Nach fast zwei Wochen Kampf im Gazastreifen haben am Mittwoch erstmals die Waffen geschwiegen. Israel verkündete eine mehrstündige tägliche Feuerpause, um die Versorgung der Zivilbevölkerung zu ermöglichen. Die radikal-islamische Hamas schloss sich dem an und erklärte, sie werde in dieser Zeit keine Raketen auf Israel feuern. Zudem stieg die Hoffnung auf ein dauerhaftes Ende der Kämpfe. Israel und Vertreter der Hamas berieten mit Ägypten über eine Einstellung der Kämpfe und äußerten sich optimistisch darüber. Israels Ankündigung sieht vor, dass täglich zwischen 13.00 und 16.00 Uhr die Kämpfe im Gazastreifen eingestellt werden. Dann soll die Bevölkerung über einen sicheren Korridor versorgt werden. Die Hamas sagte zu, während dieser Zeit keine Raketen auf Israel zu schießen. Tatsächlich flauten die Kämpfe gegen Mittag in dem Küstengebiet ab. Ein Reuters-Reporter an der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Israel berichtete, die Lage sei so ruhig wie seit dem Beginn der Kämpfe zwölf Tage zuvor nicht mehr. Nach den drei Stunden flammten die Gefechte nach Angaben von Bewohnern aber wieder auf. Ein Leiter der UN-Hilfsorganisation UNRWA nannte die dreistündige Pause jedoch völlig unzureichend. Für die Zivilbevölkerung sei der Gazastreifen "die Hölle auf Erden" geworden, sagte John Ging dem Sender Sky Television. Er forderte eine völlige Waffenruhe. FRANZÖSISCH-ÄGYPTISCHER PLAN BESTE HOFFNUNG AUF FRIEDEN Die beste Chance dafür schien ein Plan zu bieten, den Ägyptens Präsident Husni Mubarak am Dienstagabend zusammen mit seinem französischen Kollegen Nicolas Sarkozy vorgestellt hatte. Am Mittwoch teilte dessen Büro in Paris offenbar etwas voreilig mit, Israel und die Regierung von Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas hätten den Vorschlag angenommen. Israel widersprach umgehend. Der Plan sei noch in der Diskussion, sagte ein Regierungssprecher. Auch ein Vertreter der Hamas in Ägypten sagte, es werde noch verhandelt. Das israelische Sicherheitskabinett verschob nach Informationen aus politischen Kreisen eine Entscheidung darüber, ob die Bodentruppen in die Stadtgebiete des Gazastreifens vorrücken sollten. Mubarak hatte keine Einzelheiten des Planes bekanntgegeben. Aus Diplomatenkreisen war verlautet, unter anderem soll eine internationale Truppe den Waffenschmuggel über Tunnelsysteme aus Ägypten in den Gazastreifen unterbinden. Deutschland signalisierte Bereitschaft, sich an der Absicherung einer Waffenruhe zu beteiligen. Die Bundesrepublik stehe natürlich zu ihrer Verantwortung, wenn nach internationaler Abstimmung "bestimmte Maßnahmen" anstünden, sagte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm. Zwingende Voraussetzung seien aber ein Ende der Raketenangriffe der Hamas auf Israel sowie die Zustimmung beider Seiten. Der Druck auf Israel zur Einstellung der Kämpfe war gewachsen, nachdem am Dienstag 42 Palästinenser in einer Schule der Vereinten Nationen durch Geschosse des Militärs getötet worden waren. Insgesamt kamen in dem Konflikt bislang fast 650 Palästinenser ums Leben. Auf israelischer Seite starben sieben Soldaten und drei Zivilisten. Ziel der Offensive ist es der israelischen Regierung zufolge, die seit Monaten anhaltenden Raketenangriffe der Hamas zu unterbinden.
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