Betrug fehlgeschlagen: Die Wertpapiere in Höhe von 134 Milliarden Dollar, die italienische Zöllner im doppelten Boden eines Reisekoffers fanden, stellten sich als Fälschung heraus.
Italiens Ministerpräsident Berlusconi dürfte sich wohl zu früh gefreut haben. Aus einer völlig unerwarteten riesigen Finanzspritze für den Staatshaushalt wird nun doch nichts. Dieser Betrag hätte dem italienischen Staat zugestanden, wenn sich ein unter mysteriösen Umständen beschlagnahmtes Anleihenpaket in Höhe von 134 Milliarden Dollar als echt erwiesen hätte.
Doch seit dem Wochenende steht fest, dass es sich bei dem Zufallsfund des italienischen Zolls um eine Fälschung handelt. Die in einem Koffer entdeckten Papiere seien mit Sicherheit nicht echt, teilte das amerikanische Finanzministerium mit.
"Es handelt sich nicht einmal um gute Fälschungen", sagte ein Sprecher. Die italienische Finanzpolizei hatte die vermeintlichen Wertpapiere Anfang Juni nahe der Schweizer Grenze im Reisegepäck zweier Japaner gefunden.
Gravierende Fehler
Den Fälschern unterliefen offenbar gleich mehrere gravierende Fehler. So druckten sie auf Inhaberobligationen, die aus der Zeit der Kennedy-Regierung stammen sollten - also aus den sechziger Jahren - eine Raumfähre, die 1981 zu ihrem ersten Flug startete. Außerdem übertraf der Wert der beschlagnahmten Bonds deutlich den gesamten Nennwert der echten Papiere.
Von den betroffenen regulären Anleihen befindet sich den Angaben zufolge insgesamt nur ein Volumen von 105 Milliarden Dollar in Umlauf. Zu dem Fund gehören zehn sogenannte Kennedy-Bonds zu je einer Milliarde Dollar (715 Millionen Euro) und 249 US-Staatsanleihen mit einem Nennwert von je 500 Millionen Dollar.
Zöllner hatten die Papiere im doppelten Boden eines Koffers entdeckt. Die Besitzer, den Angaben nach zwei Japaner, wurden vorläufig festgenommen, kurze Zeit später aber wieder freigelassen.
Noch vor einer Woche ging man bei der italienischen Finanzpolizei davon aus, dass zumindest ein Teil der Papiere echt sein könnte. Bei den Kennedy-Bonds gebe es Zweifel, aber der Rest der Anleihen scheine glaubwürdig zu sein, betonte Oberst Rodolfo Mecarelli. Sie bestünden aus Filigranpapier von ausgezeichneter Qualität. Außerdem liege den Papieren eine umfangreiche Bankdokumentation im Original bei.
Zu den Drahtziehern, die hinter dem Schmuggel stehen könnten, äußerten sich die amerikanischen Ermittler am Wochenende nicht. Auch nicht zu den wilden Spekulationen über die möglichen Hintergründe. So bringt etwa ein Gerücht den nordkoreanischen Geheimdienst ins Spiel. Dessen Ziel soll es angeblich sein, die Finanzmärkte mit den Papieren zu destabilisieren.
Die in Como erscheinende Tageszeitung La Provincia mutmaßte, ein nicht näher benannter ausländischer Staat sei Absender des Koffers. Die Schatzscheine seien "irrtümlich" nicht in einem Diplomatenkoffer, sondern in einem normalen Koffer transportiert worden.
Zweifel an der Echtheit der Papiere kamen gleich nach ihrer Entdeckung auf. Die italienischen Behörden ließen den Fund daraufhin von amerikanischen Experten prüfen. Die Spezialisten stellten nun fest, dass die falschen Papiere offenbar mit einer handelsüblichen Foto-Software hergestellt wurden.
Für wen sie bestimmt waren, konnten die Ermittler nicht sagen. Es sei jedoch unwahrscheinlich, dass die Betrüger die Papiere in Bargeld umtauschen wollten, erklärte ein Regierungsvertreter. Gefälschte Bonds werden nach seinen Worten aber gern als Sicherheit für Kredite genutzt.
Fund in Rekordhöhe
Dass Zöllner an der Schweizer Grenze Schmuggler mit hohen Geldbeträgen, Gold oder Wertpapieren aufgreifen, ist nichts Ungewöhnliches. Die Höhe des Fundes von Anfang Juni schlägt jedoch alle Rekorde.
Bis dahin hatte die italienische Finanzbehörde gefälschte Papiere im Wert von maximal einer Milliarde Dollar beschlagnahmt. Allein in den vergangenen zwei Jahren wurden in der Region um den Comer See US-Anleihen im Wert von 800 Millionen Dollar beschlagnahmt.
Schmugglern von Wertpapieren drohen hohe Strafen. Es ist verboten, Beträge über 10.000 Euro in Nicht-EU-Länder auszuführen, ohne sie beim Zoll anzugeben. Der Staat darf außerdem 40 Prozent der beschlagnahmten Summe einziehen.
Hätten sich die Papiere aus dem Koffer an der Schweizer Grenze als echt erwiesen, könnte Italiens Regierungschef Berlusconi seine Staatskasse also um 38,5 Milliarden Euro aufstocken. Eine gewaltige Summe, wie schon ein Vergleich zeigt: Der gesamte Verteidigungshaushalt Italiens belief sich im vergangenen Jahr auf 29 Milliarden Euro.
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