Donnerstag, 4. März 2010

Wir verstehen was vom Krieg – Bundeswehrradio

Klar, »kriegsähnliche Zustände«, wie der deutsche Verteidigungsminister den Krieg in Afghanistan nennt, machen keinen Spaß, wenn der Soundtrack, den die Bundeswehrsoldaten dabei hören, nicht stimmt. Trotzdem nimmt der Frontsender Radio Andernach natürlich Rücksicht auf die Befindlichkeiten der afghanischen Bevölkerung. Die soll nämlich, da immerhin geschätzte vier Prozent der Afghanen deutsch können, in ihren Wertvorstellungen nicht verletzt werden – deshalb können Musikwünsche der deutschen Soldaten nicht immer erfüllt werden, wie das Magazin Rolling Stone berichtet.

Die Soldaten wollen offenbar am liebsten zu Rammstein, Bushido oder Böhse Onkelz das Beil, äh, das Bein schwingen. Doch für Hauptmann Wahl von Radio Andernach stellt das rollende »R« des Rammstein-Sängers ein gewisses Problem dar: »Hier kann es zu einer verzerrten Darstellung und Wahrnehmung Deutschlands im Ausland kommen«. Und nicht etwa durch Deutschlands »Verteidigung« am Hindukusch. Als allgemeine Vorsichtsmaßnahme werden Rammsteinlieder deshalb nicht so oft gespielt, wie sie gewünscht werden. Die harten Militärs vertragen das halt, wenn bei Bushido ein volles Magazin entleert oder Fotzen an die Wand geklatscht werden. Ohne gleich zu Terroristen oder Frauenunterdrückern zu werden, versteht sich.

Karnevalshits wie »Viva Colonia« werden ebenfalls aussortiert: Denn sich zu den vermutllich aus dem Dolby Surround Soundsystem im Panzer dringenden Zeilen »Da simmer dabei, das ist prima« in die Luft sprengen zu lassen, sei ja nun wirklich nicht zumutbar, so Wahl. Aber vielleicht sind die Radiomacher auch nur zu morgenmuffelig für harten Gangsterrap und Karnevalskracher, wenn sie ab sieben Uhr afghanischer Zeit zu senden anfangen. Nicht zu vergessen: die extremen Wetterbedingungen.

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