Samstag, 6. März 2010

Pater stellt Bilder halb nackter Schüler auf Sex-Seiten ins Netz

"Eine Kultur des Wegsehens" in der katholischen Kirche: Ermittler geht von 100 Opfern im Kloster Ettal aus.

Pater Johannes Bauer
Pater Johannes Bauer der Benediktinerabtei des Klosters Ettal gestand, Schüler geprügelt zu haben.

Regensburg. Brutale Quälereien, sexuelle Übergriffe und eine Kultur des Wegschauens: Der Missbrauchs-Skandal in der katholischen Kirche in Deutschland nimmt immer größere Ausmaße an. Kinder in Schule und Internat des bayerischen Klosters Ettal seien jahrelang teils sadistischer körperlicher Züchtigung und sexuellem Missbrauch ausgesetzt gewesen, schilderte der von der Benediktiner-Abtei eingesetzte Sonderermittler Thomas Pfister am Freitag in Ettal in seinem Zwischenbericht.

Deutlich mehr als zehn" geistliche Lehrkräfte aus dem Internat hätten sich als "systematisch und brutal prügelnde Lehrkräfte" entpuppt. Man müsse von rund 100 Opfern ausgehen. Ermöglicht habe dies ein Klima "hermetischen Schweigens und Wegsehens".

Auch heute gibt es laut Pfister noch Fälle von Misshandlungen in der Internatsschule. So hätten 13 Jahre alte Schüler weinend von Kopfnüssen berichtet, die immer noch üblich seien. Erst jetzt habe ein Pater offenbart, kinderpornografische Filme aus dem Internet heruntergeladen zu haben. Außerdem habe er Schüler ermuntert, sich mit nacktem Oberkörper fotografieren zu lassen, und diese Bilder anschließend auf Homosexuellen-Seiten ins Netz gestellt. Die zuständige Staatsanwaltschaft habe zur Aufklärung der Vorwürfe mehrere PC in dem Kloster sichergestellt, sagte Pfister. In den USA wurde die katholische Kirche vor einigen Jahren von einer Serie von Pädophilen-Skandalen erschüttert. Bis 2002 waren mehr als 25 Priester nach Vorwürfen sexuellen Missbrauchs zurückgetreten oder des Amtes enthoben worden. Die Kirche zahlte Millionenbeträge an Hunderte Opfer, die nach eigenen Angaben jahrelang von Priestern missbraucht worden waren.

Nach Ansicht des Münchner Erzbischofs Reinhard Marx müssen die Missbrauchsfälle Thema auf dem Ökumenischen Kirchentag in München sein. Marx sagte, das Treffen im Mai könne nicht an den aktuellen Debatten vorbeigehen, sondern müsse aufgreifen, "was an Schrecklichem mitten im Volk Gottes" geschehen sei.

In den erst vor wenigen Tagen bekannt gewordenen Skandal um sexuellen Missbrauch bei den Regensburger Domspatzen waren Anfang der 60er-Jahre zwei frühere leitende Geistliche des Knabenchors verwickelt. Die Männer seien zu Haftstrafen verurteilt worden und 1984 verstorben, hieß es beim Bistum Regensburg.
Der ehemalige Chef der Domspatzen, Georg Ratzinger (86), sagte im Bayerischen Rundfunk, ihm seien keine Missbrauchsfälle bei dem Knabenchor bekannt. Der Bruder von Papst Benedikt XVI leitete die Domspatzen von 1964 bis 1994.

Missbrauch in konfessionellen Einrichtungen:

Der Verdacht des Missbrauchs am katholischen Privatgymnasium Canisius-Kolleg in Berlin ist kein Einzelfall. In den vergangenen Jahren wurden immer wieder Übergriffe an katholischen Einrichtungen bekannt.

Im Juli 2008 wurde ein ehemaliger Domkapitular der Erzdiözese Bamberg von seinen kirchlichen Ämtern enthoben. Ermittlungen hatten ergeben, dass der damals 64-Jährige zwischen 1978 und 1984 in zehn Fällen in einem Schülerwohnheim sexuelle Handlungen an Kindern unter 14 Jahren vorgenommen hatte. Da die Vorwürfe jedoch verjährt waren, musste sich der Mann nicht vor Gericht verantworten. Eine Anklage war trotz eines hinreichenden Tatverdachts nicht mehr möglich.
Im Oktober 2008 wurde bekannt, dass sich ein Pfarrer eines Internats in Bayern zwischen 1972 und 1976 an mindestens 16 Jungen vergangen hatte. Einige Schüler mussten zusehen, wie sich der Mann im Schlafsaal an ihren Freunden vergriff. Der Mann gestand die Taten, konnte wegen Verjährung aber nicht mehr strafrechtlich belangt werden. 2009 verlor der damals 71-Jährige jedoch sein Priesteramt. Nach einem Bittgesuch an Papst Benedikt XVI. entzog das Oberhaupt der katholischen Kirche dem Mann alle Rechte und Pflichten, die mit dem Klerikerstand verbunden sind.
Auch in Irland wurden in katholischen Einrichtungen unzählige Kinder missbraucht. Wie Ermittlungen einer Sonderkommission im Mai 2009 ergaben, erniedrigten und missbrauchten Priester, Nonnen und Mönche über Jahrzehnte tausendfach Kinder. Die Jungen und Mädchen wurden in Schulen, Heimen oder Erziehungsanstalten zwischen den 30er und 90er Jahren vergewaltigt, geschlagen und gequält. Neue strafrechtliche Ermittlungen ergaben sich durch den Bericht allerdings nicht, weil nach einer früheren Entscheidung die Namen der Peiniger für die Untersuchung anonymisiert werden mussten. Einzelne Täter waren schon früher verurteilt worden. Mehr als 12000 Opfer wurden mit mehr als einer Milliarde Euro entschädigt. Der Skandal war nach einer TV-Dokumentation Ende der 90er Jahre ans Licht gekommen.
In den USA wurde die katholische Kirche vor einigen Jahren von einer Serie von Pädophilen-Skandalen erschüttert. Bis 2002 waren mehr als 25 Priester nach Vorwürfen sexuellen Missbrauchs zurückgetreten oder des Amtes enthoben worden. Die Kirche zahlte Millionenbeträge an Hunderte Opfer, die nach eigenen Angaben jahrelang von Priestern missbraucht worden waren.

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