Dienstag, 28. April 2009

Journalisten in Somalia entführt

In Somalia haben islamistische Milizen drei Rundfunkjournalisten entführt und die Radiostation der Stadt Baidoa geschlossen. Bei den von der radikalen Shebab-Miliz (Shabab) am Sonntag verschleppten Personen handelt es sich um führende Journalisten aus somalischen Medien.

Bei den drei Entführten handelt es sich um den Direktor des Senders “Radio Jubba”, Muktar Mohammad Atosh, den Chefredakteur Adawe Adan und den Reporter Mohammad Nour Mohammad, wie der somalische Journalistenverband am Dienstag bekanntgab. Baidoa wird von der Shebab-Miliz kontrolliert, die dort das durch den Abzug der äthiopischen Interventionstruppen entstandene Machtvakuum füllen konnte.

Das ostafrikanische Land ist seit nahezu zwei Jahrzehnten vom Bürgerkrieg zerrissen; die neue, international anerkannte, aber nur auf dem Papier bestehende Regierung, an deren Spitze der - nunmehr als “moderat” eingestufte - Islamistenführer Sheikh Sharif Sheikh Ahmed steht, hat die Scharia eingeführt. Die internationale Gemeinschaft hat zuletzt auf einer Brüsseler Geberkonferenz 213 Millionen Dollar (163 Mio Euro) für den Wiederaufbau Somalias aufgebracht.

Die bittere Armut und das allgemeine Chaos gelten auch als Hauptursachen für die andauernden Piratenüberfälle im Golf von Aden. Die Lage in Somalia hatte sich mit dem vom Westen befürworteten Einmarsch der äthiopischen Armee 2006 gravierend verschlechtert; deren rücksichtsloses Vorgehen, wie auch der Einsatz schwerer Waffen in Wohngebieten hatten wesentlich zur Radikalisierung der Bevölkerung beigetragen. Schätzungsweise eine Million Menschen sind im Land auf der Flucht. Die Gesetzlosigkeit an der Küste nutzen Seeräuber, um in den Gewässern Handelsschiffe zu kapern und Lösegelder zu erpressen.

Im Februar war der Leiter des unabhängigen Rundfunksenders HornAfrik, Said Tahlil Ahmad, in Mogadischu auf offener Straße erschossen worden. Die Journalistenorganisation “Reporter ohne Grenzen” (RSF) stuft Somalia als das nach dem Irak gefährlichste Land für Berichterstatter ein. “Morde, Verhaftungen und Todesdrohungen gegen Journalisten sind gezielte Maßnahmen aller Konfliktparteien, den Fluss von Informationen aus dem Land zu verhindern”, hieß es in einem RSF-Bericht.

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