Vor allem die Kulturen Afrikas und Ozeaniens erregten die Gemüter der Maler und Bildhauer, die nicht länger wie ihre Kollegen früher in die Gemäldegalerien pilgerten, um sich kopierend an dem zu schulen, was Rang und Namen hatte. Statt dessen wanderten sie in völkerkundliche Museen und werteten so auf, was bei den europäischen Kolonialherren noch als heidnisch und unzivilisiert galt.
Mit höchst erstaunlichen Konsequenzen wie jetzt eine von Oliver Wick vorzüglich kuratierte Ausstellung der Fondation Beyeler in Basel unter dem Titel “Bilderwelten - Afrika, Ozeanien und die Moderne” beweist. Dreizehn Räume umfasst die Schau. In jedem wird eine Kulturregion vorgestellt und mit Meisterwerken der Moderne aus eigenem Besitz konfrontiert. Ein aufregender, spannender Dialog, der zeigt, wie nachhaltig der sogenannte “Primitivismus” in das Schaffen von Cézanne, Picasso, Matisse, Braque, Míro, Giacometti und anderer eingeflossen ist.
So viel Anschaulichkeit ist selten. Und wenn man die Kultkrokodile aus Papua-Neuguinea vor Monets “Seerosen” betrachtet oder die Augen zwischen Mondrians Rautenkomposition und den beiden “Malagan-Fischen” hin- und herwandern lässt, spürt man schon fast eine geheime Übereinkunft zwischen dem mythischen Weltverständnis der fremden Kultur und dem archaisierenden Bedürfnis europäischer Künstler, das die Normen und Gewohnheiten eines nach Sicherheit strebenden Bürgertums attackieren wollte.
Wo der Westen freilich die ungebärdige “Wildheit” erfinden musste, um die verloren gegangene magische Qualität von Kunstwerken neu aufleben zu lassen, konnten die “Künstler” in Afrika und Ozeanien aus einer Unmittelbarkeit des Erlebens schöpfen, die bis heute nichts an Faszination und Ausstrahlung verloren hat.
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