Begeisterter Empfang für Recep Tayyip Erdogan in Istanbul: 5000 Menschen haben den türkischen Premier nach seiner wütenden Abreise aus Davos bejubelt. Dort war er nach einem Disput mit Schimon Peres vom Podium gestürmt - weil er auf einen emotionalen Monolog des israelischen Präsidenten kaum antworten durfte.
Ankara/Davos - Rund 5000 Demonstranten empfingen Recep Tayyip Erdogan am frühen Freitagmorgen auf dem Flughafen von Istanbul. Dabei schwenkten sie türkische und palästinensische Flaggen sowie Spruchbänder mit Texten wie: "Willkommen zurück, Eroberer von Davos" oder "Welt, schau auf unseren Ministerpräsidenten". Auch antiisraelische Slogans wurden gerufen.
Erdogan beklagte sich vor seinen Anhängern erneut, er habe in der Debatte mit dem israelischen Präsidenten Schimon Peres zu wenig Redezeit bekommen. Peres habe ihn inzwischen auch angerufen, um sich für die Art, wie er in Davos gesprochen habe, zu entschuldigen.
Die türkische Nachrichtenagentur Anatolian zitierte Peres aus einem Telefongespräch mit Erdogan mit den Worten: "Es tut mir sehr leid, was passiert ist, Freunde sollten es manchmal vertragen, einen Streit auszutragen. Ich hatte immer großen Respekt für die Republik der Türkei und Sie (Erdogan, d. Red.) als Premierminister. Ich betrachte mich als Freund der Türkei und des Premierminister Erdogan." Peres selbst sagte öffentlich am Freitagmorgen, er hoffe, dass die Beziehungen zur Türkei durch den Eklat nicht leiden. "Wir wollen keinen Konflikt mit der Türkei. Wir sind in einem Konflikt mit den Palästinensern."
Nebi Maruf, der palästinensische Botschafter in Ankara, begrüßte nach einer Meldung des Nachrichtensenders CNN-Türk das Verhalten Erdogans. Es sei "sehr richtig" gewesen, dass Erdogan die Diskussion verlassen habe. Einige türkische Zeitungen kommentierten, Erdogan sei durch die Rede von Peres provoziert worden. Der Oppositionspolitiker Onur Öymen kritisierte dagegen Zeitungsberichten zufolge, Erdogan habe ein gutes Anliegen sehr schlecht vertreten. Der kritische Kolumnist Oktay Eksi schrieb in der Zeitung "Hürriyet", die ganze Welt habe erlebt, dass die Türkei einen Ministerpräsidenten habe, "der sich nicht beherrschen kann".
Erdogan war beim Weltwirtschaftsforum in Davos vom Podium gestürmt. Er hatte in der Diskussion mit Peres, Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon und Amr Mussa, dem Chef der Arabischen Liga, kaum Zeit bekommen, auf einen mehr als 20-minütigen Monolog des israelischen Präsidenten zu antworten, und sich darüber in Rage geredet. Er drohte kurz vor seinem Abgang, nie wieder nach Davos zu kommen.
Peres verteidigte in seinen Ausführungen den Krieg gegen die Hamas im Gaza-Streifen und sprach dabei mehrmals Erdogan direkt an: "Was hätten Sie denn getan, wenn jeden Abend Raketen auf Istanbul niedergegangen wären?" Der türkische Regierungschef bat danach den Moderator, den "Washington Post"-Journalisten David Ignatius, noch einmal das Wort ergreifen zu dürfen: "Nur eine Minute!" Dieser stimmte nach längerem Hin und Her zu.
An Peres gewandt, sagte Erdogan dann: "Sie töten Menschen!", zitierte das fünfte Gebot: "Du sollst nicht töten!" Der israelische Präsident habe ein schlechtes Gewissen, darum spreche er so ausführlich. Als Erdogan noch längere Ausführungen machen wollte, griff der Moderator ein, legte dem Premier seine Hand auf die Schulter. Erdogan wischte sie zur Seite, sagte erzürnt: "Unterbrechen Sie mich nicht", dann: "Ich glaube nicht, dass ich nach Davos zurückkommen werde." Er stand auf und stürmte vom Podium.
Er wurde noch von Mussa mit Handschlag verabschiedet. Der Generalsekretär der Arabischen Liga stellte sich später demonstrativ hinter Erdogan: Er habe "gesagt, was er zu sagen hatte, und ist dann gegangen. Das ist alles. Er hatte recht."
Konferenzorganisator Klaus Schwab berief eilig eine improvisierte Pressekonferenz mit Erdogan ein, kritisierte den Moderator und äußerte die Hoffnung, dass Erdogan vielleicht doch wieder nach Davos kommen wolle. Der türkische Premier wiederum ereiferte sich, er sei nicht wegen des Streits mit Peres so erzürnt gewesen - sondern weil er nicht ausreichend Gelegenheit gehabt habe, auf die Äußerungen des israelischen Staatschefs einzugehen. "Ich greife in keinster Weise die israelische Bevölkerung, Präsident Peres oder das jüdische Volk an", sagte er auf einer Pressekonferenz.
Peres hatte in der Debatte den Militäreinsatz im Gaza-Streifen mit mehr als 1300 Toten auf palästinensischer Seite als unumgänglich gerechtfertigt. Israel habe sich komplett aus dem Gaza-Streifen zurückgezogen, die Siedlungen aufgelöst, Wasser, Nahrungsmittel und Geld geliefert. "Dafür haben wir Raketen aus dem Iran bekommen", sagte Peres in Bezug auf den Raketenbeschuss des israelischen Grenzgebiets durch die in Gaza herrschende radikal-islamische Hamas. "Warum kämpfen die gegen uns?" Das Problem seien Irans Ambitionen im Mittleren Osten. Teheran beliefere die Hamas und Hisbollah im Libanon mit Waffen und Raketen. Israel habe sich lange zurückgehalten. Dann fiel der Satz, was Erdogan täte, wenn Raketen auf Istanbul niedergehen würden.
Diese direkte Ansprache warf der türkische Regierungschef seinem israelischen Gesprächspartner später in der improvisierten Pressekonferenz vor. Der Moderator hätte an dieser Stelle eingreifen müssen. "Ich respektiere Peres, deswegen habe ich meine Stimme auch nicht erhoben. Was er sagte, war nicht wahr, auch wir haben die Fakten", sagte Erdogan.
Zu Beginn der Debatte hatte Erdogan sich enttäuscht gezeigt, dass die Vermittlungsversuche seiner Regierung zwischen Israel und Syrien auch bezüglich der Hamas gescheitert seien. Es hätte nur noch wenig gefehlt und man hätte eine Einigung erzielt, sagte Erdogan. Doch anstatt auf die Vermittlungen zu antworten, sei Israel am 26. Dezember in den Gaza-Streifen einmarschiert. "Hier wurde Gewalt unverhältnismäßig eingesetzt", sagte Erdogan. Der militärischen Macht Israels hätten die Palästinenser nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen gehabt.
Ankara/Davos - Rund 5000 Demonstranten empfingen Recep Tayyip Erdogan am frühen Freitagmorgen auf dem Flughafen von Istanbul. Dabei schwenkten sie türkische und palästinensische Flaggen sowie Spruchbänder mit Texten wie: "Willkommen zurück, Eroberer von Davos" oder "Welt, schau auf unseren Ministerpräsidenten". Auch antiisraelische Slogans wurden gerufen.
Erdogan beklagte sich vor seinen Anhängern erneut, er habe in der Debatte mit dem israelischen Präsidenten Schimon Peres zu wenig Redezeit bekommen. Peres habe ihn inzwischen auch angerufen, um sich für die Art, wie er in Davos gesprochen habe, zu entschuldigen.
Die türkische Nachrichtenagentur Anatolian zitierte Peres aus einem Telefongespräch mit Erdogan mit den Worten: "Es tut mir sehr leid, was passiert ist, Freunde sollten es manchmal vertragen, einen Streit auszutragen. Ich hatte immer großen Respekt für die Republik der Türkei und Sie (Erdogan, d. Red.) als Premierminister. Ich betrachte mich als Freund der Türkei und des Premierminister Erdogan." Peres selbst sagte öffentlich am Freitagmorgen, er hoffe, dass die Beziehungen zur Türkei durch den Eklat nicht leiden. "Wir wollen keinen Konflikt mit der Türkei. Wir sind in einem Konflikt mit den Palästinensern."
Nebi Maruf, der palästinensische Botschafter in Ankara, begrüßte nach einer Meldung des Nachrichtensenders CNN-Türk das Verhalten Erdogans. Es sei "sehr richtig" gewesen, dass Erdogan die Diskussion verlassen habe. Einige türkische Zeitungen kommentierten, Erdogan sei durch die Rede von Peres provoziert worden. Der Oppositionspolitiker Onur Öymen kritisierte dagegen Zeitungsberichten zufolge, Erdogan habe ein gutes Anliegen sehr schlecht vertreten. Der kritische Kolumnist Oktay Eksi schrieb in der Zeitung "Hürriyet", die ganze Welt habe erlebt, dass die Türkei einen Ministerpräsidenten habe, "der sich nicht beherrschen kann".
Erdogan war beim Weltwirtschaftsforum in Davos vom Podium gestürmt. Er hatte in der Diskussion mit Peres, Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon und Amr Mussa, dem Chef der Arabischen Liga, kaum Zeit bekommen, auf einen mehr als 20-minütigen Monolog des israelischen Präsidenten zu antworten, und sich darüber in Rage geredet. Er drohte kurz vor seinem Abgang, nie wieder nach Davos zu kommen.
Peres verteidigte in seinen Ausführungen den Krieg gegen die Hamas im Gaza-Streifen und sprach dabei mehrmals Erdogan direkt an: "Was hätten Sie denn getan, wenn jeden Abend Raketen auf Istanbul niedergegangen wären?" Der türkische Regierungschef bat danach den Moderator, den "Washington Post"-Journalisten David Ignatius, noch einmal das Wort ergreifen zu dürfen: "Nur eine Minute!" Dieser stimmte nach längerem Hin und Her zu.
An Peres gewandt, sagte Erdogan dann: "Sie töten Menschen!", zitierte das fünfte Gebot: "Du sollst nicht töten!" Der israelische Präsident habe ein schlechtes Gewissen, darum spreche er so ausführlich. Als Erdogan noch längere Ausführungen machen wollte, griff der Moderator ein, legte dem Premier seine Hand auf die Schulter. Erdogan wischte sie zur Seite, sagte erzürnt: "Unterbrechen Sie mich nicht", dann: "Ich glaube nicht, dass ich nach Davos zurückkommen werde." Er stand auf und stürmte vom Podium.
Er wurde noch von Mussa mit Handschlag verabschiedet. Der Generalsekretär der Arabischen Liga stellte sich später demonstrativ hinter Erdogan: Er habe "gesagt, was er zu sagen hatte, und ist dann gegangen. Das ist alles. Er hatte recht."
Konferenzorganisator Klaus Schwab berief eilig eine improvisierte Pressekonferenz mit Erdogan ein, kritisierte den Moderator und äußerte die Hoffnung, dass Erdogan vielleicht doch wieder nach Davos kommen wolle. Der türkische Premier wiederum ereiferte sich, er sei nicht wegen des Streits mit Peres so erzürnt gewesen - sondern weil er nicht ausreichend Gelegenheit gehabt habe, auf die Äußerungen des israelischen Staatschefs einzugehen. "Ich greife in keinster Weise die israelische Bevölkerung, Präsident Peres oder das jüdische Volk an", sagte er auf einer Pressekonferenz.
Peres hatte in der Debatte den Militäreinsatz im Gaza-Streifen mit mehr als 1300 Toten auf palästinensischer Seite als unumgänglich gerechtfertigt. Israel habe sich komplett aus dem Gaza-Streifen zurückgezogen, die Siedlungen aufgelöst, Wasser, Nahrungsmittel und Geld geliefert. "Dafür haben wir Raketen aus dem Iran bekommen", sagte Peres in Bezug auf den Raketenbeschuss des israelischen Grenzgebiets durch die in Gaza herrschende radikal-islamische Hamas. "Warum kämpfen die gegen uns?" Das Problem seien Irans Ambitionen im Mittleren Osten. Teheran beliefere die Hamas und Hisbollah im Libanon mit Waffen und Raketen. Israel habe sich lange zurückgehalten. Dann fiel der Satz, was Erdogan täte, wenn Raketen auf Istanbul niedergehen würden.
Diese direkte Ansprache warf der türkische Regierungschef seinem israelischen Gesprächspartner später in der improvisierten Pressekonferenz vor. Der Moderator hätte an dieser Stelle eingreifen müssen. "Ich respektiere Peres, deswegen habe ich meine Stimme auch nicht erhoben. Was er sagte, war nicht wahr, auch wir haben die Fakten", sagte Erdogan.
Zu Beginn der Debatte hatte Erdogan sich enttäuscht gezeigt, dass die Vermittlungsversuche seiner Regierung zwischen Israel und Syrien auch bezüglich der Hamas gescheitert seien. Es hätte nur noch wenig gefehlt und man hätte eine Einigung erzielt, sagte Erdogan. Doch anstatt auf die Vermittlungen zu antworten, sei Israel am 26. Dezember in den Gaza-Streifen einmarschiert. "Hier wurde Gewalt unverhältnismäßig eingesetzt", sagte Erdogan. Der militärischen Macht Israels hätten die Palästinenser nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen gehabt.
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