Samstag, 13. März 2010

Abschlussball wegen lesbischer Schülerin abgesagt

Klage gegen Schulbehörde in Mississippi
Es ist der Höhepunkt im Leben jedes amerikanischen Schülers, der Abschlussball seiner High School. Eine Schule in Fulton, einer Kleinstadt im US-Bundesstaat Mississippi, hat die Ballnacht nun abgesagt. Der Grund: Eine Schülerin wollte im Smoking kommen und ihre Freundin mitbringen.
Von Nicole Markwald, RBB-Hörfunkstudio Washington

Die 18-jährige Constance McMillen lebt in Fulton, einer Kleinstadt in Mississippi, sie steht kurz vor dem Schulabschluss und hat derzeit nur einen Wunsch: "Ich möchte einfach nur zum Abschlussball gehen und Spaß haben und meine Verabredung mitbringen – wie jeder andere auch."

Constance McMillen (Foto: AP)"Ich wurde so erzogen, stolz darauf zu sein, wer ich bin", sagt die 18-jährige Constance McMillen.
Constance ist lesbisch, und ihre Verabredung ist ein Mädchen aus der gleichen Schule. Doch die Regeln des Schulbezirks besagen: Nur Paare unterschiedlichen Geschlechts dürfen am Abschlussball teilnehmen. Auch Constances Wunsch, einen Smoking zu tragen, kam bei der Schulbehörde nicht gut an. Die hat nun kurzerhand den Abschlussball der Itawamba Agricultural High School Anfang April komplett abgesagt. In einer Erklärung heißt es: "Die Veranstaltung finde wegen 'Störungen' nicht statt." Das, so Constance, sei für alle schwulen und lesbischen Schüler "einfach nur unfair". 

Klage eingereicht

Unterstützung bekommt die 18-Jährige von der Amerikanischen Bürgerrechtsunion ACLU. Sie hat im Namen von Constance Klage eingereicht. ACLU sagt, die Regeln der Schulbehörde verstießen gegen die Verfassung. Die Bürgerrechtsunion fordert, die Schule müsse nicht nur den Abschlussball durchführen, sondern auch den Bekleidungswunsch der Schülerin berücksichtigen und die Teilnahme der Freundin erlauben.

"Ich sollte mich nicht verstecken"

Einige Mitschüler von Constance reagierten auf die Absage des Abschlussballs schwer enttäuscht. "Vielen Dank, dass du mein Abschlussjahr ruiniert hast" war einer der Sprüche, die Constance sich anhören musste. Dabei will Constance McMillen einfach nur gleiche Rechte: "Ich wurde so erzogen, stolz darauf zu sein, wer ich bin", sagt sie selbstbewusst. "Ich sollte nicht verstecken, wer ich bin, um zu einer Schulveranstaltung gehen zu können."

Ganz Amerika diskutiert

Inzwischen diskutiert ganz Amerika Constances Wunsch, mit einer Freundin zum Abschlussball gehen zu dürfen. In Internetforen heißt es: "Schwer zu glauben, dass so etwas im Jahr 2010 noch passieren kann." Andere Kommentatoren zeigen sich weniger überrascht: "Sowas passiert doch in den Südstaaten jedes Jahr." Pastor Bobby Crenshaw sagt, es sei unfair, dass der Süden nun wieder als hinterwäldlerisch und rückständig dargestellt werde. Es gebe hier einfach mehr Menschen, deren Werte auf der Bibel basieren. In einer Fernsehdiskussion widerspricht Anrufer Casey aus Arkansas: "Ich bin als Christ zwar gegen homosexuelle Beziehungen, ich finde aber trotzdem, dass sie zum Ball gehen können sollte."

Ersatzfeier in einem Hotel in New Orleans?

Möglicherweise kann der Abschlussball doch noch stattfinden. Aus New Orleans meldete sich Hotelbesitzer Sean Cumming. Er sei sehr enttäuscht über die Entscheidung der Schulbehörde, den Ball abzusagen. Cummings bot an, die Schüler der Itawamba Agricultural High School mit Bussen nach New Orleans zu fahren und dort in einem seiner Hotels einen Abschlussball zu veranstalten.

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