Berlin - Das ist schon eine merkwürdige Zweckgemeinschaft, die sich da zusammengetan hat: Das US-Landwirtschaftsministerium, die Firma Mars als einer der größten Süßwaren-Konzerne der Welt, und das IT-Unternehmen IBM. Diese Drei zusammen sind dabei, das Genom des Kakaobaums zu entschlüsseln. Das Projekt ist kostspielig, die Endergebnisse dagegen sollen kostenfrei für jedermann sein - vor allem für die kleinbäuerlich betriebenen Kakao-Plantagen in Afrika und Südamerika. Seit Jahrzehnten geht der nicht industrialisierte, ganz im Traditionellen gebliebene Anbau von Kakaonüssen mit enormen Verlusten einher - etwa ein Drittel der Ernte geht verloren, das meiste durch Pilzbefall.
Die schlechte Nachricht für Schokoladensüchtige lautet: Ausgerechnet in einer Zeit, in welcher der Welthunger auf Schokolade steigt und steigt, lassen die Kakao-Ernten nach. Dürreperioden und Krankheiten haben die Kakaobäume ausgelaugt. Die gute Nachricht: Hilfe ist in Sicht - durch die Wissenschaftler von Mars. Danks des größten Schokoladenkonzerns der Welt ist inzwischen eine unveröffentlichte Studie über den Kakaobaum auf dem Weg. Die Idee dahinter: Das entschlüsselte Genom und perfekte Kenntnisse über Wachstum, Vorlieben und Biologie der Pflanze können helfen, robuste und anspruchslose Unterarten des Baumes zu züchten. Bäume, die mit den kargen Gegebenheiten an der Elfenbeinküste zurechtkommen, die sich bequem kultivieren lassen und - die durch den einen oder anderen Schädling nicht so leicht umzuwerfen sind.
Seit einiger Zeit kommen 70 Prozent der weltweiten Kakaoproduktion aus Afrika, das meiste von der Elfenbeinküste. Seitdem Bohnen und Butter von armen Menschen in armen Ländern produziert werden, wurde nur wenig Geld in Verbesserung und Pflege der empfindlichen Pflanzen investiert - der Kakaobaum ist ausgelaugt. "Die Kakao-Erträge gehen seit 30 Jahren stetig zurück", sagte Howard Shapiro, Chef der Abteilung für Pflanzenforschung beim Mars-Konzern dem "Newscientist".
Die mageren Erträge bringen die verzweifelten Bauern einheitlich auf eine Idee: Eine flächendeckende Ausweitung der Ackerflächen. Dafür roden und brennen sie den Regenwald nieder - was wiederum zur Folge hat, dass die wertvollen Nährstoffe aus den Böden herausgewaschen werden: Und wieder sind die Bäume die Leidtragenden.
Aber nicht nur das Abholzen des Waldes macht den Pflanzen zu schaffen. Die Kleinbauern pflanzen die Bäume überwiegend in Monokulturen. Die stehen den Attacken von Parasiten extrem verwundbar gegenüber. In Brasilien sind die Plantagen in den 80ern fast völlig zerstört worden durch einen Pilzbefall. Kurz danach waren die Bäume in Kolumbien und Costa Rica dran: Motten und Pilze ließen die Pflanzen dahin welken.
"Es ist nur eine Frage der Zeit, dass die geschwächten Monokulturen an der Elfenbeinküste ein Opfer von Parasiten werden", sagt Dennis Garrty, Chef des World Agroforestry Centers in Nairobi, Kenia. Die Daten der genetischen Kakaobaum-Studien werden dort dringend erwartet. Die Entschlüsselung des Genoms soll helfen, die Eigenschaften zu ermitteln, die einen gesunden Baum ausmachen - nur so könnten die Pflanzen für die Zukunft stark gemacht werden. Und noch mehr: "Züchter könnten mit Hilfe von DNA-Markern einen neuen Schokoladen-Geschmack kreieren", sagt Dennis Kuhn, Genetiker von der US-Behörde für Ackerbau in Miami, Florida.
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