Medien sollen zur politischen Meinungsbildung beitragen. Sie sollen aufklären über Parteien und ihre Programme, über Politiker und das, was sie vorhaben. Damit erreichen deutsche Zeitungen, Radio- und Fernsehsender eine Gruppe jedoch kaum: die Migranten. Bis zu 7,3 Millionen Ausländer leben nach Angaben des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in Deutschland. Hinzu kommen laut Statistischem Bundesamt mehrere Millionen deutsche Staatsbürger mit Migrationshintergrund - der Großteil von ihnen wahlberechtigt.
Aber auch im Superwahljahr 2009 wirft ein Großteil der in Deutschland lebenden Menschen mit türkischem, russischem, polnischem oder marokkanischem Hintergrund kaum einen Blick in den Politikteil deutscher Zeitungen oder auf eine politische Talkshow im Fernsehen. «Migranten nutzen deutsche Medien fast ausschließlich zur Unterhaltung», sagt der Soziologe und langjährige Rektor der Universität Wuppertal, Volker Ronge, im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa in Berlin.
Wie aus der Studie «Migranten und Medien» von ARD und ZDF aus dem Jahr 2007 hervorgeht, schalten 83 Prozent der Migranten das Gerät jeden Tag ein. Dabei sind ProSieben mit einem Marktanteil von 13,4 und RTL mit einem Anteil von 11,7 die mit Abstand beliebtesten deutschen Fernsehsender.
«Das Fernsehen ist unangefochtenes Leitmedium», sagt Ronge. Vor allem Unterhaltungs- und Familienserien seien beliebt. «Dieser Unterhaltungsbezug hängt auch mit dem Faktor zusammen, dass wir bei den Migranten einen höheren "Unterschichtsanteil" haben als bei Deutschen», so der Wissenschaftler. Auch die deutsche sogenannte Unterschicht sehe sich eher Sendungen auf RTL oder ProSieben an als die «Tagesthemen» und werfe selten einen Blick in den Politikteil der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» oder in den «Spiegel».
Wenn Migranten eine Zeitung zur Hand nehmen, dann sei das meistens eine aus der Heimat. Ronge: «Wir haben zwei, drei sehr starke türkische Zeitungen in Deutschland.» Schon aus sprachlichen Gründen griffen viele Türken lieber auf die muttersprachliche «Hürriyet» zurück als beispielsweise auf die «Süddeutsche Zeitung».
Aus der Untersuchung von ARD und ZDF geht hervor, dass 35,8 Prozent der in Deutschland lebenden Türken nur geringe Deutschkenntnisse haben. «Die türkischen Zeitungen gehen aber praktisch nicht auf deutsche Politik ein und interessieren sich für die Bundesrepublik nur in ihrem Verhältnis zur Türkei», sagt Ronge.
Der Kommunikationswissenschaftler Andreas Hepp von der Universität Bremen warnt vor Pauschalisierungen. Er hat unter Migranten in Deutschland drei «Nutzungstypen» beobachtet.
Da gebe es einmal die «Herkunftsorientierten», die in Deutschland vor allem Medien aus ihrem Heimatland nutzen. Dazu gehörten unter anderem viele Marokkaner und Türken. Die zweite Gruppe sind «Ethno- Deutsche» wie Deutsch-Türken, die in erster Linie «Sowohl-als-auch- Nutzer» sind und Medien aus beiden Ländern nutzen. Als «Weltmenschen» bezeichnet Hepp die dritte Nutzergruppe, für die Deutschland nur eine vorübergehende Station ist und die Medien dementsprechend nutzen. Russische Migranten verteilen sich Hepp zufolge gleichmäßig auf die drei Gruppen.
Das vergleichsweise geringe Interesse für deutsche Politik führt Hepp auch darauf zurück, dass Migration und die Situation von Migranten in diesem Land in der Medienberichterstattung eher am Rande vorkämen. «Das Interesse für migrationsspezifische Angelegenheiten wie zum Beispiel Zuwanderungsregelungen ist groß», sagt er. Viele Migranten informierten sich über bestimmte Web-Portale, weil in traditionellen deutschen Medien zu wenig darüber berichtet werde.
Hiesige Medien sollten nach Hepps Ansicht deutlicher herausarbeiten, dass Migranten zur deutschen Gesellschaft dazugehören und keine eigenständige Gruppe sind. «Migranten haben immer wieder den Eindruck, in den deutschen Medien nicht repräsentativ vorzukommen», sagt er. «Es ist schön, dass es jetzt einen "Tatort"- Kommissar mit Migrationshintergrund gibt. Aber das reicht nicht.»
Aber auch im Superwahljahr 2009 wirft ein Großteil der in Deutschland lebenden Menschen mit türkischem, russischem, polnischem oder marokkanischem Hintergrund kaum einen Blick in den Politikteil deutscher Zeitungen oder auf eine politische Talkshow im Fernsehen. «Migranten nutzen deutsche Medien fast ausschließlich zur Unterhaltung», sagt der Soziologe und langjährige Rektor der Universität Wuppertal, Volker Ronge, im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa in Berlin.
Wie aus der Studie «Migranten und Medien» von ARD und ZDF aus dem Jahr 2007 hervorgeht, schalten 83 Prozent der Migranten das Gerät jeden Tag ein. Dabei sind ProSieben mit einem Marktanteil von 13,4 und RTL mit einem Anteil von 11,7 die mit Abstand beliebtesten deutschen Fernsehsender.
«Das Fernsehen ist unangefochtenes Leitmedium», sagt Ronge. Vor allem Unterhaltungs- und Familienserien seien beliebt. «Dieser Unterhaltungsbezug hängt auch mit dem Faktor zusammen, dass wir bei den Migranten einen höheren "Unterschichtsanteil" haben als bei Deutschen», so der Wissenschaftler. Auch die deutsche sogenannte Unterschicht sehe sich eher Sendungen auf RTL oder ProSieben an als die «Tagesthemen» und werfe selten einen Blick in den Politikteil der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» oder in den «Spiegel».
Wenn Migranten eine Zeitung zur Hand nehmen, dann sei das meistens eine aus der Heimat. Ronge: «Wir haben zwei, drei sehr starke türkische Zeitungen in Deutschland.» Schon aus sprachlichen Gründen griffen viele Türken lieber auf die muttersprachliche «Hürriyet» zurück als beispielsweise auf die «Süddeutsche Zeitung».
Aus der Untersuchung von ARD und ZDF geht hervor, dass 35,8 Prozent der in Deutschland lebenden Türken nur geringe Deutschkenntnisse haben. «Die türkischen Zeitungen gehen aber praktisch nicht auf deutsche Politik ein und interessieren sich für die Bundesrepublik nur in ihrem Verhältnis zur Türkei», sagt Ronge.
Der Kommunikationswissenschaftler Andreas Hepp von der Universität Bremen warnt vor Pauschalisierungen. Er hat unter Migranten in Deutschland drei «Nutzungstypen» beobachtet.
Da gebe es einmal die «Herkunftsorientierten», die in Deutschland vor allem Medien aus ihrem Heimatland nutzen. Dazu gehörten unter anderem viele Marokkaner und Türken. Die zweite Gruppe sind «Ethno- Deutsche» wie Deutsch-Türken, die in erster Linie «Sowohl-als-auch- Nutzer» sind und Medien aus beiden Ländern nutzen. Als «Weltmenschen» bezeichnet Hepp die dritte Nutzergruppe, für die Deutschland nur eine vorübergehende Station ist und die Medien dementsprechend nutzen. Russische Migranten verteilen sich Hepp zufolge gleichmäßig auf die drei Gruppen.
Das vergleichsweise geringe Interesse für deutsche Politik führt Hepp auch darauf zurück, dass Migration und die Situation von Migranten in diesem Land in der Medienberichterstattung eher am Rande vorkämen. «Das Interesse für migrationsspezifische Angelegenheiten wie zum Beispiel Zuwanderungsregelungen ist groß», sagt er. Viele Migranten informierten sich über bestimmte Web-Portale, weil in traditionellen deutschen Medien zu wenig darüber berichtet werde.
Hiesige Medien sollten nach Hepps Ansicht deutlicher herausarbeiten, dass Migranten zur deutschen Gesellschaft dazugehören und keine eigenständige Gruppe sind. «Migranten haben immer wieder den Eindruck, in den deutschen Medien nicht repräsentativ vorzukommen», sagt er. «Es ist schön, dass es jetzt einen "Tatort"- Kommissar mit Migrationshintergrund gibt. Aber das reicht nicht.»
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