Dienstag, 23. März 2010

“Mut zur Gerechtigkeit!” fordert ein Radiomoderator in Burkina Faso

Er ist Journalist und Reggae-Musiker und wird in seiner Heimat Burkina Faso von den Einen als Held gefeiert und von den Anderen als Regimekritiker verfolgt.

Sams K le Jah fährt in seinem Auto durch Ouagadougou, die Hauptstadt von Burkina Faso und freut sich, denn im Radio läuft einer seiner Songs. Es ist heiß in der Stadt, die Fenster seines alten Toyotas sind heruntergekurbelt. Jugendliche am Straßenrand erkennen ihn, winken, lachen ihm zu. Er ist bekannt in ganz Burkina Faso – und über die Landesgrenzen hinaus. Nicht nur für seine Reggae-Musik, sondern auch für seine wöchentliche Radioshow. In der geht es um Musik – vor allem aber um Politik.

Die Dinge beim Namen nennen
Wenn Sams K le Jah live auf Sendung ist, hört ihm die ganze Stadt gespannt zu, jung und alt. Manchmal hat er Studiogäste, aber meistens bestreitet er die Sendung allein, denn außer ihm wagt sonst kaum jemand so offen und klar die Dinge beim Namen zu nennen. Doch so viel unverblümte Kritik hat ihren Preis: im Oktober 2007 ging sein Auto in Flammen auf. Im vergangenen Jahr bekam er Morddrohungen. Seine Kritik gilt nicht nur korrupten Politikern. Eigene Verantwortung und Integrität fingen schon im ganz Kleinen an, sagt er: "Jeder muss verstehen, dass er etwas verändern kann, jeder einzelne muss verinnerlichen, dass er ein Glied in der Kette ist. Und wenn das jeder versteht und verinnerlicht, dann ist schon etwas erreicht."



Mut für den tagtäglichen Kampf
Der zentrale Markt von Ouagadougou – überall bieten Händler und Marktfrauen ihre Waren an. Hier arbeitet Sylvestre Ouédraogo und verkauft geflochtene Teppiche. Jeden Freitagabend lässt er alles stehen und liegen, um ab 20 Uhr die Radiosendung mit Sams K le Jah zu hören. Die bedeutet ihm besonders viel, wenn er einen schlechten Tag hatte. "Mich persönlich ermutigen die Sendungen sehr und manchmal, wenn ich frustriert bin, dann höre ich seine Show und das tröstet mich. Wenn du hörst, was er sagt, dann hilft dir das, neuen Mut für den Kampf zu schöpfen."



Und die Leute hören zu
Egal wie klein oder groß das Problem auch sein mag – das Wichtigste für Sams K le Jah ist es, die Herausforderung anzunehmen. Lachend erinnert er sich an seine erste Radiosendung im Juni 1999. "Das war eine echte Feuertaufe für mich. Ich hatte noch nie in ein Mikro gesprochen. Ich zitterte und mein Herz schlug wie wild. Aber nach und nach bekam ich mehr Vertrauen in mich selbst. Und eines Abends gratulierte mir ein Zuhörer zu meiner Leistung. Da hab ich mir gesagt, hey, unglaublich – die Leute hören mir tatsächlich zu!" Das war der Anfang seiner Radiokarriere. Heute ist er Programmchef und Vize-Direktor eines der meistgehörten Radios in Burkina Faso, Ouaga FM.



Wenn du nicht fragst, gibt man dir nichts
Der 21-jährige Geoffrey Darakoum studiert in Ouagadougou Wirtschaftswissenschaften. Seit zehn Jahren hört auch er jede Woche die Radiosendung von Sams K le Jah. "Unser Musiker Sams K le Jah ist wirklich ein Licht für die burkinische Jugend! Er ist der Einzige im Land, der sagen kann, was die anderen nicht zu sagen wagen. Er ist jemand, der die Dinge beim Namen nennt. Mit seinen Liedern ruft Sams K le Jah die Bevölkerung dazu auf eine Vision der Demokratie, der Gerechtigkeit und Gleichheit zu entwickeln. Vor allem Gerechtigkeit!" Denn nur wer seine Rechte kennt, meint Geoffrey, kann sie einfordern: "Bei uns sagt man: Wenn du nicht fragst, dann gibt man dir nichts!" Deswegen weist Sams K le Jah in seiner Radiosendung und auf seinen Konzerten immer wieder darauf hin, dass in einem Rechtstaat alle die gleichen Rechte und Pflichten haben – und dass alle den gleichen Gesetzen unterworfen sind. Kein Versprechen darf gebrochen werden, so Sams Kle Jah, und kein Unrecht darf unbestraft bleiben, egal wer es begeht.

Autorin: Susanne Fuchs
Quelle: dw-world.de

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