Mittwoch, 15. April 2009

"Durch Afrika wurde ich zum besseren Europäer"

Henning Mankell erzählt in TV DIGITAL exklusiv über seine Wahlheimat Mosambik und verrät, warum er jetzt Archäologe werden will:

“Ich suchte in Afrika nach einem neuen Blick auf die Welt - einem nicht europäischen. Das ist auch der Grund, warum ich fast 40 Jahre später immer wieder dorthin zurückgehe. Durch die Distanz zu Europa habe ich mehr über die Welt erfahren. Afrika hat mich zu einem besseren Europäer und einem besseren Menschen gemacht”, sagt der Bestseller-Autor Henning Mankell in einem exklusiven Interview in TV DIGITAL. “Ich stellte fest, wie viel komplexer die Welt ist, wenn wir sie nicht nur aus westlicher Perspektive sehen. Das Wichtigste dabei: die Fähigkeit zuzuhören. Wir haben sie fast verloren. Das ist das Traurige an unserer europäischen Kultur. Viele Menschen kommen mit guten Absichten nach Afrika. Aber anstatt mit den Menschen dort zu sprechen und Lösungen zu entwickeln, bringen sie ihre vorgefertigten Antworten von zu Hause mit.”

Für die Doku “Mein Herz schlägt in Afrika” (28.4./5.5., 20.15 Uhr, ZDF) reiste Wallander-Erfinder Henning Mankell (61) jetzt quer durch den Kontinent: “Ich bin Regisseur Jens Monath besonders dankbar, dass er mich endlich nach Timbuktu brachte. Diese sagenumwobene Stadt hat mich schon als Kind fasziniert! Die Bibliothek Mamma Haidara mit jahrhundertealten Büchern war der letzte Ort Afrikas, den ich noch unbedingt besuchen wollte. Fasziniert haben mich auch die Ausgrabungen der ersten menschlichen Skelette in Malawi. Ich will Professor Schrenk bald wieder besuchen und dann mit ihm und seinem Team graben”, so Mankell in TV DIGITAL.

Heute verbringt der Bestsellerautor die Hälfte des Jahres in Maputo, Mosambik und leitet dort ein Theater: “Ich wohne in einem kleinen Apartment im Stadtzentrum. Meist schreibe ich morgens und arbeite danach im Theater. Natürlich gibt es viel Elend. Mosambik ist einer der ärmsten Staaten der Welt. Schaue ich aber in Europa Nachrichten, sieht es so aus, als bestünde ganz Afrika nur aus Krieg und Tod. Die Medien erzählen uns alles darüber, wie Afrikaner sterben, aber nichts darüber, wie sie leben. Es ist an der Zeit, auch diese Geschichten zu erzählen. Vor allem: Afrikaner sollen ihre Geschichten selbst erzählen können. Genau das sehe ich in letzter Zeit häufiger. Das gibt mir Hoffnung für die Zukunft”, sagt Mankell im Interview mit TV DIGITAL.

Alle Aussagen von Henning Mankell in Heft 9/2009 von TV DIGITAL (EVT: 17.4.2009). Zitate, auch auszugsweise, nur bei Nennung der Quelle “TV DIGITAL” zur Veröffentlichung frei.

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