Antón INFO (deutsch): Krieg in Gaza: Ein Überblick

Samstag, 17. Januar 2009

Krieg in Gaza: Ein Überblick

Am 27. Dezember hat die israelische Luftwaffe mit Angriffen auf den Gazastreifen begonnen, am 03.01. startete sie eine Bodenoffensive. Bislang sind weit über 1000 Menschen, darunter viele ZivilistInnen, dem Angriff zum Opfer gefallen. Tausende Verletzte wurden gemeldet. Aus dem Gazastreifen werden unvermindert selbstgebaute sog. Qassam-Raketen auf israelische Siedlungen und Städte geschossen. Auf israelischer Seite haben bisher 14 Menschen ihr Leben verloren, vier davon ZivilistInnen. JournalistInnen und Hilfsorganisationen ist der Zugang nach Gaza verwehrt. Am 06.01. beschoss die israelische Luftwaffe zwei Schulen der UN, in der sich ZivilistInnen befanden, mindestens 40 von ihnen wurden getötet. Laut Presseberichten setzt die israelische Armee auch Bomben mit weißem Phosphor ein. Am 08.01. wurden Raketen aus dem Libanon in den Norden Israels geschossen, die die israelische Armee ebenfalls mit Raketen beantwortete.

Die Bevölkerung des Gazastreifens erlebt eine weitere Katastrophe. Der dicht bevölkerte Landstrich leidet seit Monaten unter den Sperrungen der Grenzübergänge durch die israelische Armee und die fehlenden Lieferungen von Grundnahrungsmitteln und Treibstoff. Die Krankenhäuser sind überfüllt, es fehlen Medikamente und Instrumente, um die Menschen zu behandeln (Bericht medico international).

Weltweit demonstrieren tausende gegen den Krieg und fordern ein Ende der Angriffe.

Mehr: Interviews von vor Ort mit Hamas-Sprecher Fawzi Barhoum und mit einer britischen Aktivistin in Rafah sowie mit Haggai Matat von der Coalition against the War on Gaza

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Der Weg zum erneuten Krieg

Der Konflikt in Gaza hat sich seit der Machtübernahme der Hamas im Juni 2007 drastisch verschäft. Die Hamas war aus den Parlamentswahlen in den besetzten Gebieten als Siegerin hervorgegangen, geriet dann aber in Konflikt mit der Fatah, aus der Präsident Mahmud Abbas kommt. Seit eineinhalb Jahren kontrolliert die Hamas de facto den Gazastreifen, während die Fatah in Teilen der besetzten Gebiete des Westjordanlandes politisch die Oberhand hat.

Da Hamas und israelische Regierung sich gegenseitig nicht anerkennen, gibt es keine direkten Verhandlungen zwischen ihnen. Dennoch gelang es im Juni 2008 unter Vermittlung des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak eine sechsmonatige Waffenruhe auszuhandeln. Die Hamas verpflichtet sich dabei, ihre Raketenangriffe auf israelische Gebiete zu beenden; im Gegenzug versprach Israel seine Blockade über den Gazastreifen schrittweise lockern. Seitdem waren die gegenseitigen Angriffe zwar zurückgegangen, jedoch nicht wirklich zur Ruhe gekommen. Immer wieder kam es zu Militäreinsätzen der israelischen Armee im Gazastreifen und immer wieder wurden Raketen aus dem Gazastreifen auf israelische Siedlungen und Städte abgeschossen. Auch die Versorgung des Gazastreifens mit Lebensmitteln, Treibstoff und anderen Gütern war nicht immer gewährleistet.

Am 19. Dezember endete die Waffenruhe und die Hamas verkündete einige Tage zuvor, sie nicht verlängern zu werden. Die Organisation begründete diesen Schritt mit den Militäreinsätzen Israels im Gazastreifen sowie der andauernden Blockade des Gebietes. Auch Israel hatte bereits Pläne für einen Angriff geschmiedet. Wie die israelische Tageszeitung Haaretz unter Berufung auf Quellen im Verteidigungsministerium berichtete, beauftragte die Regierung bereits vor über sechs Monaten Generalstabschef Gabi Ashkenazi damit, einen Militärschlag vorzubereiten.