Der Ton wird schärfer: Der französische Verkehrsminister hat die brasilianischen Offiziellen zu "extremer Besonnenheit" bei Meldungen über die Bergungsarbeiten aufgerufen. Die Schiffe und Flugzeuge aus Frankreich hätten bislang überhaupt keine Trümmer des Unglücks-Airbus entdeckt.
Rio de Janeiro - Frankreich kritisiert Brasilien für voreilige Aussagen zu angeblich geborgenen Wrackteilen des verunglückten Air-France-Airbus. "Die französische Regierung sagt seit Tagen, dass man extrem vorsichtig sein muss", erklärte Staatssekretär Dominique Bussereau dem Sender RTL am Freitag. "Unsere Flugzeuge und Schiffe haben bislang gar nichts entdeckt, es waren unsere brasilianischen Freunde, die Dinge gesehen haben, von denen sie glaubten und behaupteten, dass sie zu dem Flugzeug gehörten", fügte er hinzu.
Die brasilianische Armee hatte zuvor einräumen müssen, dass die bislang aus dem Meer gefischten Teile nicht wie zunächst angekündigt von der abgestürzten Maschine stammten. Es handelte sich unter anderem um eine Holzpalette. Zudem habe sich herausgestellt, dass der angebliche Kerosinfilm auf dem Wasser auch Öl von einem Schiff sein könnte. Die brasilianische Luftwaffe wollte anfangs auch einen im Wasser treibenden Flugzeugsitz sowie ein sieben Meter langes Wrackteil ausgemacht haben, die aber noch nicht geborgen wurden.
Von den Passagieren fehlt weiterhin jede Spur. Die Maschine war in der Nacht auf Pfingstmontag auf dem Weg von Rio de Janeiro nach Paris abgestürzt. Die 228 Insassen kamen aus 32 Ländern.
"Sie wissen, was das bedeutet"
Falls das Flugzeug explodiert sei, sei es sehr schwierig, Leichenteile im Wasser zu finden, sagte der Leiter der Rechtsmedizin der Berliner Charité, Michael Tsokos. "Normalerweise können Leichen im Wasser gut geborgen und identifiziert werden", sagte er am Freitag weiter. Dem brasilianischen Verteidigungsminister Nelson Jobim zufolge dauert es mindestens 48, manchmal auch bis zu 70 Stunden, bis Leichen im Wasser an die Oberfläche treiben. Dies geschehe aber auch nur, wenn der Rumpf des Körpers unverletzt sei, so der Politiker laut "O Globo Online".
Jobim versprach, dass alle Körperteile geborgen würden, die man finden werde. Aber es sei sehr schwierig, da das Meer an der Unglücksstelle rund 3000 Meter tief sei. Außerdem liege die Absturzstelle vor der Küste des brasilianischen Bundesstaats Pernambuco: "Und Sie wissen, was das bedeutet", sagte der Minister im Hinblick auf das als Hairegion bekannte Gebiet.
Der französische Außenminister Bernard Kouchner bekräftigte, dass der Generalstaatsanwalt die Vermissten noch nicht offiziell für tot erklärt habe. Das sei je nach Umständen erst nach drei Wochen oder drei Monaten möglich. Kouchner, der am Donnerstag in Rio an einer Trauerfeier teilgenommen hatte, versprach Transparenz bei den Untersuchungen. "Wir verbergen nichts, und wir hätten auch keinerlei Grund, etwas zu verheimlichen", sagte er.
"Die Suche geht weiter", betonte der Sprecher der Luftwaffe, Ramon Cardoso. Derzeit sind elf brasilianische und fünf französische Maschinen im Einsatz. Die USA entsandte ebenfalls ein Suchflugzeug.
Zudem befinden sich mehrere Schiffe in dem mutmaßlichen Absturzgebiet. Die Suche konzentriert sich auf eine Fläche von etwa 6000 Quadratkilometern, das entspricht etwa der zweieinhalbfachen Fläche des Saarlandes. Für Freitag haben die Meteorologen schlechtes Wetter vorausgesagt, was die Suche erschweren würde. Der Flugschreiber, der 30 Tage lang Signale aussendet, wurde bislang noch nicht geortet. Seine Bergung könnte extrem schwierig werden, da der Atlantik in dem Gebiet von Meeresgebirgen durchzogen ist.
Unterdessen rätselten Experten weiter über die Ursache für das Unglück. Der Pilot eines spanischen Linienflugzeugs will beim Absturz der Air-France-Maschine einen Lichtblitz in der Nähe der Unglücksstelle gesehen haben. "Wir sahen plötzlich in der Ferne einen starken und intensiven Strahl von weißem Licht, der sich vertikal nach unten bewegte", berichtete der Pilot laut der Madrider Zeitung "El Mundo".
Dass ein Blitzschlag oder extreme Turbulenzen allein den Absturz ausgelöst haben könnten, wurde stets bezweifelt. Nun gibt es eine mögliche Erklärung: Nach Informationen der französischen Tageszeitung "Le Monde" soll der Airbus in der Gewitterzone über dem Meer nicht mit angemessener Geschwindigkeit geflogen sein.
Der Flieger sei mit falschem Tempo unterwegs gewesen, zitierte die Web-Seite des Blattes einen nicht genannten Experten aus dem Umfeld der Ermittlungen. Nähere Angaben wurden nicht gemacht.
Airbus werde in Abstimmung mit der französischen Luftfahrtaufsicht BEA an alle A330-Kunden eine Mitteilung schicken, in der daran erinnert werde, dass die Besatzung bei schwierigen Wetterbedingungen den richtigen Schub der Triebwerke beibehalten müsse, "um das Flugzeug auf Kurs zu halten", hieß es in dem Bericht.
Nach Meinung eines deutschen Luftfahrtexperten sind die Berichte über ein falsches Tempo jedoch wenig glaubwürdig. "Der Spielraum für die Geschwindigkeit ist relativ schmal in dieser großen Höhe", sagte Airline-Berater Heinrich Großbongardt. Fliege man zu langsam, reiße der Strömungsfluss ab, fliege man zu schnell, ebenso: "Das macht kein Pilot aus Versehen." Dagegen könnten heftige Vertikalböen die Geschwindigkeit des Unglücks-Airbus schlagartig verändert und so das Auseinanderbrechen der Maschine verursacht haben.
Klar ist bisher: Die abgestürzte Air-France-Maschine ist durch eine starke Gewitterfront geflogen und hat erhebliche technische Probleme gehabt. Das gehe aus den automatischen Funksignalen der Maschine hervor, berichtete die brasilianische Zeitung "O Estado de S. Paulo" unter Berufung auf Quellen bei Air France. Satellitendaten hätten gezeigt, dass zu dieser Zeit bis zu 160 Kilometer pro Stunde schnelle Sturmböen auf die Maschine prallten. Alles habe darauf hingedeutet, dass der Autopilot abgeschaltet und das Computersystem auf eine alternative Energieversorgung umgeschaltet worden sei.
Erkenntnisse über die letzten Minuten vor dem Absturz der Passagiermaschine hatten am Mittwochabend Spekulationen über die Unglücksursache angeheizt. Demnach habe der Airbus A330-200 am Montagmorgen zwar keinen Notruf abgesetzt, jedoch ein Dutzend automatische Botschaften gesendet, wonach mehrere lebenswichtige Systeme an Bord ausgefallen seien.
Rio de Janeiro - Frankreich kritisiert Brasilien für voreilige Aussagen zu angeblich geborgenen Wrackteilen des verunglückten Air-France-Airbus. "Die französische Regierung sagt seit Tagen, dass man extrem vorsichtig sein muss", erklärte Staatssekretär Dominique Bussereau dem Sender RTL am Freitag. "Unsere Flugzeuge und Schiffe haben bislang gar nichts entdeckt, es waren unsere brasilianischen Freunde, die Dinge gesehen haben, von denen sie glaubten und behaupteten, dass sie zu dem Flugzeug gehörten", fügte er hinzu.
Die brasilianische Armee hatte zuvor einräumen müssen, dass die bislang aus dem Meer gefischten Teile nicht wie zunächst angekündigt von der abgestürzten Maschine stammten. Es handelte sich unter anderem um eine Holzpalette. Zudem habe sich herausgestellt, dass der angebliche Kerosinfilm auf dem Wasser auch Öl von einem Schiff sein könnte. Die brasilianische Luftwaffe wollte anfangs auch einen im Wasser treibenden Flugzeugsitz sowie ein sieben Meter langes Wrackteil ausgemacht haben, die aber noch nicht geborgen wurden.
Von den Passagieren fehlt weiterhin jede Spur. Die Maschine war in der Nacht auf Pfingstmontag auf dem Weg von Rio de Janeiro nach Paris abgestürzt. Die 228 Insassen kamen aus 32 Ländern.
"Sie wissen, was das bedeutet"
Falls das Flugzeug explodiert sei, sei es sehr schwierig, Leichenteile im Wasser zu finden, sagte der Leiter der Rechtsmedizin der Berliner Charité, Michael Tsokos. "Normalerweise können Leichen im Wasser gut geborgen und identifiziert werden", sagte er am Freitag weiter. Dem brasilianischen Verteidigungsminister Nelson Jobim zufolge dauert es mindestens 48, manchmal auch bis zu 70 Stunden, bis Leichen im Wasser an die Oberfläche treiben. Dies geschehe aber auch nur, wenn der Rumpf des Körpers unverletzt sei, so der Politiker laut "O Globo Online".
Jobim versprach, dass alle Körperteile geborgen würden, die man finden werde. Aber es sei sehr schwierig, da das Meer an der Unglücksstelle rund 3000 Meter tief sei. Außerdem liege die Absturzstelle vor der Küste des brasilianischen Bundesstaats Pernambuco: "Und Sie wissen, was das bedeutet", sagte der Minister im Hinblick auf das als Hairegion bekannte Gebiet.
Der französische Außenminister Bernard Kouchner bekräftigte, dass der Generalstaatsanwalt die Vermissten noch nicht offiziell für tot erklärt habe. Das sei je nach Umständen erst nach drei Wochen oder drei Monaten möglich. Kouchner, der am Donnerstag in Rio an einer Trauerfeier teilgenommen hatte, versprach Transparenz bei den Untersuchungen. "Wir verbergen nichts, und wir hätten auch keinerlei Grund, etwas zu verheimlichen", sagte er.
"Die Suche geht weiter", betonte der Sprecher der Luftwaffe, Ramon Cardoso. Derzeit sind elf brasilianische und fünf französische Maschinen im Einsatz. Die USA entsandte ebenfalls ein Suchflugzeug.
Zudem befinden sich mehrere Schiffe in dem mutmaßlichen Absturzgebiet. Die Suche konzentriert sich auf eine Fläche von etwa 6000 Quadratkilometern, das entspricht etwa der zweieinhalbfachen Fläche des Saarlandes. Für Freitag haben die Meteorologen schlechtes Wetter vorausgesagt, was die Suche erschweren würde. Der Flugschreiber, der 30 Tage lang Signale aussendet, wurde bislang noch nicht geortet. Seine Bergung könnte extrem schwierig werden, da der Atlantik in dem Gebiet von Meeresgebirgen durchzogen ist.
Unterdessen rätselten Experten weiter über die Ursache für das Unglück. Der Pilot eines spanischen Linienflugzeugs will beim Absturz der Air-France-Maschine einen Lichtblitz in der Nähe der Unglücksstelle gesehen haben. "Wir sahen plötzlich in der Ferne einen starken und intensiven Strahl von weißem Licht, der sich vertikal nach unten bewegte", berichtete der Pilot laut der Madrider Zeitung "El Mundo".
Dass ein Blitzschlag oder extreme Turbulenzen allein den Absturz ausgelöst haben könnten, wurde stets bezweifelt. Nun gibt es eine mögliche Erklärung: Nach Informationen der französischen Tageszeitung "Le Monde" soll der Airbus in der Gewitterzone über dem Meer nicht mit angemessener Geschwindigkeit geflogen sein.
Der Flieger sei mit falschem Tempo unterwegs gewesen, zitierte die Web-Seite des Blattes einen nicht genannten Experten aus dem Umfeld der Ermittlungen. Nähere Angaben wurden nicht gemacht.
Airbus werde in Abstimmung mit der französischen Luftfahrtaufsicht BEA an alle A330-Kunden eine Mitteilung schicken, in der daran erinnert werde, dass die Besatzung bei schwierigen Wetterbedingungen den richtigen Schub der Triebwerke beibehalten müsse, "um das Flugzeug auf Kurs zu halten", hieß es in dem Bericht.
Nach Meinung eines deutschen Luftfahrtexperten sind die Berichte über ein falsches Tempo jedoch wenig glaubwürdig. "Der Spielraum für die Geschwindigkeit ist relativ schmal in dieser großen Höhe", sagte Airline-Berater Heinrich Großbongardt. Fliege man zu langsam, reiße der Strömungsfluss ab, fliege man zu schnell, ebenso: "Das macht kein Pilot aus Versehen." Dagegen könnten heftige Vertikalböen die Geschwindigkeit des Unglücks-Airbus schlagartig verändert und so das Auseinanderbrechen der Maschine verursacht haben.
Klar ist bisher: Die abgestürzte Air-France-Maschine ist durch eine starke Gewitterfront geflogen und hat erhebliche technische Probleme gehabt. Das gehe aus den automatischen Funksignalen der Maschine hervor, berichtete die brasilianische Zeitung "O Estado de S. Paulo" unter Berufung auf Quellen bei Air France. Satellitendaten hätten gezeigt, dass zu dieser Zeit bis zu 160 Kilometer pro Stunde schnelle Sturmböen auf die Maschine prallten. Alles habe darauf hingedeutet, dass der Autopilot abgeschaltet und das Computersystem auf eine alternative Energieversorgung umgeschaltet worden sei.
Erkenntnisse über die letzten Minuten vor dem Absturz der Passagiermaschine hatten am Mittwochabend Spekulationen über die Unglücksursache angeheizt. Demnach habe der Airbus A330-200 am Montagmorgen zwar keinen Notruf abgesetzt, jedoch ein Dutzend automatische Botschaften gesendet, wonach mehrere lebenswichtige Systeme an Bord ausgefallen seien.
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