Empörte Politiker und Funktionäre, ein entnervter Fastenprediger – ein umstrittener NS-Vergleich beim Münchner Starkbieranstich auf dem Nockherberg wird im Bayrischen Rundfunk nicht mehr ausgestrahlt.
© Tobias Hase/dpa
Der traditionelle Starkbieranstich in München sorgt in diesem Jahr wegen eines NS-Vergleichs für beispiellosen Ärger. Nach seinem umstrittenen Auftritt beim Derblecken, der Politikerschelte, erklärte Fastenprediger Michael Lerchenberg seinen Rücktritt von der Rolle des "Bruder Barnabas". Er hatte sich zuvor scharfe Kritik vom Zentralrat der Juden, FDP-Chef Guido Westerwelle und Teilen der bayerischen Landesregierung eingehandelt. Lerchenberg hatte am Mittwoch mit seiner "Predigt" für einen Eklat gesorgt, als er Westerwelle in die Nähe eines KZ-Wächters rückte. In der Wiederholung der Sendung an diesem Freitagabend im Bayerischen Rundfunk wird die entsprechende Passage nun nicht mehr gesendet.
Lerchenberg hatte als Bußprediger Westerwelle mit einer KZ-Anspielung verhöhnt: "Alle Hartz-IV-Empfänger versammelt er in den leeren, verblühten Landschaften zwischen Usedom und dem Riesengebirge, drumrum ein großer Zaun." Über dem Eingangstor werde "in großen eisernen Lettern" stehen: "Leistung muss sich wieder lohnen." Über dem Tor zum Konzentrationslager Auschwitz hatte die Parole gestanden: "Arbeit macht frei." Charlotte Knobloch, die Präsidentin des Zentralrats der Juden, nannte Lerchenbergs Textpassage eine "Schande".
Erst 2007 war Lerchenbergs Vorgänger, der niederbayerische Kabarettist Django Asül, ausgestiegen, weil seine Rede als politisch zu scharf gewertet worden war. Lerchenberg sagte, der politische und öffentliche Druck sei so groß geworden, dass ihm eine Rückkehr auf den Nockherberg unmöglich erscheine. Mein "Bruder Barnabas" hat mit seiner Form der politischen, auch zu Teilen ernsten und durchaus manchmal provokanten Fastenpredigt sicherlich Maßstäbe gesetzt. Nichts und niemanden hat er geschont", erklärte der Schauspieler. Wenn diese Form der Predigt auf Dauer dem Nockherberg nicht zuzumuten sei, dann sei es besser, den Weg für einen unbelasteten Neubeginn freizumachen.
Westerwelle will den Paulaner-Starkbieranstich künftig boykottieren. "Mit einem KZ-Wächter verglichen zu werden, geht zu weit", schrieb er an die Münchner Paulaner-Brauerei, die den Salvator-Anstich veranstaltet. "Für die Zukunft bitte ich, von Einladungen an meine Person abzusehen." In seiner Rede hatte Lerchenberg auch die bayerische Polizei verspottet und sich so Ärger mit Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) eingehandelt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen