Donnerstag, 8. Januar 2009

Israel auch aus dem Libanon beschossen

Erstmals seit Beginn der israelischen Offensive im Gazastreifen sind Raketen aus dem Libanon in Nordisrael eingeschlagen.

Die libanesische und israelische Regierung erklärten übereinstimmend, der Angriff sei vermutlich ein isolierter Vorfall und gehe wohl nicht von der radikal-islamischen Hisbollah aus. Im Süden Israels schlugen am Donnerstag erneut mehr als ein Dutzend Raketen der Hamas ein, während die Luftwaffe Ziele im Gazastreifen bombardierte. Die internationalen Bemühungen um einen Waffenstillstand gingen weiter. Im Mittelpunkt stand weiter ein ägyptischer Plan, der von den USA und der EU unterstützt wird.

Aus dem Libanon wurden mindestens drei Raketen abgefeuert. Eine davon durchschlug das Dach eines Altersheims in Naharija und verletzte zwei Menschen. Israel erwiderte mit kurzem Artillerie-Feuer. Berichte über Opfer im Libanon lagen nicht vor. Die israelische Regierung zeigte sich betont zurückhaltend. "Das sind vereinzelte Vorfälle", sagte Minister Rafi Eitan im Fernsehen. "Wir haben das erwartet." Der Angriff sei möglicherweise von Palästinensern im Libanon ausgegangen. Die Regierung dort verurteilte den Raketenangriff. Die Hisbollah habe versichert, die Stabilität im Land wahren zu wollen, hieß es. Die Islamisten nahmen zunächst nicht öffentlich Stellung.

Israel und die vom Iran unterstützte Hisbollah hatten sich 2006 schwere Gefechte geliefert. Damals waren etwa 4000 Raketen auf Nordisrael niedergegangen. Hisbollah-Chef Sajjed Hassan Nasrallah hat zu den Gefechten im Gazastreifen erklärt, seine Kämpfer seien wachsam, um jeden israelischen Angriff abzuwehren. Auch die israelischen Truppen im Norden stehen in Alarmbereitschaft.

ZEUGEN - SCHWERES BOMBARDEMENT IM OSTEN VON GAZA-STADT
Bewohner von Gaza berichteten am Donnerstag von den bislang schwersten Bombardierungen im Osten der Stadt. Augenzeugen sprachen zudem von Panzern, die sich im Süden des Küstenstreifens auf Chan Junis bewegten. Bei den Kämpfen starben mindestens ein Zivilist, drei radikale Palästinenser und ein israelischer Soldat. Ingesamt sind der UN zufolge seit dem Beginn der Kämpfe vor fast zwei Wochen rund 660 Palästinenser getötet worden, viele von ihnen Zivilisten. Unter den elf israelischen Todesopfern sind acht Soldaten, darunter vier, die versehentlich von den eigenen Kameraden getötet wurden.

Das Rote Kreuz (IKRK) kritisierte Israel in ungewöhnlich scharfer Form für die Behinderung von Rettungskräften. Nach einem Angriff auf Gazas Stadtteil Seitun habe die Armee tagelang palästinensischen Sanitätern und IKRK-Vertretern den Zugang zu den Verletzten verwehrt. In einem Haus seien dort schließlich vier hungernde Kinder bei ihrer toten Mutter und mindestens elf weitere Leichen gefunden worden. Die IKRK sprach von einem Verstoß gegen die völkerrechtlichen Pflicht, Verwundeten zu helfen. Die Armee erklärte dazu, sie arbeite bei der Hilfe für Zivilisten mit internationalen Hilfsorganisationen zusammen und greife Zivilpersonen nicht absichtlich an.

FEUERPAUSE - VERHANDLUNGEN GEHEN WEITER
Auch am Donnerstag sollte eine dreistündige Feuerpause eingehalten werden. Die am Vortag von beiden Seiten respektierte Ruhezeit soll es der Zivilbevölkerung ermöglichen, sich mit Vorräten einzudecken, die über einen sicheren Korridor in den Gazastreifen gebracht werden. Palästinensische Sanitäter erklärten, israelische Soldaten hätten einen Lastwagenfahrer erschossen, der Hilfsgüter der Vereinten Nationen am Grenzübergang Eres abholen sollte. Die UN nahm zunächst nicht Stellung. Das Militär erklärte, der Bericht werde geprüft.

Ägypten und Frankreich haben einen Plan vorgelegt, der zu einem Waffenstillstand führen soll. Am Mittwoch hatte sich Israel positiv dazu geäußert, jedoch keine fest Zusage gemacht. Die Hamas kündigte an, den Vorschlag zu prüfen. Unter anderem soll der Waffenschmuggel an die Hamas über die Grenze zu Ägypten von einer internationalen Truppe unterbunden werden. Mehrere europäische Staaten haben ihre Unterstützung zugesagt. Als Bedingung nennen Israel und die USA, dass es keine Raketenangriffe der Hamas mehr geben dürfe. Israel hat seine Offensive mit dem seit Monaten anhaltenden Beschuss begründet.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen