Der ehemalige Manager von Schalke 04 findet, offen schwule Spieler hätten im Fußball nichts verloren. Die DFB-Schlammschlacht geht indessen weiter.
Von Norbert Blech
Der ehemalige Manager von Schalke 04, Rudi Assauer, hat in einem Interview mit der Kölner Zeitung "Express" gesagt, dass Schwule nichts im Fußball verloren haben. Der DFB-Skandal sei "keine schöne Geschichte" und schade dem deutschen Fußball: "Diese Sache wird in die Annalen eingehen. Und es wird bei diesem Rosenkrieg keinen Gewinner sondern nur Verlierer geben", sagte der 56-Jährige.
Es sei ein "schöner Hammer" gewesen, dass sich Manfred Amerell als bisexuell outete. In seiner Karriere sei er nie auf Schwule gestoßen, allerdings habe er zu seiner Zeit in Bremen mal von einem Masseur erfahren, der schwul gewesen sein soll. Daraufhin sei er zu ihn gegangen und habe gesagt: "Junge, tu mir einen Gefallen - such Dir einen neuen Job."
"Suche Dir etwas anderes"
Sollte sich ein Spieler outen, würde er ihm sagen: "Du hast Mut gezeigt. Aber suche Dir etwas anderes." Er würde das Thema nicht "offensiv angehen" (womit eine Unterstützung für den Spieler gemeint ist): "Man sieht ja an dem jetzigen Skandal, was passiert. Herr Amerell kann sich nicht mehr auf die Straße trauen, Herr Kempter wird wohl nie mehr ein Spiel pfeifen und der vormals exzellente Ruf des DFB ist schwer beschädigt."
Auf die "Express"-Frage, ob er etwas gegen Schwule habe, antwortete Assauer: "Nein. Überhaupt nicht. In anderen Sportarten mag das vielleicht gehen, aber im Fußball funktioniert das nicht." Denn die, die sich outen, würden "plattgemacht": "Von ihren Mitspielern und von den Leuten im Stadion. Diese Hetz-Jagd sollte man ihnen ersparen."
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"Wir sind erschüttert über die feigen Kommentare von Rudi Assauer", kommentierte Axel Hochrein. "Die Empfehlung, schwule Fußballspieler sollten sich einen anderen Job suchen, kommt einer Kapitulation gegenüber der grassierenden Homophobie im Profi-Fußball gleich".
Statt sich der Herausforderung schwulenfeindlicher Fans und Spieler zu stellen, unterstütze Assauer "die verdruckste und verkorkste Art vieler Fußballfunktionäre", so Hochrein. Dabei sei Homophobie zu bekämpfen: "Die permanente Verdrängung und Vertuschung fördert Demagogie, üble Nachrede und Intrigen." Assauer ist "der typische Vertreter einer gestrigen Fußball-Manager-Generation".
DFB-Sitzung am Freitag
Indessen geht die Schlammschlacht um den Schiedsrichter-Skandal beim DFB munter weiter. Amerell will weiterhin Strafanzeige gegen die vier Schiedsrichter stellen, die ihm sexuelle Annäherung vorgeworfen haben, womit auch ihre Namen öffentlich würden. Der Deutsche Fußball-Verbund hingegen will nun seinen ehemaligen Mitarbeiter verklagen. Amerell hatte dem DFB eine einseitige Aufklärung vorgeworfen und Präsident Theo Zwanziger unterstellt, "über Leichen" zu gehen. "Der DFB wird dem medialen Rachefeldzug nicht weiter tatenlos zusehen und auf die beleidigenden Aussagen mit Strafanzeigen wegen übler Nachrede und Verleumdung reagieren", heißt es in einer Presseerklärung des Verbunds vom Mittwoch.
Zwanziger selbst steht wegen der Aufarbeitung der Affäre zunehmend in Kritik, zumal eine neue Mail von Michael Kempter aufgetaucht ist, die andeutet, dass auch er eine interne, einvernehmliche Klärung bevorzugt hatte. In einer DFB-Sitzung am Freitag stehen tiefgreifende Reformen im Schiedsrichterwesen an: die Verantwortung soll auf mehr Schultern gelegt werden, statt der Honorierung von Einzelspielen (derzeit 3.800 Euro pro Bundesligaspiel) ist an ein Grundgehalt gedacht. Berichte, der Vorsitzende des Schiedsrichterausschusses, Volker Roth, könnte zurücktreten, sind dementiert worden. Roth hatte sich lange Zeit gelassen, um die Vorwürfe von Kempter an Amerell weiterzugeben. In der Sitzung soll auch geklärt werden, ob und wie Kempter weiter eingesetzt wird.
Das Deutsche Sportfernsehen wird indessen am Donnerstag um 19 Uhr erneut die Dokumentation "Tabubruch - Der neue Weg von Homosexualität im Fußball" ausstrahlen. Anlass ist nicht der akute DFB-Skandal, der im Film nicht vorausgesehen wird, sondern eine Auszeichnung: die Dokumentation aus dem letzten Jahr von Aljoscha Pause wird Ende März mit dem "Adolf-Grimme-Preis 2010 Spezial" in der Kategorie Information & Kultur ausgezeichnet.
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