- Die Piusbrüder pfeifen auf Rom
- Trotz Ermahnung weihten die Erzkonservativen wieder Diakone
- Nicht nur die Zeremonie selbst sorgte für Aufregung in Bayern.
FOCUS-Redakteur Christian Sturm, Zaitzkofen
Fast überall in Bayern regnete es am Samstag, dem Gedächtnistag der immerwährenden Hilfe Mariens. Doch in Zaitzkofen, im südlichen Zipfel der Oberpfalz, nur 25 Kilometer von Regensburg entfernt, lachte die Sonne. Vor allem bei den Patres der Glaubensgemeinschaft der Piusbruderschaft.
So viele Zuschauer, Neugierige und Gläubige waren noch nie in den Schlosspark gekommen. In dem 200 Einwohner Dorf war alles festlich geschmückt – weiß-blau, die Staatsfarben von Bayern, und gelb-weiß, die Farben der katholischen Kirche. Zaitzkofen ist ein schmerzhafter Stachel für die deutschen Bistümer. Vor allem für den zuständigen Diözesanbischof Gerhard Ludwig Müller von Regensburg. Die erzkonservativen Glaubensbrüder von St. Pius X., die vor einigen Monaten noch aus der katholischen Kirchengemeinde ausgeschlossen waren und die Papst Benedikt XVI. wieder in die Gemeinschaft Roms aufnahm, pfeifen auf den Gnadenserweis. Trotz Verbot, keine Priesterweihen durch zu führen, weihten sie am Samstag drei Priester und zwei Diakone.
Der Generalobere der deutschen Bruderschaft, Pater Franz Schmidberger, sagte: Die Weihen seien gegen niemanden gerichtet. Sondern sie sind für den Papst und für die Bischöfe. „Die Weihen sind der beste Dienst in Zeiten schwerster Glaubensverwirrung und des dramatischen Priestermangels.“
Pater Andres Steiner von der Bruderschaft entgegnet: „Hat der nicht andere Sorgen. Die deutsche Amtskirche will doch nur an ihrer Macht festhalten.“
Der suspendierte spanische Traditionalistenbischof der Pius-Bruderschaft, Alfonso de Galarreta, weihte den Mathematiker und Altphilologen Hakan Erik Lindström, 30, aus Stockholm, den polnischen Forstfachmann Lukasz Szydlowski, 26, und den Schweizer Bauernsohn Thomas Suter, 26. Zudem spendete der Piusbischof noch zwei Diakonen die Weihen. Ursprünglich waren drei vorgesehen. Aber der Südtiroler Elias Stolz, 28, brach sich beim Sport wenige Tage zuvor ein Bein.
Sepp, der Feuerwehrmann, ist erbost. „Was sind denn das für Christen, die Hilfe, vor allem für ältere Leute, verbieten? Unser Bischof Müller braucht sich bei uns nicht mehr sehen lassen. Das ist ein Wilder.“ Dennoch waren zwei Malteser vor Ort – allerdings in Zivil und zwei Ärzte: „Uns verbietet niemand was.“
Der renommierte, emeritierte Münchner Philosophie-Professor Robert Spaemann versteht die Aufregung um die Priesterweihen nicht. „Wollte Rom die Lehrgespräche mit der Bruderschaft an die Bedingung des einstweiligen völligen Verzicht auf Sakramentenspendung knüfen, dann hieße das, sie müsste sich erst einmal auflösen, ehe die Gespräche überhaupt begonnen haben. Kein gutwilliger und vernünftiger Mensch wird das verlangen. Wer es verlangt, will eine Bedingung stellen, von der er weiß, dass sie unerfüllbar ist.“ Der einstige Professor klärt auf: „Im Übrigen müssten dann alle Wiedervereinigungsgespräche mit den orthodoxen Kirchen suspendiert werden, weil ihre Weihen nicht vom Papst approbiert, also unerlaubt sind. Und ebenso hätte der Papst sich schuldig gemacht durch die Wiederaufnahme der chinesischen patriotischen Bischöfe, ohne dass von ihnen der Austritt aus der patriotischen Vereinigung verlangt worden wäre.“
Nächste Woche stellt die Pius-Bruderschaft ihr Schloss der Feuerwehr und dem Schützenverein „Lustige Brüder“ für das Sommerfest bereit. „Wir sind doch alles Brüder und feiern können die auch“, sagt der Wirt Toni „Zum Prückl“. Bier schenken die Patres aus. Das kann der indische Ortspfarrer nicht.
So viele Zuschauer, Neugierige und Gläubige waren noch nie in den Schlosspark gekommen. In dem 200 Einwohner Dorf war alles festlich geschmückt – weiß-blau, die Staatsfarben von Bayern, und gelb-weiß, die Farben der katholischen Kirche. Zaitzkofen ist ein schmerzhafter Stachel für die deutschen Bistümer. Vor allem für den zuständigen Diözesanbischof Gerhard Ludwig Müller von Regensburg. Die erzkonservativen Glaubensbrüder von St. Pius X., die vor einigen Monaten noch aus der katholischen Kirchengemeinde ausgeschlossen waren und die Papst Benedikt XVI. wieder in die Gemeinschaft Roms aufnahm, pfeifen auf den Gnadenserweis. Trotz Verbot, keine Priesterweihen durch zu führen, weihten sie am Samstag drei Priester und zwei Diakone.
Der Generalobere der deutschen Bruderschaft, Pater Franz Schmidberger, sagte: Die Weihen seien gegen niemanden gerichtet. Sondern sie sind für den Papst und für die Bischöfe. „Die Weihen sind der beste Dienst in Zeiten schwerster Glaubensverwirrung und des dramatischen Priestermangels.“
Bischof Müller tobt
Gerhard Ludwig Müller, in dessen Diözese die Weihen stattfanden, ist erbost. Dass die Bruderschaft trotz der ablehnenden Haltung des Vatikans an den Weihen festhalte, sei „ein Akt der Widerspenstigkeit und einer gewissen Borniertheit“, sagte der Bischof von Regensburg. Im Vatikan gebe es einen klaren Kurs, so Bischof Müller: „Sie sind unerlaubt.“ Das Weihesakrament soll der Einheit der Kirche dienen und nicht „Sonderwege oder gar Abspaltungen“ rechtfertigen. Aber verhindern konnte der Regensburger Oberhirte die Weihen nicht.Pater Andres Steiner von der Bruderschaft entgegnet: „Hat der nicht andere Sorgen. Die deutsche Amtskirche will doch nur an ihrer Macht festhalten.“
Der suspendierte spanische Traditionalistenbischof der Pius-Bruderschaft, Alfonso de Galarreta, weihte den Mathematiker und Altphilologen Hakan Erik Lindström, 30, aus Stockholm, den polnischen Forstfachmann Lukasz Szydlowski, 26, und den Schweizer Bauernsohn Thomas Suter, 26. Zudem spendete der Piusbischof noch zwei Diakonen die Weihen. Ursprünglich waren drei vorgesehen. Aber der Südtiroler Elias Stolz, 28, brach sich beim Sport wenige Tage zuvor ein Bein.
Skandal um Malteser-Hilfe
Xare, ein Helfer des Malteser Hilfsdienstes, wollte eigentlich den Gläubigen bei der Weihe beistehen, die fast fünf Stunden in der Sonne auf dem Rasen vor dem Schloss der Piusbruderschaft ausharrten. Noch am Donnerstag sagte er der Freiwilligen Feuerwehr von Zaitzkofen zu, dass der Malteser Hilfsdienst zwei Sanitäter für die medizinische Versorgung abstellen werde. Am Freitag um 17 Uhr rief der Malteserhelfer Xare seinen Freund Sepp bei der Feuerwehr an und sagte den Dienst ab. „Wir dürfen nicht“, erklärte er, „die Diözese hat uns geraten, nicht zu helfen, ansonsten würden uns die finanziellen Mittel für die Malteser gestrichen werden.“Sepp, der Feuerwehrmann, ist erbost. „Was sind denn das für Christen, die Hilfe, vor allem für ältere Leute, verbieten? Unser Bischof Müller braucht sich bei uns nicht mehr sehen lassen. Das ist ein Wilder.“ Dennoch waren zwei Malteser vor Ort – allerdings in Zivil und zwei Ärzte: „Uns verbietet niemand was.“
Machtwort vom Papst
Die Piusbruderschaft von Zaitzkofen erwartet in nächster Zeit offenbar Disziplinarstrafen aus Rom. Das erhofft sich jedenfalls Regensburgs Bischof Müller. „Aber was soll der Papst machen?“, fragt Pater Andres Steiner, Sprecher der Erzkonservativen. „Seit mehr als 30 Jahren weihen unsere Bischöfe Priester – und auf einmal sollen wir deswegen diszipliniert werden.“ Papst Benedikt XVI. will in einem sogenannten „Motu Proprio“ (Aus eigenen Antrieb) zu den Weihen Stellung nehmen. „Ich vermute, es wird nicht viel dabei herauskommen“, sagt Pater Andreas. „Der Papst wird milde sein.“Der renommierte, emeritierte Münchner Philosophie-Professor Robert Spaemann versteht die Aufregung um die Priesterweihen nicht. „Wollte Rom die Lehrgespräche mit der Bruderschaft an die Bedingung des einstweiligen völligen Verzicht auf Sakramentenspendung knüfen, dann hieße das, sie müsste sich erst einmal auflösen, ehe die Gespräche überhaupt begonnen haben. Kein gutwilliger und vernünftiger Mensch wird das verlangen. Wer es verlangt, will eine Bedingung stellen, von der er weiß, dass sie unerfüllbar ist.“ Der einstige Professor klärt auf: „Im Übrigen müssten dann alle Wiedervereinigungsgespräche mit den orthodoxen Kirchen suspendiert werden, weil ihre Weihen nicht vom Papst approbiert, also unerlaubt sind. Und ebenso hätte der Papst sich schuldig gemacht durch die Wiederaufnahme der chinesischen patriotischen Bischöfe, ohne dass von ihnen der Austritt aus der patriotischen Vereinigung verlangt worden wäre.“
Zaitzkofen will die Piusbrüder
Nach der fünfstündigen Weihe brieten Feuerwehrmänner der Freiwilligen Feuerwehr auf dem Grillrost Bratwürste und Schweinehalsgrat. Viele Einwohner aus dem Dorf Zaitzkofen sind stolz auf die Patres und Brüder in dem Schloss, das früher dem Grafen Montgelas gehörte, der in Bayern die Kirchen abschuf. Alle zwei Wochen feiert der Dorfpfarrer in der Heiligen-Stephanus-Kirche Gottesdienst. Mehr Zeit hat er nicht, weil er zwei Pfarreien versorgen muss. Der Prückl-Wirt hat dafür kein Verständnis: „Im Schloss haben wir zehn Patres und die dürfen nur in ihrer Kirche Messdienste feiern. Und wir haben einen Pfarrer aus Indien, der kaum Deutsch spricht, den keiner versteht und der kommt nur alle zwei Wochen zu uns. Wir wollen unsere Pius-Brüder, die sind höflich und nett und hilfsbereit. Da gehen wir doch lieber zu unseren Piusbrüdern, als zum Ortsgeistlichen.Nächste Woche stellt die Pius-Bruderschaft ihr Schloss der Feuerwehr und dem Schützenverein „Lustige Brüder“ für das Sommerfest bereit. „Wir sind doch alles Brüder und feiern können die auch“, sagt der Wirt Toni „Zum Prückl“. Bier schenken die Patres aus. Das kann der indische Ortspfarrer nicht.
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