Dienstag, 29. Juni 2010

Polizei verhaftet mutmaßliche russische Spione

Gelbe Absperrbänder und Menschen (Foto: ap)Polizisten vom FBI sperrten das Haus eines Verdächtigten ab
 
Insgesamt seien zehn Verdächtige in verschiedenen Städten im Nordosten der USA festgenommen worden, teilte das US-Justizministerium am Montag (28.06.2010) mit. Ein weiterer Verdächtiger sei noch auf der Flucht. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, für den russischen Geheimdienst tätig geworden zu sein.

Die Russen sind davon nicht entzückt. Außenminister Sergej Lawrow  erwartet Erklärungen. "Die Sache wurde uns nicht erklärt, ich hoffe, sie erklären sie uns", polterte er in Richtung Washington. Am Rande seines Besuchs in Israel fügte er ironisch hinzu, der Zeitpunkt der Veröffentlichung sei "besonders anmutig" gewählt.

Denn erst am Wochenende hatten Präsident Dmitri Medwedew und US-Präsident Barack Obama, anlässlich der Unterzeichnung mehrerer Wirtschaftsverträge, die Annäherung der beiden Länder nach dem Kalten Krieg hervorgehoben. 

Langfristige Spionage
Nach Erkenntnissen der amerikanischen Justiz war es die Aufgabe der Beschuldigten, sich langfristig eine amerikanische Identität zuzulegen, um für Russland an Informationen über die USA heranzukommen. Die elf Verdächtigen sollten nach Angaben des FBI unter anderem Informationen über die US-Politik gegenüber Afghanistan und dem Iran sowie über einen damals geplanten Rüstungsvertrag zwischen Washington und Moskau sammeln. Sie sollten demnach regierungsnahe Kreise infiltrieren. Das FBI listete in seiner Klageschrift auch die Methoden des Netzwerks auf. Die Spione arbeiteten den Angaben zufolge mit verschlüsselten Botschaften, Bargeld sei ihnen von russischen Boten bei Aufenthalten in lateinamerikanischen Ländern übergeben worden. Bei Reisen nach Moskau und zurück in die USA seien die Spione zur Tarnung über Rom geflogen und hätten falsche Pässe benutzt. Neun von ihnen wird auch Geldwäsche zur Last gelegt.



Die Männer und Frauen sollen teils seit den 90er Jahren Informanten rekrutiert und Informationen für Russland gesammelt haben. Daten seien über ein geheimes elektronisches Netz von Laptop zu Laptop weitergegeben worden. Die Missionen der meisten Verdächtigen seien langfristig angelegt und extrem verdeckt gewesen.

Bis zwanzig Jahre Haft
Den Verhaftungen waren laut Ministerium jahrelange Ermittlungen der US-Bundespolizei FBI vorausgegangen. US-Agenten hätten sich unter anderem als russische Regierungsbeamte getarnt und sich mit den Verdächtigten getroffen. Die Fahnder schlugen am Wochenende in den US-Staaten New Jersey, New York, Massachusetts und Virginia zu.

Agententätigkeit für eine fremde Regierung wird in den USA mit bis zu fünf Jahren Haft geahndet, Geldwäsche mit bis zu 20 Jahren.

Autor: Martin Schrader, Annamaria Sigrist
Redaktion: Herbert Peckmann
Zeichnung von vier Menschen im Gerichtssaal (Foto: ap)
Diese Zeichnung der mutmaßlichen Spione wurde in einem New Yorker Gericht gemacht

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