor.

  • «Mir fällt gar nicht auf, dass ich schwarz bin»

Weder sein Aussehen, noch sein Hobby lassen darauf schließen, dass er Deutscher ist: Denn er liebt American Football und er hat eine schwarze Hautfarbe, die er von seinem verstorbenen Vater geerbt hat, der aus Ghana kam. Sein Name gibt wenigstens einen kleinen Hinweis: Andreas William Tai-Mensah Osabutey, ein Mischmasch aus Deutsch, English und einer ghanaischen Landessprache.

Es ist aber sein Job, der klar macht, dass Osa, so nennen ihn seine Freunde, einen deutschen Pass haben muss – denn ohne den, könnte er in seinem Traumberuf erst gar nicht arbeiten. Sarah Faupel hat Osa bei seiner Arbeit begleitet.

  • Zwischen Pfalz und Pyramiden

Anja Higazi-Heimgärtner lebt in der alten deutschen Kaiserstadt Speyer. Ihr Vater stammt aus Ägypten. Ungewöhnlich ist ihr Beruf: sie ist Privatdetektivin. In Speyer ist sie zuhause – Ägypten bleibt ihre Heimat. Maik Meuser stellt Anja Higazi-Heimgärtner vor.

  • "Ich fühle mich schon deutsch."

Nicht nur der Westen, sondern auch die DDR benötigte in den achtziger Jahren dringend Arbeitskräfte aus dem Ausland. Die größte Gruppe der sogenannten «Vertragsarbeiter» kam aus Vietnam: fast 60.000 Menschen. Doch eine Integration fand nicht statt. Und: sie durften keine Familien gründen. Schwangere Frauen hatten die Wahl zwischen Abtreibung und vorzeitiger Heimreise.

Das änderte sich erst nach der Wende. Zur zweiten Generation der Vietnamesen in Ostdeutschland gehört der 16jährige Tuan Njnjok. Laut Pass ist er Vietnamese, aber Tuan nennt sich Don und ist in beiden Welten zuhause. Grit Hoffmann stellt Tuan vor.

  • Tagsüber Zivildienstleistender, abends Popstar

Edi aus Indonesien. Seine Eltern kamen irgendwann in den 1970er Jahren von der Insel Java nach Köln. Edi und sein Bruder Toto sind Deutsche. Aufgewachsen in Köln-Mülheim. Und wie leben sie heute?

Vormittags: Hölderlin-Gymnasium, Abends: Bami Goreng. Alles normal. Bis Edi mit seinem türkischen Kumpel Tamer anfängt, Musik zu machen. Inzwischen steht ihre Band vor dem Durchbruch – aber erst nach der Arbeit. DW-Reporter Marcus Bösch hat Edi einen Tag lang begleitet.

  • Dreifacher Deutscher Meister - ein Schwabe aus Eritria

Filmon Ghirmai stammt aus Eritrea. 1984 waren er und seine Eltern vor dem Bürgerkrieg in ihrer Heimat nach Deutschland geflohen. Aus der eritreischen Hauptstadt Asmara zogen sie in den Süden von Stuttgart, von Ostafrika nach Schwaben. Filmons neue Heimat: Gomaringen, ein Ort mit 8.000 Einwohnern.

Schon seit seinem siebten Lebensjahr ist Laufen seine große Leidenschaft. Seit zwei Jahren trainiert Olympiasieger Dieter Baumann den 27-jährigen Sportler. Unter seiner Anleitung hat er im vergangenen Jahr den Titel des deutschen Meisters im 3000-Meter-Hindernislauf geholt, bereits zum dritten Mal. Peter Hille ist nicht nur ein Stück mitgelaufen, sondern hat auch erfahren, wie das Leben Filmon Ghirmai läuft, wenn er keine Laufschuhe anhat.

  • Sport schafft Respekt

Wilhelm Schwabauer ist ein so genannter Russlanddeutscher, und Mareike Aden hat er erzählt, warum das Gewichtheben ihm so geholfen hat - auf dem Weg von Usbekistan nach Deutschland.

  • Politisch engagiert – aber kein Alibi-Ausländer

Timur Husein ist gleichzeitig Deutschkroate und Deutschtürke, denn seine Mutter ist Kroatin, sein Vater Türke. Und er ist Kreisvorsitzender der jungen Union in Berlin Kreuzberg. Bei der letzten Kommunalwahl wollte er der erste CDU-Abgeordnete in der Kreuzberger Bezirksversammlung werden, der nicht als Deutscher geboren wurde.

Doch Kreuzberg gilt als Kiez der Linken und Alternativen. Zugleich ist es eines der Viertel mit dem höchsten Ausländeranteil in Deutschland. Ghettobildung, Integration, Parallelgesellschaften - Was jetzt brandaktuell in der deutschen Öffentlichkeit diskutiert wird, begleitet Timur schon seit der Grundschule. Ob Timur Huseiner sein Wahlziel erreichte, hat Mathias Bölinger erfahren, der ihn am Wahlsonntag begleitet hat.

  • Religion gibt Halt und Identität

Für viele Kinder von Migranten ist Religion sehr wichtig. Sie bietet Gemeinschaft und hilft beim Suchen und Finden einer ganz eigenen Identität. Der Berliner Hao Ngu-yen ist Mitglied der evangelisch-vietnamesischen Jugend. Kateri Jochum hat ihn zu einem Treffen in Bochum begleitet.

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