Sonntag, 21. März 2010

Missbrauch: Zollitsch räumt Vertuschung ein

Zollitsch, spricht in Freiburg bei einer PressekonferenzDer Vorsitzende der katholischen deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, hat die gegen ihn erhobenen Vertuschungsvorwürfe in Zusammenhang mit einem Missbrauchsskandal in seiner Diözese zurückgewiesen. Allerdings würde er heute anders handeln.
"Ich nehme für die Bistumsleitung und mich in Anspruch, immer nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt zu haben", sagte der Freiburger Erzbischof am Samstag in Freiburg. Nach heutiger Erkenntnis würde er jedoch "konsequenter und mit größerem Nachdruck nach Zeugen und Opfern suchen und suchen lassen." Zollitsch wird vorgeworfen, einen 1991 unter Missbrauchsverdacht stehenden Pfarrer lediglich in den Ruhestand versetzt zu haben, ohne die Staatsanwaltschaft einzuschalten.

Die Missbrauchsfälle im badischen Oberharmersbach (Ortenaukreis) "bedrücken mich bis heute persönlich", sagte Zollitsch bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz. "Und ich entschuldige mich noch einmal im Namen der Erzdiözese bei den Opfern und bitte um Verzeihung." Als damaliger Personalreferent der Diözese habe er nach dem Bekanntwerden der ersten Vorwürfe vor 19 Jahren sofort gehandelt.

Staatsanwaltschaft nicht eingeschaltet

Das Politmagazin "Report Mainz" hatte den Vorwurf erhoben, Zollitsch habe den Verdacht auf schweren sexuellen Missbrauch durch einen Pfarrer in der Gemeinde Oberharmersbach (Ortenaukreis) im Erzbistum Freiburg "vertuscht und verdeckt." Das Opfer sexuellen Missbrauchs gab gegenüber "Report Mainz" an, in den 80er und 90er Jahren missbraucht worden zu sein.

Nach Recherchen des Politmagazins wurde der Pfarrer Franz B. unter Mitwirkung von Robert Zollitsch, dem damaligen Personalreferenten im bischöflichen Ordinariat Freiburg, 1991 in den Ruhestand versetzt. Allerdings wurde die Staatsanwaltschaft erst 1995 tätig, als ein Betroffener Anzeige erstattete.

Kinder und Jugendliche missbraucht

Der Pfarrer Franz B. soll im Zeitraum zwischen 1968 und 1991 mindestens 17 Kinder und Jugendliche missbraucht haben, vor allem Messdiener. Das bischöfliche Ordinariat in Freiburg soll sich im April 1991 eingeschaltet haben, als es Hinweise und Gerüchte gab. Robert Zollitsch soll den Pfarrer persönlich mit Vorwürfen konfrontiert haben, die dieser bestritt. Franz B. wurde dennoch in den Ruhestand versetzt, mit der Auflage, sich jeglichen Kontaktes zu Kindern und Jugendlichen zu enthalten. Über die Vorgänge wurde die Gemeinde allerdings erst 1995 informiert, nachdem sich der Pfarrer im August 1995 aufgrund der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen das Leben genommen hatte.

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