Zwei Tage nach dem Tod seiner geliebten Großmutter Münevver (+ 73) soll Mesut Özil (21) die DFB-Auswahl ins Viertelfinale führen. Wie schafft er das?
Der Tod seiner Oma ist für Özil ein großer Verlust. Bruder Mutlu (25) überbrachte Freitag die traurige Nachricht. Der gläubige Moslem sagte alle Gesprächstermine ab und fuhr in eine Moschee, um zu beten. Danach stand der Siegtorschütze über Ghana wieder auf dem Platz. Traurig, aber konzentriert.Während Vater Mustafa (42) umgehend in die Türkei zur gestrigen Beerdigung in Hisiroglu (220 km nördlich von Ankara) reiste, blieb Özil in Südafrika. Er spielt heute auch für seine geliebte Münevver.
4:1 Deutschland müllert England home
Hamburg - Ganz ruhig schlich Joachim Löw nach dem Abpfiff von seiner Bank in Richtung Englands Trainer Fabio Capello. Ein kurzer Handschlag, beide verzogen keine Miene. Hätte man die 90 Minuten im Free-State-Stadion von Bloemfontein zuvor nicht gesehen, man hätte aus den Reaktionen der beiden nicht absehen können, wer das Spiel gewonnen hat.
Dabei hat die deutsche Nationalelf bei ihrem 4:1 (2:1)-Erfolg im Achtelfinale der WM ihre beste Turnierleistung gezeigt - und den Erzrivalen England deklassiert. "Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft", sagte Bastian Schweinsteiger. Auch Lukas Podolski strahlte. "Wir haben von hinten bis vorne eine sehr gute Leistung gezeigt." Die deutsche Nationalelf trifft nun am Samstag im Viertelfinale (16 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE) auf den Sieger der Partie zwischen Argentinien gegen Mexiko.
Die deutsche Mannschaft lief in der gewohnten 4-2-3-1-Formation auf. Dabei konnte Bundestrainer Joachim Löw auf den defensiven Mittelfeldspieler Bastian Schweinsteiger zurückgreifen, der sich im Gruppenspiel gegen Ghana eine Verhärtung im Oberschenkel zugezogen hatte. Auch Jérôme Boateng, der aufgrund einer Wadenverhärtung auszufallen drohte, konnte von Beginn an mitwirken. Für Stürmer Cacau, der wegen einer im Training erlittenen Bauchmuskelzerrung nicht dabei war, spielte nach seiner abgelaufenen Sperre Miroslav Klose. Die Engländer begannen mit derselben Formation, die gegen Slowenien siegreich war.
Das Spiel begann temporeich: In der fünften Minute tauchte Mesut Özil vor dem englischen Tor auf, scheiterte aber aus spitzem Winkel bei seinem Versuch, Towart David James zu tunneln. Die anschließende Ecke brachte nichts ein.
Deutschland kontrollierte die Partie, der Ball lief gut durch die eigenen Reihen, England wurde früh beim Aufbauspiel gestört. In der elften Minute agierte Lukas Podolski egoistisch, als er einen vielversprechenden Angriff mit einem Schuss abschloss, der abgeblockt wurde.
Capellos grimmige Miene wurde nur noch grimmiger
Gefährliche Torraumszenen blieben auf beiden Seiten die Ausnahme - was vor allem daran lag, dass die Teams taktisch sehr gut organisiert waren und nur wenig Räume boten. Und so musste eine ungewöhnliche Situation für den ersten Treffer herhalten: Ein weiter Abschlag von Torwart Manuel Neuer landete in der englischen Hälfte, niemand fühlte sich zuständig, bis der Ball am englischen Strafraum ankam, wo sich Stürmer Klose gegen Innenverteidiger Upson extrem zweikampfstark zeigte, sich im Laufduell durchsetzte und den Ball im Fallen vorbei an James legte - 1:0 für Deutschland (20.).
Englands Antwort war ein Schuss von Barry, den Neuer aber sicher festhalten konnte. Trainer Fabio Capello lief anschließend wutentbrannt an den Rand seiner Coaching-Zone und gab seinen Spielern Anweisungen. Seine ohnehin so grimmige Miene wurde nur noch düsterer. Denn eine Traumkombination von Sami Khedira und Thomas Müller landete schließlich bei Klose, der frei an Keeper James scheiterte.
Deutschland hatte kurz danach doch Grund zum Jubeln: Müller passte perfekt auf Podolski, der auf der linken Seite unbehelligt den Ball annehmen und aus spitzem Winkel durch die Beine von James schießen konnte - 2:0 für Deutschland.
"Bei meinem Tor hatte ich ein bisschen Glück", kommentierte Podolski seinen Treffer.
Es ging Schlag auf Schlag, diesmal allerdings auf der Gegenseite: Frank Lampard scheiterte in der 35. Minute aus sechs Metern an Neuer. Kurz darauf hätte Klose fast den dritten Treffer erzielt. Stattdessen köpfte Upson nach schlechtem Stellungsspiel von Boateng eine Flanke zum Anschlusstreffer ins Tor - 1:2 für England. Schweinsteiger beschwerte sich nach dem Spiel: "Wir dürfen nicht so leichtfertig eine 2:0-Führung hergeben. Das darf nicht sein."
In der 40. Minute hielt der Geist von Wembley Einzug - mit verteilten Rollen. Als Frank Lampard aufs Tor von Manuel Neuer schoss, prallte der Ball - wie 1966 Schuss beim Schuss von Geoff Hurst auf das Tor von Hans Tilkowski - hinter Keeper Neuer von der Unterlatte auf den Boden. 1966 gab Schiedsrichter Gottfried Dienst den Treffer nach langen Diskussionen. 2010 war die Situation ungleich eindeutiger, Schiedsrichter Jorge Larrionda aus Uruguay entschied dennoch, dass der Ball nicht im Tor war - eine klarer Fehler wie die Fernsehbilder im Anschluss zeigten (siehe auch Fotostrecke oben). DFB-Präsident Theo Zwanziger sagte in der Pause der ARD: "Selbst ich habe von der Tribüne aus geglaubt, dass der Ball drin war."
Torwart Neuer gestand nach dem Spiel:"Ich habe nicht gesehen, ob der Ball drin war. Nachdem ich mich umgedreht habe, habe ich mich nur auf den Ball konzentriert." Die Brisanz der Szene war ihm dabei bewusst. "Ich habe mich natürlich beeilt, nach vorne zu kommen, damit die Schiedsrichter nicht auf die Idee kommt, dass der drin war."
Zur Pause blieb es bei der knappen Führung für Deutschland. Beide Trainer ließen ihre Mannschaft in der zweiten Halbzeit unverändert. In der 47. Minute sah Abwehrspieler Arne Friedrich nach einem Foul die Gelbe Karte. Und die englische Nationalelf erhöhte den Druck, ein Freistoß von Lampard landete an der Latte (53.). Eine schwache Rückgabe von Lahm, der nicht seinen besten Tag erwischte, konnte Neuer ganz knapp vor Defoe retten (57.).
Die Moral der Engländer war gebrochen
Die deutsche Abwehr geriet immer stärker unter Druck, eine Flanke nach der anderen wurde von der rechten Seite in den Strafraum geschlagen, ein Abnehmer fand sich aber meist nicht. Völlig überraschend dann der dritte Treffer für die Deutschen: Schweinsteiger passte nach einem Konter auf Müller, der Flügelspieler zog ab und der Ball landete vorbei am unglücklich agierenden James im Netz - 3:1 für Deutschland.
Die Moral der Engländer war gebrochen, in der der 70. Minute konnte Özil von der linken Seite mustergültig in die Mitte querlegen, dort hatte erneut Müller keine Mühe den Ball unterzubringen - 4:1 für Deutschland.
Auf die Frage von einem ARD-Reporter, was er davon hielte, zum besten Nachwuchsspieler des Turniers gewählt zu werden, antwortete Müller: "Warum nicht? Ich habe noch einen Platz in der Vitrine übrig."
England kam nur noch vereinzelt vor das deutsche Tor. Gerrads Schuss in der 81. Minute lenkte Neuer mit einer Klasseparade noch um den Pfosten. Die deutliche Führung nutzte Löw, um den Reservisten noch Einsatzzeit zu verschaffen. So feierte der Leverkusener Stefan Kießling seine WM-Premiere, als er in der 83. Minute für Özil eingewechselt wurde. Zuvor hatte Löw schon Mario Gomez und Piotr Trochwoski für Müller und Klose gebracht (71.).
Worauf es nun im Viertelfinale ankommt, erklärte Podolski: "Wir dürfen nicht den Fehler von nach dem Australienspiel wiederholen. Wir müssen weiter konzentriert bleiben."
Sollte die Konzentration da sein, muss die Mannschaft von Löw noch nicht einmal einen Lionel Messi fürchten. Das denkt auch Schweinsteiger: "Wenn wir das zeigen, was wir heute getan haben, dann können wir gewinnen."
Deutschland - England 4:1 (2:1)1:0 Klose (20.)
2:0 Podolski (32.)
2:1 Upson (37.)
3:1 Müller (67.)
4:1 Müller (70.)
Deutschland: Neuer - Lahm, Mertesacker, Friedrich, Jérôme Boateng - Khedira, Schweinsteiger - Müller (72. Trochowski), Özil (ab 83. Kießling), Podolski - Klose (ab 72. Gomez)
England: James - Johnson (ab 87. Wright-Phillips), Upson, Terry, Ashley Cole - Milner (ab 64. Joe Cole), Lampard, Barry, Gerrard - Defoe (ab 71. Heskey), Rooney
Schiedsrichter: Jorge Larrionda (Uruguay)
Zuschauer: 40.510 (ausverkauft)
Gelbe Karten: Friedrich - Johnson
Dabei hat die deutsche Nationalelf bei ihrem 4:1 (2:1)-Erfolg im Achtelfinale der WM ihre beste Turnierleistung gezeigt - und den Erzrivalen England deklassiert. "Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft", sagte Bastian Schweinsteiger. Auch Lukas Podolski strahlte. "Wir haben von hinten bis vorne eine sehr gute Leistung gezeigt." Die deutsche Nationalelf trifft nun am Samstag im Viertelfinale (16 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE) auf den Sieger der Partie zwischen Argentinien gegen Mexiko.
Die deutsche Mannschaft lief in der gewohnten 4-2-3-1-Formation auf. Dabei konnte Bundestrainer Joachim Löw auf den defensiven Mittelfeldspieler Bastian Schweinsteiger zurückgreifen, der sich im Gruppenspiel gegen Ghana eine Verhärtung im Oberschenkel zugezogen hatte. Auch Jérôme Boateng, der aufgrund einer Wadenverhärtung auszufallen drohte, konnte von Beginn an mitwirken. Für Stürmer Cacau, der wegen einer im Training erlittenen Bauchmuskelzerrung nicht dabei war, spielte nach seiner abgelaufenen Sperre Miroslav Klose. Die Engländer begannen mit derselben Formation, die gegen Slowenien siegreich war.
Das Spiel begann temporeich: In der fünften Minute tauchte Mesut Özil vor dem englischen Tor auf, scheiterte aber aus spitzem Winkel bei seinem Versuch, Towart David James zu tunneln. Die anschließende Ecke brachte nichts ein.
Deutschland kontrollierte die Partie, der Ball lief gut durch die eigenen Reihen, England wurde früh beim Aufbauspiel gestört. In der elften Minute agierte Lukas Podolski egoistisch, als er einen vielversprechenden Angriff mit einem Schuss abschloss, der abgeblockt wurde.
Capellos grimmige Miene wurde nur noch grimmiger
Gefährliche Torraumszenen blieben auf beiden Seiten die Ausnahme - was vor allem daran lag, dass die Teams taktisch sehr gut organisiert waren und nur wenig Räume boten. Und so musste eine ungewöhnliche Situation für den ersten Treffer herhalten: Ein weiter Abschlag von Torwart Manuel Neuer landete in der englischen Hälfte, niemand fühlte sich zuständig, bis der Ball am englischen Strafraum ankam, wo sich Stürmer Klose gegen Innenverteidiger Upson extrem zweikampfstark zeigte, sich im Laufduell durchsetzte und den Ball im Fallen vorbei an James legte - 1:0 für Deutschland (20.).
Englands Antwort war ein Schuss von Barry, den Neuer aber sicher festhalten konnte. Trainer Fabio Capello lief anschließend wutentbrannt an den Rand seiner Coaching-Zone und gab seinen Spielern Anweisungen. Seine ohnehin so grimmige Miene wurde nur noch düsterer. Denn eine Traumkombination von Sami Khedira und Thomas Müller landete schließlich bei Klose, der frei an Keeper James scheiterte.
Deutschland hatte kurz danach doch Grund zum Jubeln: Müller passte perfekt auf Podolski, der auf der linken Seite unbehelligt den Ball annehmen und aus spitzem Winkel durch die Beine von James schießen konnte - 2:0 für Deutschland.
"Bei meinem Tor hatte ich ein bisschen Glück", kommentierte Podolski seinen Treffer.
Es ging Schlag auf Schlag, diesmal allerdings auf der Gegenseite: Frank Lampard scheiterte in der 35. Minute aus sechs Metern an Neuer. Kurz darauf hätte Klose fast den dritten Treffer erzielt. Stattdessen köpfte Upson nach schlechtem Stellungsspiel von Boateng eine Flanke zum Anschlusstreffer ins Tor - 1:2 für England. Schweinsteiger beschwerte sich nach dem Spiel: "Wir dürfen nicht so leichtfertig eine 2:0-Führung hergeben. Das darf nicht sein."
In der 40. Minute hielt der Geist von Wembley Einzug - mit verteilten Rollen. Als Frank Lampard aufs Tor von Manuel Neuer schoss, prallte der Ball - wie 1966 Schuss beim Schuss von Geoff Hurst auf das Tor von Hans Tilkowski - hinter Keeper Neuer von der Unterlatte auf den Boden. 1966 gab Schiedsrichter Gottfried Dienst den Treffer nach langen Diskussionen. 2010 war die Situation ungleich eindeutiger, Schiedsrichter Jorge Larrionda aus Uruguay entschied dennoch, dass der Ball nicht im Tor war - eine klarer Fehler wie die Fernsehbilder im Anschluss zeigten (siehe auch Fotostrecke oben). DFB-Präsident Theo Zwanziger sagte in der Pause der ARD: "Selbst ich habe von der Tribüne aus geglaubt, dass der Ball drin war."
Torwart Neuer gestand nach dem Spiel:"Ich habe nicht gesehen, ob der Ball drin war. Nachdem ich mich umgedreht habe, habe ich mich nur auf den Ball konzentriert." Die Brisanz der Szene war ihm dabei bewusst. "Ich habe mich natürlich beeilt, nach vorne zu kommen, damit die Schiedsrichter nicht auf die Idee kommt, dass der drin war."
Zur Pause blieb es bei der knappen Führung für Deutschland. Beide Trainer ließen ihre Mannschaft in der zweiten Halbzeit unverändert. In der 47. Minute sah Abwehrspieler Arne Friedrich nach einem Foul die Gelbe Karte. Und die englische Nationalelf erhöhte den Druck, ein Freistoß von Lampard landete an der Latte (53.). Eine schwache Rückgabe von Lahm, der nicht seinen besten Tag erwischte, konnte Neuer ganz knapp vor Defoe retten (57.).
Die Moral der Engländer war gebrochen
Die deutsche Abwehr geriet immer stärker unter Druck, eine Flanke nach der anderen wurde von der rechten Seite in den Strafraum geschlagen, ein Abnehmer fand sich aber meist nicht. Völlig überraschend dann der dritte Treffer für die Deutschen: Schweinsteiger passte nach einem Konter auf Müller, der Flügelspieler zog ab und der Ball landete vorbei am unglücklich agierenden James im Netz - 3:1 für Deutschland.
Die Moral der Engländer war gebrochen, in der der 70. Minute konnte Özil von der linken Seite mustergültig in die Mitte querlegen, dort hatte erneut Müller keine Mühe den Ball unterzubringen - 4:1 für Deutschland.
Auf die Frage von einem ARD-Reporter, was er davon hielte, zum besten Nachwuchsspieler des Turniers gewählt zu werden, antwortete Müller: "Warum nicht? Ich habe noch einen Platz in der Vitrine übrig."
England kam nur noch vereinzelt vor das deutsche Tor. Gerrads Schuss in der 81. Minute lenkte Neuer mit einer Klasseparade noch um den Pfosten. Die deutliche Führung nutzte Löw, um den Reservisten noch Einsatzzeit zu verschaffen. So feierte der Leverkusener Stefan Kießling seine WM-Premiere, als er in der 83. Minute für Özil eingewechselt wurde. Zuvor hatte Löw schon Mario Gomez und Piotr Trochwoski für Müller und Klose gebracht (71.).
Worauf es nun im Viertelfinale ankommt, erklärte Podolski: "Wir dürfen nicht den Fehler von nach dem Australienspiel wiederholen. Wir müssen weiter konzentriert bleiben."
Sollte die Konzentration da sein, muss die Mannschaft von Löw noch nicht einmal einen Lionel Messi fürchten. Das denkt auch Schweinsteiger: "Wenn wir das zeigen, was wir heute getan haben, dann können wir gewinnen."
Deutschland - England 4:1 (2:1)1:0 Klose (20.)
2:0 Podolski (32.)
2:1 Upson (37.)
3:1 Müller (67.)
4:1 Müller (70.)
Deutschland: Neuer - Lahm, Mertesacker, Friedrich, Jérôme Boateng - Khedira, Schweinsteiger - Müller (72. Trochowski), Özil (ab 83. Kießling), Podolski - Klose (ab 72. Gomez)
England: James - Johnson (ab 87. Wright-Phillips), Upson, Terry, Ashley Cole - Milner (ab 64. Joe Cole), Lampard, Barry, Gerrard - Defoe (ab 71. Heskey), Rooney
Schiedsrichter: Jorge Larrionda (Uruguay)
Zuschauer: 40.510 (ausverkauft)
Gelbe Karten: Friedrich - Johnson
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