Backnang – Zwei Mitarbeiter der ambulanten Hospizgruppe Backnang hatten bei ihrem Aufenthalt in Tansania eine Woche dafür eingeplant, um Kindern und Erwachsenen in einem abgelegenen Dorf in der Savanne zu helfen: sie untersuchten die Augen bei über 240 Kindern und Jugendlichen sowie bei zahlreichen Erwachsenen. Das Optikerehepaar Elisabeth und Bernd Wagenknecht hatte sich für diesen besonderen ehrenamtlichen Arbeitseinsatz gut vorbereitet: Brillenfassungen in verschiedenen Größen und geschliffene Gläser hatten sie mit im Gepäck, dazu gängige Lesebrillen und Augentropfen. Die Bewohner des Maasai-Dorfes begrüßten die deutschen Ankömmlinge mit großer Freude. Der Leiter der E Unoto-Schule stellte für die Untersuchungen spontan sein Lehrerzimmer zur Verfügung, einen einfachen Raum mit zwei Tischen, vier Stühlen, einer Schulbank und einer Wartebank – auch Baumaterialien für den Erweiterungsbau waren dort gelagert. Er war denn auch sogleich die erste Testperson. Mit unbändiger Freude nahm er seine erste Lese-Halbbrille in Empfang. Die Sehtest-Aktion begann mit den älteren Schülern der fünf Klassenstufen. Die Sehtest-Tafeln wurden an die Wand geklebt, Zahlen konnten alle Schulkinder lesen. Die Zahlen hatten auch Elisabeth und Bernd Wagenknecht in Swaheli gelernt, für schwierige Fälle stand ihnen zusätzlich ein Dolmetscher zur Seite. Je nach Alter und Persönlichkeit der Kinder wurden die Antworten zwischen schüchtern piepsend bis überzeugend klar und selbstbewusst gegeben. Im Laufe der Woche kamen alle Kinder an die Reihe. „Mama Eliza" und „Papa Eliza" (die richtigen Namen konnten die Kinder nicht aussprechen) wurden aus den luftigen Klassenzimmern ohne Fensterscheiben jedes Mal aufs Herzlichste willkommen geheißen. „Es machte großen Spaß mit ihnen zu arbeiten", berichtet das Ehepaar. Bei den Untersuchungen stellte sich heraus, dass viele Kinder hervorragend sehen konnten. Ein größeres Problem waren die durch den aufwirbelnden Staub und die große Trockenheit belasteten Augen. Starke Bindehautreizungen und trockene Augen machten vielen Kindern zu schaffen, da brachten die Augentropfen Linderung. Allerdings gab es auch zahlreiche Fälle, in denen die Sehhilfen dringend vonnöten waren. Von den neuen Besitzern wurden sie dankbar in Empfang genommen. Als ihnen die Brillen angepasst wurden, gab's bei den Leseproben meist Begeisterung. Viele konnten nun plötzlich viel besser sehen. Das Auf- und Absetzen der Brille wurde außerdem geübt. Auch wie man sich verhält, dass das Geschenk lange gute Dienste leisten kann, musste erst einmal gelernt werden: die Brille kurz ins Wasser tauchen, mit der Innenseite der Schulkleidung die Gläser abputzen, nicht aufs Glas fassen, nicht aufs Glas legen. Ein Test zeigte, dass die Kinder dies schnell verstanden hatten. Nachmittags war übrigens immer rechtzeitig Schulschluss, damit die Kinder noch bei Tageslicht zu Hause ankommen konnten. Sie haben zum Teil sehr weite Wege zu Fuß zurückzulegen. Auch die Lehrer kamen jeden Tag per Fahrrad oder zu Fuß über die Staubpiste zur Schule. Die Aktion hatte sich während der Woche herumgesprochen, und auch von weit her kamen Menschen mit Sehproblemen. Bei den Erwachsenen konnten vor allem die Frauen, die oftmals Schmuckperlen für ihren Traditionsschmuck auffädeln, die Brillen gut gebrauchen. Für das deutsche Ehepaar war die Begeisterung und Freude der Einheimischen ein großes Dankeschön für die ehrenamtliche Arbeit. Am letzten Abend in dem Dorf wurden die Wagenknechts zu einer Abschiedsfeier eingeladen, bei der sie die große Wertschätzung der Bewohner deutlich spüren konnten. |
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Sonntag, 4. Januar 2009
Lesebrillen für Menschen in einem Dorf in Afrika
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