Mittwoch, 15. April 2009

Geheimdienste: Terroristen unterstützen die Piraten

Nach jüngsten Erkenntnissen westlicher Geheimdienste werden die Piraten im Indischen Ozean von der islamistischen Terrororganisation Al-Qaida unterstützt. «Wir haben jetzt immer mehr Hinweise, dass die Terroristen von Osama Bin Laden die Finger in dem Piraten-Geschehen vor Somalia und Kenia haben», sagten Angehörige des US-Geheimdienstes CIA und des französischen Auslandsgeheimdienstes DGSE der Nachrichtenagentur ddp in Djibouti. Die Seeräuber erhielten ihre Waffen und Ausrüstungen für das von Tag zu Tag heftigere Vorgehen gegen die Zivilschifffahrt über Kanäle der Al-Qaida.

Somalia ist seit 1991 ein zerrüttetes Land, das von islamistischen Clans beherrscht wird. Washington hatte in der Vergangenheit schon oft auf die Existenz von Al-Qaida-Gruppen in Somalia hingewiesen. Somalische Banken stehen im Verdacht, die Geldtransfers für Osama Bin Laden vorzunehmen. Mehrere radikalislamische Gruppierungen in Somalia haben denn auch sofort die neuen spektakulären Kaperungen der Seeräuber als »gelungenen Kampf gegen den Westen« gefeiert. Zu den Hardlinern in Somalia gehört vor allem die Schabab-Miliz, der enge Verbindungen zum Terrornetzwerk von Al-Qaida nachgesagt werden.

Die Konfliktforschungsorganisation »International Crisis Group« (ICG) in Brüssel wies darauf hin, dass das Horn von Afrika bereits als »nächste Front« im Kampf gegen den islamistischen Terror angesehen wird. Analysten westlicher Geheimdienste sprechen angesichts der sich steigernden Aktivitäten der Freibeuter mit Hilfe der Islamisten von einer »vierten Terrorfront« gegen die westliche Hemisphäre. Nach Irak, Afghanistan und Pakistan gingen die islamistischen Terrorgruppen jetzt auch »an einer entscheidenden Seefront gegen die westlichen Staaten vor«, erläuterte ein CIA-Mann. Die Terroristen wollten die für den Westen lebenswichtigen Handelsverbindungen unterbrechen.

Die Geheimdienste und Marineexperten sehen mögliche Erfolge gegen die Piraten nur bei »maritimer Aufrüstung«. Die weit über 30 Kriegsschiffe aus vielen Ländern im Indischen Ozean seien angesichts des riesigen Seeraumes, in dem die Piraten auf ihre Beutezüge gehen, »letztlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein«, erläuterte ein deutscher Marineoffizier in Djibouti. Auf »Spiegel Online« forderte der Sprecher des Internationalen Anti-Piraterie-Büros (IMB) in Kuala Lumpur, Noel Chong, die USA und die NATO auf, möglichst rasch neue Kriegsschiffe zu entsenden, um den Seeweg zwischen Europa und Asien nachhaltig schützen zu können. Marinefachleute meinen, es müssten wesentlich mehr Seefernaufklärer eingesetzt werden.

Nach der spektakulären Befreiung des US-Kapitäns Richard Phillips aus den Händen der Piraten fürchten deutschen Geheimdienste, dass sich die »Racheschwüre« der Piraten nicht nur auf US-Schiffe und amerikanische Staatsbürger richten könnten. Es bestehe die Gefahr, dass »Al-Qaida« als Vergeltung für die bei der Befreiung von Phillips getöteten Piraten sogar Anschläge in NATO-Staaten, auch in Deutschland, verüben könnte, gaben deutsche Sicherheitskreise zu bedenken. Ein Sprecher der Seeräuber hat bereits entsprechende Andeutungen gemacht.

Die Aussichten, das Problem der Piraterie vor Somalia in nächster Zeit in den Griff zu bekommen, werden von Experten als schlecht eingeschätzt. Es agierten schon zu viele Piratengruppen, die ihre Kaperungsgebiete ständig erweiterten. Die Seeräuber bleiben trotz umfangreicher internationaler Militärpräsenz unbeeindruckt. Fachleute meinen, es bleibe erst einmal nichts anderes übrig, als die Schifffahrt im Indischen Ozean »möglichst zu schützen und im Kaperungsfall Lösegeld zu zahlen, um Besatzung und Schiff aus den Fängen der Seeräuber heil herauszubekommen”.

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