Montag, 22. März 2010

Schweizer Angst vor deutschen Steuerfahndern

Credit Suisse: Deutschlandreisen nur noch mit Genehmigung

Bevor sie nach Deutschland einreisen, müssen Bankberater der schweizerischen Credit Suisse erstmal ihren Chef um Erlaubnis bitten. Das Geldinstitut befürchtet, dass seine Mitarbeiter hierzulande wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung festgenommen werden könnten.

Logo der Credit Suisse (Foto: AFP)Von Pascal Lechler, ARD-Hörfunkstudio Genf
Schon seit Längerem brauchen Kundenberater der Credit Suisse eine Erlaubnis, um ins Ausland zu reisen. Jetzt nach den angelaufenen Fahndungen in Deutschland gegen Steuersünder würden Auslandsreisen noch restriktiver gehandhabt, sagt ein Sprecher der Credit Suisse.

Die Großbank fürchtet, dass ihre Kundenberater in Deutschland verhört und festgenommen werden könnten. Denn die deutschen Behörden ermitteln nicht nur gegen 1100 Schwarzgeldsünder, sondern auch gegen die Bankberater der Credit Suisse, und zwar wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung.

Eichel fordert Ermittlungen gegen Großbank

Die deutschen Ermittler kontaktierten die Schweizer Großbank bislang nicht. Auch sind der Credit Suisse keine Vorladungen von Kundenberatern bekannt. Der ehemalige deutsche Finanzminister Hans Eichel hatte im "Sonntagsblick" gefordert, die Behörden sollten nicht nur gegen einzelne Mitarbeiter der Credit Suisse vorgehen, sondern auch gegen die Großbank an sich. Sollte sich herausstellen, dass Beihilfe zur Steuerhinterziehung ein Geschäftsmodell der Bank sei, müsse ihr die Lizenz in Deutschland entzogen werden, forderte Eichel.

Die Credit Suisse konterte: Die Handbücher für die Mitarbeiter im Vermögensverwaltungsgeschäft hielten klar fest, dass keine Beihilfe zur Steuerhinterziehung geleistet werden dürfe.

Bank schickt Kunden zum Steuerberater

In den vergangenen Wochen hatten viele deutsche Kunden mit Schwarzgeldkonten bei der Credit Suisse angerufen und um Rat gebeten. Der Sprecher der Bank sagte, man habe diese Kunden zum Steuerberater geschickt, mit dem Ziel, dass sie sich selbst anzeigten. Persilscheine stelle man aber keine aus.

Inzwischen laufen bei der zweitgrößten Bank der Schweiz interne Ermittlungen. Die Bank möchte herausfinden, wer die Kundendaten an die deutschen Steuerermittler verkaufte. Das Anlagevermögen der mutmaßlichen Steuerbetrüger soll sich auf 1,2 Milliarden Euro summieren.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen