Dienstag, 6. Januar 2009

Die Hälfte der Teenager nutzt MySpace unüberlegt

Jugendliche verbringen heute große Teile ihrer Freizeit in der "MySpace-Welt" oder in vergleichbaren virtuellen Netzwerken. Per Mausklick findet man blitzschnell Gleichgesinnte in aller Welt. Dass zu viel Offenheit auch schaden kann, ist vielen dabei offenbar nicht bewusst.

Eine aktuelle US-Studie zeigt, wie freizügig 18-jährige Teenager mit Informationen über "riskantes Verhalten" umgehen. Für jedermann sichtbar berichtet etwa die Hälfte der Jugendlichen offen über Alkohol- und Drogenkonsum sowie sexuelle Erfahrungen.

Kompakte Selbstdarstellung
Zumindest in den westlichen Industrieländern haben die allermeisten Jugendlichen Zugang zum Internet, etwa die Hälfte davon verwendet laut den Forschern virtuelle soziale Netzwerke. Eines der populärsten ist die Plattform "MySpace".

Sie umfasst über 200 Millionen Nutzerprofile, ein Viertel davon gehört Minderjährigen. Neben Namen und Daten des Nutzers enthält ein persönliches Profil Musik, Bilder, Videos und Texte, die die persönlichen Vorlieben widerspiegeln.

Unerwünschte Nebenwirkungen
Derartige Seiten spielen im Sozialleben der Heranwachsenden mittlerweile eine wesentliche Rolle. Hier kann man Freunde treffen, neue Kontakte knüpfen und seine Persönlichkeit entwickeln. Auch Jugendliche, die sonst wenig Anschluss haben, erhalten hier die Chance, Gleichgesinnte zu finden - so eine der zahlreichen Versprechungen der Anbieter.

Neben diesen möglichen Vorteilen kann die Veröffentlichung allzu privater Details aber auch negative Folgen haben, sowohl kurzfristig als auch langfristig - egal, ob die Selbstdarstellungen tatsächlich der Wahrheit entsprechen oder Übertreibungen enthalten.

So könnte die bereitwillige Preisgabe sexueller Erlebnisse laut den Forschern unerwünschte Interessenten anlocken und zu sexueller Belästigung führen. Die Beschreibung von Alkohol-, Drogen- oder Gewaltexzessen sind für spätere potenzielle Arbeitgeber vermutlich auch keine Empfehlung

Riskante Inhalte
Für ihre Studie haben die Wissenschaftler rund um Megan Moreno den Inhalt von 500 öffentlich zugänglichen Profilen von 18-Jährigen über einen Zeitraum von drei Monaten analysiert. In 54 Prozent davon kamen derartige Verhaltensweisen vor, die die Forscher als "riskant" bezeichnen. 24 Prozent erwähnten sexuelle Erlebnisse, 41 Prozent den Missbrauch von Alkohol oder Drogen und 14,4 Prozent berichteten über Gewalt. Bei Mädchen kam weniger Gewalt vor, dafür veröffentlichten sie tendenziell mehr Details zu ihren sexuellen Erfahrungen.

Teenager, deren Profile auch aktive Teilnahme an Sport, Religion oder anderen Hobbys umfassten, enthielten weit seltener derartige riskante Informationen.

Gezielte Intervention
Laut den Forschern zeigt die Studie, dass virtuelle soziale Netzwerke geeignet sind, ungesunde Verhaltensweisen unter Jugendlichen aufzuspüren und möglicherweise gezielt einzugreifen.

In einer zweiten Studie versuchten die Wissenschaftler daher, die Teenager von den riskanten Details ihrer Selbstdarstellungen abzubringen. Eine E-Mail sollte sie dazu zu bewegen, entweder die gefährdenden Informationen komplett zu entfernen oder ihre Einstellungen auf "privat", sprich: nicht für alle lesbar zu ändern.

Profile wurden geändert
Für ihre Intervention legten die Forscher das Profil einer virtuellen Person an, das der Ärztin "Dr. Meg". In einer E-Mail sprach sie Jugendlichen, deren Seiten einschlägige Inhalte enthielten, direkt auf ihren freizügigen Umgang damit an und wies sie darauf hin, dass dies bei anderen zu falschen Schlüssen führen könnte. Zusätzlich erwähnte sie die Gefahren sexuell übertragbarer Krankheiten und nannte eine entsprechende Informationsplattform.

Drei Monate nach dem Erhalt der Mail wurden die Inhalte erneut analysiert. Immerhin rund 42 Prozent hatten ihre Profile entsprechend verändert. In der Kontrollgruppe waren es nur 29 Prozent. Besonders bei den jungen Frauen, die offen über ihre sexuellen Erfahrungen berichtet hatten, zeigte die Intervention Erfolg. Die möglichen Konsequenzen ihrer Offenheit hatten sie laut den Forschern vorher vermutlich unterschätzt.

Feedback macht Sinn
Die Studie zeige, dass die Jugendlichen offen für Feedback sind und auf die Veröffentlichung allzu privater Informationen verzichten, wenn man sie über die Risiken aufklärt. Die ist laut den Wissenschaftlern ein klarer Auftrag für Eltern, Lehrer und Ärzte.

Die virtuellen sozialen Netzwerke seien zwar ein wichtiger Teil des Erwachsenwerdens, die viele Vorteile bieten. Im Sinne der Sicherheit müsse man aber auf mögliche negative Folgen hinweisen.

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