Montag, 27. April 2009

Starthilfe für Frauen in Uganda

Ilse Schummer aus Ladenburg besorgt mit ihrem Verein “Freunde Ugandas” afrikanischen Unternehmerinnen Kleinkredite

“Pole! Pole!” heißt in Uganda so viel wie “nur die Ruhe”. Doch Ruhe gönnt sich Ilse Schummer (Bild unten) selten. Es gibt viel zu tun, seit die Ladenburgerin 1991 den Entwicklungshilfeverein “Freunde Ugandas” gegründet hat. Gerade ist sie von ihrer diesjährigen “Dienstreise” aus dem ostafrikanischen Land zurückgekehrt. Dort hat sie wieder Projekte inspiziert, Kontakte geknüpft und viele Gespräche geführt.

Doch dass Reden allein nicht viel hilft, ist der früheren Grundschullehrerin schon lange klar. “Von all den Arbeitskreisen und teuren Großprojekten haben die Menschen oft nichts.” Das hat Ilse Schummer bereits in den 80er Jahren erkannt, als sie bei Einsätzen für den Deutschen Entwicklungsdienst ihre immer schon große Afrika-Faszination vertiefte.

“Sie hat uns wirklich geholfen.” Das sagen dagegen die Frauen in Mpigi und Wakiso, zwei ugandischen Distrikten, die so groß wie Baden-Württemberg sind, heute über Frau Schummer.

“Direkte Hilfe von Frau zu Frau”: So lautet auch das Motto der “Freunde Ugandas”. Ihre konsequent auf Frauen angewendete Idee des Friedensnobelpreisträgers Muhammad Yunus - nämlich Mikrokredite für Kleinstunternehmen zu geben, um ihnen den Start ins Unternehmertum zu erleichtern - hat mittlerweile Tausenden Existenzgründerinnen und damit deren Familien bescheidenen Wohlstand verschafft.

“Die Hauptlast der Arbeit lag immer schon auf den Schultern der Frauen”, erklärt Schummer. Auch John Bosco, dem Chef ihrer ehrenamtlichen Partnerorganisation vor Ort, war von Anfang an klar, dass nur Frauen die Gewinne auch wieder investieren und nicht zum eigenen Vergnügen ausgeben. Der Erfolg ist sogar messbar: Waren es 1991 acht Frauengruppen, deren Geschäftsideen mit Krediten in Höhe von jeweils rund 150 Euro angeschoben wurden, so sind es allein in diesem Jahr 368.

Dahinter verbergen sich jeweils bis zu 15 Klein-Unternehmerinnen mit insgesamt mehr als 44 000 Familienmitgliedern. “Früher haben die Frauen immer nur allem zugestimmt. Inzwischen können wir richtig miteinander diskutieren”, sagt Ilse Schummer. “Das gewachsene Selbstbewusstsein finde ich super.” Sie spricht immerhin von Frauen, die angesichts eines Mannes traditionell auf die Knie zu gehen hatten.

23 örtliche Koordinatoren

Nach den Pflichtkursen bei der örtlichen Partnerorganisation in Buchhaltung und Familienplanung bewilligt ihnen die Einrichtung mit 23 örtlichen Koordinatoren Kredite, die unter anderem vom zuständigen Bundesministerium bezuschusst werden. Der geschäftliche Erfolg ermöglicht es den Uganderinnen nicht nur, besser zu leben und alles zurückzuzahlen: Es reicht bald sogar fürs Schulgeld der Kinder und neue Geschäftsideen, die auch Arbeitsplätze schaffen. “Diese Arbeit hat mein Leben ungemein bereichert”, erklärt Ilse Schummer, deren Verein inzwischen die größte deutsche Nichtregierungsorganisation im Lande ist.

Bis 2012 wird sie sich noch mit aller Kraft engagieren und sich selbst dann mehr Muße gönnen. Ganz nach dem Motto: “Pole! Pole!”

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