Dienstag, 19. Juni 2007

Immer noch auf freiem Fuß

New York: UN-Chefanklägerin Del Ponte fordert mehr Druck zur Auslieferung von Kriegsverbrechern

Carla Del Ponte hat die internationale Gemeinschaft aufgefordert, sich nachdrücklicher für die Verhaftung der noch gesuchten mutmaßlichen Kriegsverbrecher im früheren Jugoslawien einzusetzen. Dass sich der ehemalige Führer der bosnischen Serben, Radovan Karadzic, und dessen Militärchef Ratko Mladic nach wie vor auf freiem Fuß befänden, sei ein dauerhafter Makel an der Arbeit des UN-Kriegsverbrechertribunals in Den Haag, sagte Del Ponte am Montag vor dem Sicherheitsrat in New York. Die Erfahrung habe gezeigt, dass die UN, die EU und andere Organisationen Möglichkeiten hätten, die Staaten des früheren Jugoslawien zur Zusammenarbeit mit dem Tribunal zu verpflichten.
Das Gremium geht laut Del Ponte davon aus, dass sich die beiden Gesuchten in Serbien oder zumindest in der Reichweite der serbischen Regierung befinden. Allerdings sei Karadzic derzeit aus dem Blickfeld der zuständigen Dienste verschwunden, niemand suche nach ihm. «Das ist beunruhigend», sagte die Chefanklägerin. Sie sei sicher, dass die Länder der Region die Mittel hätten, ihn ausfindig zu machen und zu verhaften. Zugleich bescheinigte sie der Regierung in Belgrad erneut, sich mehr als in der Vergangenheit um eine Zusammenarbeit mit dem Tribunal zu bemühen.Von 161 Angeklagten des 1993 eingerichteten Jugoslawien-Tribunals sind derzeit noch insgesamt vier auf der Flucht. Karadzic und Mladic gelten als die Schlüsselfiguren des Völkermords an bosnischen Muslimen in Srebrenica im Juli 1995.

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