Montag, 4. Mai 2009

Bauernfrust statt Gänselust

Tieffliegende Gäste aus Afrika sorgen kreisweit für gemischte Gefühle. Vor allem für Landwirte und Jäger entwickelt sich die Nilgans zum Ärgernis

So richtig leiden kann sie offenbar niemand. Dennoch macht sich die Nilgans seit einigen Jahren im Kreis Soest breit. Und das nicht zu knapp: Mehrere hundert Paare brüten mittlerweile kreisweit, echte „Brutherde“ sind in den Lippeauen sowie am Zachariassee in Lipperode und am Möhnesee zu finden. Während selbst Naturschützer von den tieffliegenden Gästen aus Afrika „nicht begeistert“ sind, entwickeln sich die braun-bunten Vögel aber vor allem für Landwirte und Jäger zu einem ausgewachsenen Ärgernis.Der größte Schaden in der Landwirtschaft entstehe dabei durch die Hinterlassenschaften der Vögel auf Wiesen und Weiden, erklärt Landwirt Franz Hoppe aus Mettinghausen. „Der Kot gelangt automatisch in die Grassilage und damit direkt ins Futter.“ Ein Problem, das auch Kreislandwirt Franz-Josef Graskemper nur zu gut kennt: „Selbst in die Fahrsilos gehen die Nilgänse mittlerweile rein und sorgen dort für zusätzliche Verschmutzung.“ Gerade massenhaftes Auftreten der Nilgänse könne sich daher schnell zu einem ernsten Problem auswachsen. Zumal, das weiß Franz Hoppe aus eigener Erfahrung, „die Gänse auch für allerhand Verbiss im jungen Getreide sorgen“.
Doch damit nicht genug: Franz Hoppe, dessen Herz nicht nur für seinen Hof, sondern auch für die Jagd schlägt, sieht der wachsenden Nilgans-Population auch unter einem ganz anderen Aspekt kritisch entgegen. „Diese Tiere sind aggressiv“, weiß der Mettinghauser, „die dulden einfach keine anderen Arten neben sich.“ Das wiederum könne doch auch den Naturschützern nicht egal sein, meint der Landwirt.
Doch Dr. Margret Bunzel-Drüke von der Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz (ABU) in Lohne sieht in der aktuellen Situation noch keinen Grund zum Handeln: „Zugegeben, wir sind nicht begeistert von den Nilgänsen. Aber eingreifen würden wir da auch nicht.“ Der „Beruf der Nilgans“, die ökologische Nische, sei hierzulande halt frei gewesen, so die Expertin. Und da sei es doch nur natürlich, dass ein Tier diese besetzt. Die Nilgans sei übrigens gar nicht so übel, wie Jäger und Landwirte sie gern machten, meint Bunzel-Drüke: „Wir haben noch nie erlebt, dass diese Tiere aggressiv auftreten, andere Tiere gar wegbeißen.“ Schießen, so die engagierte Natürschützerin, müsse man sie daher nicht unbedingt.
Scharfer Gegenwind weht Bunzel-Drüke da von der Kreisjägerschaft entgegen. Diese bezeichnet die Nilgans in einer Erklärung zur Nilgans-Problematik als „eine interessante Wildart, die sehr schmackhaftes Fleisch liefert“. In den umliegenden Revieren am Zachariassee in Lipperode (der See bei Lipperode selbst steht unter Naturschutz) sei die Nilgans bereits in enger Zusammenarbeit mit Naturschutzverbänden bejagt worden. Damit sei es gelungen, Fraß- und Kotschäden an landwirtschaftlichen Kulturen und Naherholungsflächen zu mindern. Bejagbar sei die Nilgans vom 1. August bis zum 15. Januar. Geschossen wurden im Kreis Soest im laufenden Jagdjahr 2008/09 bereits 186 Nilgänse.

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