Samstag, 27. Juni 2009

Piusbrüder weihen neue Priester

Wiederaufgenommener Bischof vollzieht Zeremonie
  • Und sie weihen doch: Unbeeindruckt von der andauernden Kritik der deutschen Bischöfe hat die umstrittene Piusbruderschaft drei neue Priester geweiht. Der Vatikan wertet das als Verstoß gegen das Kirchenrecht.
  • Die Priesterbruderschaft St. Pius X. in Deutschland betrachtet Richard Williamson weiterhin als ihren Glaubensbruder, distanziert sich aber von dessen Leugnung des Holocaust.
Autor: Florian P. Neuhann

Zu Beginn der Weihefeier erklärte der Leiter des Priesterseminars in Zaitzkofen, Regens Pater Stefan Frey: "Wir bedauern die Emotionalisierung der öffentlichen Diskussion über die Priesterbruderschaft St. Pius X. und auch dieser Priesterweihen." Zugleich bedauerte er die "verbale Ausgrenzung, die wir in diesen Tagen massiv von Seiten mehrerer deutscher Bischöfe erfahren". Die Bischöfe hatten die Pius-Bruderschaft bis zuletzt aufgefordert, die Priesterweihe abzusagen.

Rechtliche Grauzaune
Ausdrücklich verteidigte Regens Frey die Priesterweihen. Wenn die Gemeinschaft aufhören würde, "Priester zu weihen, die Messe zu feiern und Sakramente zu spenden, dann würde das faktisch unsere Auflösung bedeuten." Kirchenrechtlich befinde man sich in einer Grauzone, sagte er. Mit der Forderung der deutschen Bischöfe, die Weihen abzusagen, werde die Absicht des Papstes ins Gegenteil verkehrt, die er mit der Rücknahme der Exkommunikation von Bischöfen der Piusbruderschaft verfolge.
Die Pius-Bruderschaft

Die traditionalistische katholische Priesterbruderschaft Pius X. wurde 1970 von Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991) in Econe in der Schweiz gegründet. Damals war die Vereinigung noch kirchenamtlich zugelassen. Die offizielle kirchliche Anerkennung verlor sie 1975. Ihre Wurzeln hat die Vereinigung in rechtskatholischen Milieus vor allem in Frankreich, die sich gegen die Reformbeschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils wenden. Die Bruderschaft lehnt Ökumene, Religionsfreiheit sowie die Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils ab und strebt "die Verbreitung und Wiederherstellung der authentischen katholischen Lehre" an. Die Bruderschaft feiert die Messe nach dem alten "tridentinischen" Ritus auf Latein.

Gegen den Protest des Vatikans weihte Lefebvre am 17. Juni 1988 vier Bischöfe, darunter das heutige Oberhaupt der Bruderschaft, Bernard Fellay, sowie Williamson. Kurz zuvor waren Bemühungen, die rechtlichen Verhältnisse zwischen Rom und der Bruderschaft neu zu ordnen, gescheitert. Lefebvre und die vier von ihm ohne päpstlichen Auftrag geweihten Bischöfe wurden daraufhin exkommuniziert. Ende Januar 2009 hob Papst Benedikt XVI. die Exkommunikation auf, um "die Einheit in der Liebe der universalen Kirche zu fördern und den Skandal der Trennung zu überwinden", wie es hieß.
Die Priesterweihe spendete ein spanischer Bischof. Seine Exkommunikation hatte Papst Benedikt XVI. im Januar aufgehoben. Die drei Priester, die geweiht werden sollten, stammen nicht aus Deutschland. Die Zeremonie, bei der auch zwei Diakonie geweiht wurden, fand im Park des Seminars statt, weil die Kapelle zu klein ist.

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