Freitag, 26. März 2010

Enkel findet nach 40 Jahren Mörder seines Opas

Er las alte Zeitungen, heuerte einen Privatdetektiv an - und wurde fündig: Ein amerikanischer Chirurg hat 38 Jahre nach dessen Verschwinden den Mörder seines Großvaters wiedergefunden. Der Täter lebte unter neuem Namen in Arizona und betrieb eine Hochzeitskapelle.

Helena - Viel wusste Clem Pellet nicht über seinen Großvater - nur, dass dieser 1951 ermordet wurde, nachdem er einen Anhalter mitgenommen hatte. "Ich wusste, nimm nie einen Anhalter mit, dein Großvater hat um sein Leben gebettelt und ist getötet worden'", sagte Pellet dem Nachrichtensender CNN. In der Familie sei das Thema nie weiter erwähnt worden.

Im vergangenen Jahr stieß der Chirurg aus dem US-Bundesstaat Washington auf alte Zeitungsausschnitte und wurde neugierig.

Den Berichten von damals zufolge nahm Clarence Pellet am 4. April 1951 in Montana einen 19-jährigen Anhalter namens Frank Dryman mit, der eine geladene Waffe bei sich hatte. Dryman tötete Pellet mit sieben Schüssen in den Rücken und ließ ihn am Rand einer Landstraße liegen. Dann nahm er den Wagen und floh nach Kanada.

Dort wurde Dryman später verhaftet. In einem schnellen Verfahren wurde er 1955 in Montana zum Tod durch den Strang verurteilt, die Behörden wandelten die Strafe jedoch kurz darauf in eine lebenslange Gefängnisstrafe um. 1969 kam Dryman auf Bewährung frei. Drei Jahre später verschwand er spurlos - und verstieß damit gegen Bewährungsauflagen.

"Es war, als habe er sich in Luft aufgelöst", sagte Clem Pellet.

Nachdem er die Berichte gelesen hatte, begab er sich auf die Spur des Mörders. Er wandte sich an die Justizbehörden in Montana, ging alte Dokumente durch und engagierte einen Privatdetektiv.

Die Mitarbeiter der Justizbehörden lieferten Pellet die entscheidenden Hinweise: Sie nannten ihm eine Postfachnummer in Arizona und Details über sehr auffällige Tätowierungen. Dryman hatte L-O-V-E auf seine Fingerknöchel tätowiert.

Sogar Sheriffs zählten zu seinen Freunden
Tatsächlich wurde ein Privatdetektiv in Arizona fündig. Dort hatte sich der inzwischen 78-jährige Dryman unter dem Namen Victor Houston niedergelassen und betrieb bis zuletzt eine Hochzeitskapelle.

Über Jahrzehnte hinweg lebte Dryman unerkannt in einer spärlich besiedelten Gegend im Wüstenstaat Arizona. Laut AP hatte sich Dryman so gut in die örtliche Gemeinde eingefügt, dass sogar ehemalige Sheriffs zu seinen Freunden zählten. Von Drymans Doppelleben wusste nicht einmal seine Tochter, Kathy Houston. "Es war ein großer Schock", sagte sie AP.

Privatdetektiv Patrick Cote war sich sicher, den Mörder gefunden zu haben. "Ich wollte unbedingt seine Hände überprüfen", sagte Cote CNN über seine Begegnung mit Dryman. "Er hatte Sterne auf seine Fingerknöchel tätowiert, um das ursprüngliche Tattoo L-O-V-E zu überdecken."

Pellet informierte die Behörden, am Dienstag wurde Dryman verhaftet.
In den kommenden zwei Wochen soll er zurück ins Gefängnis nach Montana gebracht werden, wo er zuletzt vor mehr als 40 Jahren einsaß. Dann soll Dryman von der Kommission für Haftentlassungen in Montana angehört werden. Er könnte erneut zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe oder zu einer Bewährungsstrafe verurteilt werden.

Clem Pellet sagte CNN, er habe lediglich "eine alte Familiengeschichte" zu Ende bringen wollen. Glückliche Umstände hätten dann dazu geführt, dass Dryman tatsächlich aufgespürt werden konnte. Was auch immer jetzt mit dem Mörder seines Großvaters passiere, er sei zufrieden damit, wie sich alles entwickelt habe.

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