Wenn man daran gewöhnt ist, einfach den Wasserhahn aufzudrehen, mag man sich fragen, was es schon ausmacht, wenn die Regenzeit im tropischen Afrika drei Wochen später einsetzt als gewöhnlich. In unseren Breiten ist Wasser (noch) selten ein begrenztes Gut für das Leben und die landwirtschaftliche Produktion. Am Äquator jedoch, wo im Frühjahr die Sonne im Zenit steht und darauf folgend die große Regenzeit einsetzen soll, ist Wasser der begrenzende Faktor schlechthin. Derzeit leiden in vielen Regionen Ostafrikas weite Teile der Bevölkerung unter Wasserknappheit.
Für die Menschen hier ist klar: Das sind die Folgen des Klimawandels, denn früher konnte man die Uhr danach stellen, wann der Regen einsetzte. Im nördlichen Tansania rechnen die Bauern ab Mitte März mit starken Regenfällen; sie wenden den Boden, säen Mais, Reis, Bohnen oder Weizen aus und warten. Bleibt der erwartete Regen aus, geht noch die letzte Bodenfeuchtigkeit verloren und das teure, gegebenenfalls schon ausgekeimte Saatgut geht verloren. Wasserreservoirs sind leer und eventuell vorhandene Bewässerungssysteme fallen aus. Ein wirtschaftlicher Verlust, der für die Bauern kaum zu verkraften ist. Lebensmittel werden knapp und die Lebensmittelpreise steigen. Eine Familie, die im vergangenen Jahr noch ca. 1,50 Dollar für ihre tägliche Reisportion bezahlt hat, muss heute rund das Doppelte aufbringen. Obst und Gemüse sind für kaum jemanden erschwinglich.
Doch der Wassermangel macht auch nicht halt vor den Toren der Stadt: Selbst in Bürogebäuden fällt die Wasserspülung gelegentlich für mehrere Wochen aus. Aus den verbleibenden Reserven muss jedes Fass Wasser einzeln herangeschafft werden. Zudem sind viele kleine Haushalte zu versorgen. Das alltägliche Leben ist geprägt vom Transport von Wasserkanistern auf Fahrrädern, Handkarren oder Eseln.
In den abgelegenen ländlichen Nomadengebieten müssen die Hirten teilweise Tagesmärsche unternehmen, um ihr Vieh zu tränken. Frauen laufen früh morgens los, um abends nach einem Tagesmarsch durch die heiße, staubige Landschaft mit einem Eimer Wasser auf dem Kopf zurückzukehren. Es kommt bereits zu Migrationen ins Nachbarland Kenia, wie die Tageszeitung “Arusha Times” aktuell berichtet. Ein weiterer Monat ohne Wasser und ganze Landstriche würden entvölkert. Genau das sagen Experten schon seit einiger Zeit voraus. Die Folgen des Klimawandels werden in Zukunft weitere gesellschaftliche und politische Auswirkungen haben und ein hohes Konfliktpotenzial liegt schon jetzt alleine in der Wasserfrage.
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