Radioaktive Abfälle deutscher Firmen im Ausland
Auf Englisch, Spanisch und Russisch - gleich in drei Sprachen wurde die Jahres-Pressekonferenz der Wintershall in dieser Woche simultan übersetzt. Journalisten aus aller Welt ließ die BASF-Tochter nach Kassel einfliegen. Vorstandschef Rainer Seele betonte stolz die internationale Dimension des Unternehmens: "Wintershall ist der größte deutsche international tätige Öl- und Erdgasproduzent."
Das belegen auch die Zahlen: Nicht nur Wintershall, auch die anderen deutschen Öl- und Gaskonzerne haben ihre größten Förderanlagen im Ausland – von Russland bis Aserbaidschan, von Argentinien bis Ägypten. Dass dabei auch erheblich größere Mengen radioaktiver Abfälle entstehen, als in Deutschland, liegt nahe. "In Ägypten haben wir in Absprache mit der ägyptischen Atomenergiebehörde Mengen bereitgestellt, die in der Größenordnung zwischen 1000 und 3000 Tonnen sind", erklärt Werner Schuhbauer, Leiter der Abteilung Umweltschutz bei RWE-DEA, der Öl-Tochter des Essener Energiekonzerns.
Eine Studie der Akademie der Wissenschaften in Baku zum Beispiel spricht im Zusammenhang mit den radioaktiven Ölabfällen in Aserbaidschan von einer "nationalen Katastrophe". Das Institut für Nuklearphysik in Almaty in Kasachstan sieht in den Abfällen der Ölindustrie sogar das größte Strahlenrisiko für die Bevölkerung des Landes.
Öl und Gas werden von deutschen Unternehmen auch im Ausland gefördert - vorneweg von BASF-Tochter Wintershall und der Hamburger RWE-DEA. Bei der Produktion entstehen radioaktive Abfälle. Doch deren Entsorgung ist im Ausland kaum transparent und noch unsicherer als in Deutschland.
Von Jürgen Döschner, WDRAuf Englisch, Spanisch und Russisch - gleich in drei Sprachen wurde die Jahres-Pressekonferenz der Wintershall in dieser Woche simultan übersetzt. Journalisten aus aller Welt ließ die BASF-Tochter nach Kassel einfliegen. Vorstandschef Rainer Seele betonte stolz die internationale Dimension des Unternehmens: "Wintershall ist der größte deutsche international tätige Öl- und Erdgasproduzent."
Die größten Förderanlagen sind im Ausland
Im Ausland ist die Entsorgung noch intransparenter als in Deutschland: Ein Fass mit radioaktiven Abfällen
Das belegen auch die Zahlen: Nicht nur Wintershall, auch die anderen deutschen Öl- und Gaskonzerne haben ihre größten Förderanlagen im Ausland – von Russland bis Aserbaidschan, von Argentinien bis Ägypten. Dass dabei auch erheblich größere Mengen radioaktiver Abfälle entstehen, als in Deutschland, liegt nahe. "In Ägypten haben wir in Absprache mit der ägyptischen Atomenergiebehörde Mengen bereitgestellt, die in der Größenordnung zwischen 1000 und 3000 Tonnen sind", erklärt Werner Schuhbauer, Leiter der Abteilung Umweltschutz bei RWE-DEA, der Öl-Tochter des Essener Energiekonzerns.
Keine gesetzlichen Vorschriften
Das Problem: In Ägypten wie auch in den meisten anderen Ländern mit großen Öl- und Gasvorkommen gibt es nicht nur entsprechend größere Mengen an radioaktiven Abfällen. Es bestehen in der Regel auch keine gesetzlichen Vorschriften für den Umgang damit, weder in den Golfstaaten, noch in Russland und schon gar nicht in Afrika oder den Ländern am kaspischen Meer wie Turkmenistan, Aserbaidschan oder Kasachstan.Recherchen des WDR:
Schweigen ist flüssiges Gold
Doch so weltgewandt sich die deutschen Öl- und Gasunternehmen auch gerne geben: Zu diesem Thema schweigen sie lieber. Auf konkrete Fragen zu den Abfallmengen, den Entsorgungsmethoden und möglichen Altlasten im Ausland wollte Wintershall-Vorstand Thiessen weder auf der Pressekonferenz noch in einem Interview antworten. Stattdessen erklärte er nur lapidar: "Das macht die Wintershall in Deutschland entsprechend den Vorschriften. Und das macht sie auch in ihren anderen 'Operations' entsprechend den Vorschriften", sagte Thiessen.Eine nationale Katastrophe
Ähnlich einsilbig auch die Antwort des obersten Umweltschützers bei der RWE-DEA: "Diese Stoffe werden entsprechend den gesetzlichen Vorgaben entsorgt." Was das bedeutet, wenn es eben genau jene gesetzliche Vorgaben überhaupt nicht gibt, kann man zum Beispiel rund um das Kaspische Meer beobachten. Dort haben radioaktive Abfälle aus der Öl- und Gasindustrie inzwischen ganze Landstriche verseucht.Eine Studie der Akademie der Wissenschaften in Baku zum Beispiel spricht im Zusammenhang mit den radioaktiven Ölabfällen in Aserbaidschan von einer "nationalen Katastrophe". Das Institut für Nuklearphysik in Almaty in Kasachstan sieht in den Abfällen der Ölindustrie sogar das größte Strahlenrisiko für die Bevölkerung des Landes.
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