Von Andreas Damm und Detlef Schmalenberg8.03.10, 23:12h
Paukenschlag bei der KVB-Krisensitzung: Erstmals haben die Verkehrsbetriebe im Zuge des U-Bahn-Baus Fehler eingeräumt. Vorstandschef Fenske erhob zugleich schwere Vorwürfe gegen die Arge. Rechtsanwalt Gatzweiler wiederum legte sein Mandat nieder.
KVB-Chef Walter Reinarz
(Bild: Schwarz)
(Bild: Schwarz)
Die Aufsicht, muss Walter zugeben, hat an der Baugrube Waidmarkt nicht funktioniert. Fehler bei der Kontrolle von Eisenbügeln, die in eine Betonwand hätten eingebaut werden müssen; Fehler bei der Kontrolle von Betonierungsprotokollen, Fehler bei der Kontrolle der Feinteilmessungen in dem abgepumpten Grundwasser. Es sei zwar noch lange nicht klar, ob die Versäumnisse mit dem Einsturz des Stadtarchivs zu tun hätten, das direkt neben der Baugrube stand. „Fakt ist jedoch, dass die KVB-Aufsicht hier nach den bisherigen Erkenntnissen nicht ausgereicht hat.“
Im Zusammenhang mit den zahlreichen Grundwasserbrunnen, mit denen weitaus mehr Wasser als genehmigt abgepumpt worden sein soll, verschanzte sich Walter jedoch hinter dem Ingenieurbüro Inge PNS, das auch für Kontrollen auf einigen Baustellen zuständig war. Die Ingenieure hätten bei den Baufirmen, die an der Waidmarkt-Grube tätig waren, wegen der „wasserrechtlichen Verstöße“ nachgefragt, aber keine Antwort erhalten. „Die hätten nachhaken müssen“, meinte Walter. Und die KVB-Leute hätten sich „in dieser Frage“ wohl auf die Inge-Mitarbeiter verlassen. Wenige Wochen vor dem Einsturz waren im Februar 2009 bei dem Archivgebäude erhebliche Setzungen gemessen worden. Dieser Vorgang hätte „ein deutlicher Denkanstoß für weitere Untersuchungen sein müssen“, warf der Anwalt den Baufirmen einen schweren Fehler vor.
Der Aufsichtsrat der KVB befasste sich am Montag erneut mit der Zukunft des für den U-Bahn-Bau zuständigen Vorstandes Walter Reinarz. „Es ist längst überfällig, dass mal jemand aus den Kreisen der KVB die Verantwortung für die Katastrophe übernimmt. Die schon seit einem Jahr andauernde Hängepartie ist aus Sicht der Opferfamilien unerträglich“, sagte Rechtsanwalt Andreas Kerkhoff, der die Familie eines Einsturz-Opfers vertritt.
Zuvor hatte der Kölner Strafverteidiger Norbert Gatzweiler, der den KVB-Vorstand seit dem Archiveinsturz berät, sein Mandat niedergelegt. Er soll sich darüber geärgert haben, dass Vorstandschef Jürgen Fenske mehrfach in der Öffentlichkeit den Eindruck erweckt hat, seine Mitarbeiter hätten womöglich eine Mitschuld an dem Einsturz.
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