Von Markus Becker
Das Londoner Beispiel macht Schule: Provokante atheistische Thesen sind jetzt auch auf Bussen in Spanien zu lesen, Italien soll schon bald folgen. Die Aktionen haben ihr wichtigstes Ziel schon jetzt erreicht: Die öffentliche Debatte tobt.
"Wahrscheinlich gibt es keinen Gott - hört auf, Euch Sorgen zu machen und genießt das Leben": Dieser Spruch prangt inzwischen nicht nur auf Hunderten Bussen in Großbritannien, sondern auch in Barcelona, mitten im katholischen Spanien. Und nicht nur dort trauen sich Atheisten inzwischen, ihre Überzeugung offen zur Schau zu stellen: In Italien und Kanada sind ähnliche Kampagnen in Planung. In Australien hat sich inzwischen eine "NoToPope Coalition" formiert, die nicht nur Nein zum Papst sagt, sondern auch zum christlichen Glauben an sich.
Für die Bus-Plakatkampagne in Barcelona zeichnet die Spanische Union der Atheisten und Freidenker (UAL) verantwortlich: Mit dem exakt gleichen Wortlaut und sogar denselben Farben wie in London bringt sie ihre Botschaft unters Volk. "Diese Kampagne richtet sich an die Atheisten, die regelmäßig mit der Hölle und anderen Qualen bedroht werden", sagt Albert Riba von der UAL. "Wir wollen ihnen sagen: Macht Euch keine Sorgen."
Die Aktion soll je nach Spendenaufkommen auf weitere Städte ausgedehnt werden. Riba glaubt, dass die Debatte überfällig ist in einem Land, in dem sich "ein Fünftel der Bevölkerung als atheistisch bezeichnet". Tatsächlich ergab eine Umfrage der europäischen Kommission vor vier Jahren, dass nur 59 Prozent der Spanier an Gott im traditionellen Sinn glauben. 21 Prozent glauben demnach zumindest an irgendeine höhere Macht, 18 Prozent jedoch an keines von beiden.
Dass inzwischen vier von zehn Bewohnern des einst erzkatholischen Spaniens mit dem althergebrachten christlichen Glauben nichts mehr am Hut haben, macht offenbar manches leichter. Eine solche Botschaft "wäre vor einigen Jahren noch unmöglich gewesen", sagt Student Marc an Bord eines atheistisch plakatierten Busses der Linie 14. Und mit dieser Meinung dürfte er nicht allein sein.
Angestoßen hatte die theologische Debatte im öffentlichen Nahverkehr der britische Politikberater Jon Worth und die Autorin Ariane Sherine - unter anderem als Reaktion auf düstere Drohungen christlicher Organisationen auf Londoner Bussen. Dass sie als Atheistin eines Tages in der Hölle schmoren werde, wollte Sherine nicht unwidersprochen hinnehmen. In kürzester Zeit sammelte sie mit Hilfe der Britischen Humanistischen Vereinigung umgerechnet mehr als 150.000 Euro an Spenden. Damit ließ sie die Botschaft, es gebe keinen Gott, auf 800 Busse und in der Londoner U-Bahn plakatieren.
Premiere: Obama würdigt Nichtgläubige in Antrittsrede
Es ist nicht das einzige Beispiel dafür, dass Atheisten in westlichen Gesellschaften immer öfter in die Offensive gehen. In den USA etwa versuchen Kreationisten seit einigen Jahren wieder verstärkt, die biblische Schöpfungslehre als eine Art alternative Wissenschaft zu etablieren. Das hat nicht nur für Frust unter Forschern, sondern auch für überraschend heftige Reaktionen gesorgt - und nicht alle sind so lustig wie die der Pastafarians, der Anbeter des fliegenden Nudelmonsters. Wütende Polemiken gegen den Glauben finden sich regelmäßig in den Bestsellerlisten, im Internet gibt es inzwischen zahlreiche todernste atheistische Initiativen.
Selbst US-Präsident Barack Obama hat in seiner Rede zur Amtseinführung gesagt: "Wir sind eine Nation von Christen und Muslimen, Juden und Hindus - und Nichtgläubigen." Noch nie zuvor, so berichteten amerikanische Zeitungen, habe ein Präsident in seiner Antrittsrede Nichtgläubige mit Gläubigen auf eine Stufe gestellt.
Doch manche Religiöse wollen sich atheistische Frechheiten nicht gefallen lassen. In London etwa gingen inzwischen rund 200 Beschwerden beim britischen Werberat ein. In Madrid buchte der evangelische Pfarrer Fuenlabrada Paco Rubiales Bus-Werbeflächen. Die Aufschrift: "Gott gibt es. Genieße das Leben mit Christus". Die nötigen 2000 Euro für die dreimonatige Kampagne kommen nach seinen Worten "ausschließlich aus der Kollekte der Kirchgänger".
Plakate in Italien: "Wir brauchen Gott nicht"
Im norditalienischen Genua soll auf Bussen ab Anfang Februar zu lesen sein: "Die schlechte Nachricht ist, dass es Gott nicht gibt. Die gute Nachricht ist, dass wir ihn nicht brauchen." In Italien könnte eine solche Kampagne für noch mehr Wirbel sorgen als in Spanien: Laut der EU-Umfrage glauben in dem Land 74 Prozent an Gott und 16 Prozent an eine höhere Macht. Die Ungläubigen stellen mit sechs Prozent eine kleine Minderheit.
In Australien und Kanada haben atheistische Organisationen unterdessen Websites und Spendenkonten für ähnliche Aktionen eingerichtet. Doch auch hier gab es schon Ärger: Australiens größte Agentur für Außenwerbung, APN Outdoor, lehnte die Verbreitung der provokanten Plakate ab.
Die Organisation "e-christians" hat zu Spenden aufgerufen, um Kampagnen gegen die "gottlosen" Busse zu finanzieren. Und in London reichte eine christliche Lobby-Gruppe Beschwerde beim britischen Werberat ein. Begründung: Für die Nicht-Existenz Gottes gebe es keine Beweise. Dies konterte der britische Humanist Peter Cave mit der Bemerkung: "Ich sehe keine Beweise für Gott, so wie ich auch keine Beweise sehe, dass auf dem Mond Ananasfrüchte herumfliegen."
Das Londoner Beispiel macht Schule: Provokante atheistische Thesen sind jetzt auch auf Bussen in Spanien zu lesen, Italien soll schon bald folgen. Die Aktionen haben ihr wichtigstes Ziel schon jetzt erreicht: Die öffentliche Debatte tobt.
"Wahrscheinlich gibt es keinen Gott - hört auf, Euch Sorgen zu machen und genießt das Leben": Dieser Spruch prangt inzwischen nicht nur auf Hunderten Bussen in Großbritannien, sondern auch in Barcelona, mitten im katholischen Spanien. Und nicht nur dort trauen sich Atheisten inzwischen, ihre Überzeugung offen zur Schau zu stellen: In Italien und Kanada sind ähnliche Kampagnen in Planung. In Australien hat sich inzwischen eine "NoToPope Coalition" formiert, die nicht nur Nein zum Papst sagt, sondern auch zum christlichen Glauben an sich.
Für die Bus-Plakatkampagne in Barcelona zeichnet die Spanische Union der Atheisten und Freidenker (UAL) verantwortlich: Mit dem exakt gleichen Wortlaut und sogar denselben Farben wie in London bringt sie ihre Botschaft unters Volk. "Diese Kampagne richtet sich an die Atheisten, die regelmäßig mit der Hölle und anderen Qualen bedroht werden", sagt Albert Riba von der UAL. "Wir wollen ihnen sagen: Macht Euch keine Sorgen."
Die Aktion soll je nach Spendenaufkommen auf weitere Städte ausgedehnt werden. Riba glaubt, dass die Debatte überfällig ist in einem Land, in dem sich "ein Fünftel der Bevölkerung als atheistisch bezeichnet". Tatsächlich ergab eine Umfrage der europäischen Kommission vor vier Jahren, dass nur 59 Prozent der Spanier an Gott im traditionellen Sinn glauben. 21 Prozent glauben demnach zumindest an irgendeine höhere Macht, 18 Prozent jedoch an keines von beiden.
Dass inzwischen vier von zehn Bewohnern des einst erzkatholischen Spaniens mit dem althergebrachten christlichen Glauben nichts mehr am Hut haben, macht offenbar manches leichter. Eine solche Botschaft "wäre vor einigen Jahren noch unmöglich gewesen", sagt Student Marc an Bord eines atheistisch plakatierten Busses der Linie 14. Und mit dieser Meinung dürfte er nicht allein sein.
Angestoßen hatte die theologische Debatte im öffentlichen Nahverkehr der britische Politikberater Jon Worth und die Autorin Ariane Sherine - unter anderem als Reaktion auf düstere Drohungen christlicher Organisationen auf Londoner Bussen. Dass sie als Atheistin eines Tages in der Hölle schmoren werde, wollte Sherine nicht unwidersprochen hinnehmen. In kürzester Zeit sammelte sie mit Hilfe der Britischen Humanistischen Vereinigung umgerechnet mehr als 150.000 Euro an Spenden. Damit ließ sie die Botschaft, es gebe keinen Gott, auf 800 Busse und in der Londoner U-Bahn plakatieren.
Premiere: Obama würdigt Nichtgläubige in Antrittsrede
Es ist nicht das einzige Beispiel dafür, dass Atheisten in westlichen Gesellschaften immer öfter in die Offensive gehen. In den USA etwa versuchen Kreationisten seit einigen Jahren wieder verstärkt, die biblische Schöpfungslehre als eine Art alternative Wissenschaft zu etablieren. Das hat nicht nur für Frust unter Forschern, sondern auch für überraschend heftige Reaktionen gesorgt - und nicht alle sind so lustig wie die der Pastafarians, der Anbeter des fliegenden Nudelmonsters. Wütende Polemiken gegen den Glauben finden sich regelmäßig in den Bestsellerlisten, im Internet gibt es inzwischen zahlreiche todernste atheistische Initiativen.
Selbst US-Präsident Barack Obama hat in seiner Rede zur Amtseinführung gesagt: "Wir sind eine Nation von Christen und Muslimen, Juden und Hindus - und Nichtgläubigen." Noch nie zuvor, so berichteten amerikanische Zeitungen, habe ein Präsident in seiner Antrittsrede Nichtgläubige mit Gläubigen auf eine Stufe gestellt.
Doch manche Religiöse wollen sich atheistische Frechheiten nicht gefallen lassen. In London etwa gingen inzwischen rund 200 Beschwerden beim britischen Werberat ein. In Madrid buchte der evangelische Pfarrer Fuenlabrada Paco Rubiales Bus-Werbeflächen. Die Aufschrift: "Gott gibt es. Genieße das Leben mit Christus". Die nötigen 2000 Euro für die dreimonatige Kampagne kommen nach seinen Worten "ausschließlich aus der Kollekte der Kirchgänger".
Plakate in Italien: "Wir brauchen Gott nicht"
Im norditalienischen Genua soll auf Bussen ab Anfang Februar zu lesen sein: "Die schlechte Nachricht ist, dass es Gott nicht gibt. Die gute Nachricht ist, dass wir ihn nicht brauchen." In Italien könnte eine solche Kampagne für noch mehr Wirbel sorgen als in Spanien: Laut der EU-Umfrage glauben in dem Land 74 Prozent an Gott und 16 Prozent an eine höhere Macht. Die Ungläubigen stellen mit sechs Prozent eine kleine Minderheit.
In Australien und Kanada haben atheistische Organisationen unterdessen Websites und Spendenkonten für ähnliche Aktionen eingerichtet. Doch auch hier gab es schon Ärger: Australiens größte Agentur für Außenwerbung, APN Outdoor, lehnte die Verbreitung der provokanten Plakate ab.
Die Organisation "e-christians" hat zu Spenden aufgerufen, um Kampagnen gegen die "gottlosen" Busse zu finanzieren. Und in London reichte eine christliche Lobby-Gruppe Beschwerde beim britischen Werberat ein. Begründung: Für die Nicht-Existenz Gottes gebe es keine Beweise. Dies konterte der britische Humanist Peter Cave mit der Bemerkung: "Ich sehe keine Beweise für Gott, so wie ich auch keine Beweise sehe, dass auf dem Mond Ananasfrüchte herumfliegen."
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