Freitag, 11. Juni 2010

Streit um Israel gefährdet CSD Toronto

Im kanadischen Toronto droht der Streit um die israelische Politik gegenüber den Palästinensern den CSD zu sprengen.



Mehrere Redner und Musiker haben ihre Teilnahme bei der am 25. Juni beginnenden "Toronto Pride Week" abgesagt, mehr als 20 vom CSD Toronto wegen ihres Engagements geehrte Preisträger haben ihre Auszeichnungen aus Protest zurückgegeben. Grund für die Aufregung: Die CSD-Organisatoren hatten die Gruppe "Queers Against Israeli Apartheid" wegen ihres Namens ausgeschlossen. Zudem darf der Begriff Apartheid auf der Veranstaltung nicht mit Juden oder Israelis in Zusammenhang gebracht werden, da das antisemitisch sei und zur Gewaltwelle gegen Kanadier jüdischen Glaubens beitragen könnte, so die Organisatoren. "Kein Kanadier, ob hetero oder homo, sollte sich hier um seine Sicherheit Gedanken machen müssen, weil er anders ist oder einen anderen Glauben hat", so die Organisatoren in einer Erklärung. Über die Fragen der israelischen Politik könne man gerne streiten - aber nicht, wenn das die Rechte oder die Sicherheit anderer verletze.

(02:29) Aktivisten geben aus Protest gegen den Ausschluss der propalästinensischen Gruppe ihre CSD-Auszeichnungen zurück.

"Redefreiheit entzogen"

Mitglieder und Unterstützer der propalästinensischen Gruppe erklärten dagegen, dass gerade schwul-lesbische Aktivisten auf Menschenrechtsverletzungen aufmerksam machen müssten. Prominente Teilnehmer sagten daher öffentlich ab und kritisierten die CSD-Organisatoren als Zensoren: "Wenn uns die Redefreiheit entzogen wird, ist das mit Sicherheit keine Party, für die ich Musik machen kann", erklärte etwa DJ John Caffery. Noch ist unklar, wie viele Veranstaltungen wegen der Absagen ausfallen müssen.

"Queers Against Israeli Apartheid" argumentiert, dass die Israelis den Palästinensern Ende der 1940er Jahre das Land weggenommen hätten und sie jetzt auf kleinem Raum einsperrten - ähnlich wie die Südafrikaner mit den Schwarzen verfahren seien. Das sei auch ein Thema für Schwule und Lesben, da diese im "Westjordanland und im Gaza-Streifen täglich die militärische Gewalt zu spüren bekommen - und zwar nur, weil sie Palästinenser sind."

"Zionistische Propaganda"
Israel ist nach Ansicht der Gruppe kein homofreundliches Land. Vielmehr verschleiere "die "zionistische Propaganda das Ausmaß der Gewalt gegen Schwule und Lesben". Daher rufen die Aktivisten zum Reiseboykott Israels auf. "Wir zeigen Solidarität mit Schwulen und Lesben in Palästina und unterstützen sie in ihrem Widerstand gegen Homophobie und israelische Apartheid." Über die homofeindliche Haltung der palästinensischen Regierungen im Westjordanland und im Gaza-Streifen sagten die Aktivisten nichts.

Die Entscheidung, harsche Israel-Kritik nicht auf dem CSD zu dulden, könnte auch auf politischen Druck entstanden sein: Der Stadtrat Torontos hatte nämlich bereits damit gedroht, die Unterstützung für den CSD einzustellen, weil der Aufruf zum Hass gegen Israelis oder Juden gegen die städtischen Antidiskriminierungsrichtlinien verstoße. Die Regierung der Provinz Ontario hat zudem bereits 2009 beschlossen, dass der Begriff "israelische Apartheid" zum Rassenhass aufrufe und nicht verwendet werden sollte.

In Madrid fand zuvor ein ähnlicher Streit statt, wenn auch unter umgekehrten Vorzeichen: Die
spanischen CSD-Organisatoren schlossen für dieses Jahr einen israelischen Wagen auf der Parade aus, angeblich weil man wegen der aufgeheizten Atmosphäre nicht für die Sicherheit der ausländischen Gäste garantieren könne.

Links zum Thema:
Queers Against Israeli Apartheid
http://queersagainstapartheid.org/
CSD Toronto
http://www.pridetoronto.com/

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