Dienstag, 15. Juni 2010

Gay-Pride Madrid lädt israelische Teilnehmer aus

von Jan Jetter

Am 3. Juli findet in Madrid eine der größten Gay-Pride-Paraden Europas statt – Schwule, Lesben, Trans- und Bisexuelle aus ganz Europa feiern jährlich mit Paraden den Christopher-Street-Day, und demonstrieren so für ihre Rechte und gegen Ausgrenzung und Diskriminierung.

In diesem Jahr wurden die israelischen Homosexuellenverbände (Aguda), die sich wie in jedem Jahr mit Künstlern und DJs aus der Tel Aviver Clubszene beteiligen wollten, von den Spanischen Schwulen- und Lesbenverbänden ausgeschlossen. Die Auseinandersetzung um die Erstürmung der Flotte, die vor wenigen Wochen die israelische Gaza-Blockade durchbrechen wollte, diente als Vorwand für die nun verhängte Kollektivstrafe: Israelis unerwünscht.

Laut einem Bericht der taz erklärte der Präsident des Spanischen Föderation für Lesben, Schwule, Trans- und Bisexuelle (FELGTB), Antonio Póveda, sie würden mit dieser Aktion die “Menschenrechte verteidigen”, da die Stadtverwaltung von Tel Aviv sich geweigert habe, das “Massaker an neun Genossen” der Gaza-Flotte zu verurteilen. Zudem wolle der Verband nicht, dass der Festumzug durch “gewalttätige Tumulte” Schlagzeilen mache, da die Sicherheit der israelischen Karosse nicht gewährleistet werden könne. In diesem Zusammenhang wird auf Angriffe propalästinensischer Studenten auf einen israelischen Unternehmer verwiesen, der an der Universität Madrid unter den Augen der zusehenden Polizei gewalttätig an einem Vortrag über erneuerbare Energien gehindert wurde.

Was passiert hier eigentlich? Mit einer völkischen und antisemitischen Argumentation werden Israelis bzw. Jüdinnen und Juden für das Handeln der israelischen Regierung verantwortlich gemacht und kollektiv aus Allem ausgeschlossen – eben weil sie Israelis bzw. Juden sind. Welche Position sie selbst zu den Ereignissen einnehmen, spielt dabei überhaupt keine Rolle mehr.

Ebenso erschreckend ist das Argument, die israelischen Teilnehmer nicht vor gewalttätigen Übergriffen durch einen antisemitsichen Mob schützen zu können - diese Argumentation ist eine Steilvorlage für alle Nazis, Antisemiten und Rassisten: Man muss nur genug Terror ausüben, dann können bestimmte Gruppen nicht mehr geschützt werden. Genau mit dieser Begründung wurden in baltischen Staaten CSDs abgesagt, da Nazis Angriffe ankündigten.

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