Rüdiger Paulert, Hörfunkstudio Washington
So etwas werde ihr nie passieren, muss die Kongressabgeordnete aus Florida, Ileana Ros-Lehtinen, gedacht haben, als sie den Präsidentschaftswahlkampf im Oktober verfolgte. Tagelang wurde ihre Parteikollegin Sarah Palin, die republikanische Kandidatin für das Amt der Vizepräsidentin, verspottet. Palin war auf ein fingiertes Telefongespräch mit dem französischen Staatspräsidenten Sarkozy hereingefallen.
"Hier ist Barack Obama"
Diese Bilder hatte Ros-Lehtinen wohl im Kopf, als ihr Telefon klingelte: "Die Stimme am anderen Ende der Leitung klang schon so, wie die des zukünftigen Präsidenten", räumt sie schmunzelnd in einem Fernsehinterview ein. Er sagte: "Hier ist Barack Obama." Ros-Lehtinen antwortete: "Tut mir leid. Ich möchte nicht in den Acht-Uhr-Radionachrichten genannt werden, weil du mich auf den Arm nimmst."
Ros-Lehtinen schildert das weitere Gespräch: "Ich bin wirklich Barack Obama, antwortete er aufgeregt, weil er merkte, dass ich auflegen wollte. Er fragte dann noch, wie er seine Identität beweisen könnte. Meine Antwort: Tut mir leid, darauf falle ich nicht rein." Dann legte sie auf.
Radiostationen machen stumpf
Wie könne man denn so reagieren, wird Ros-Lehtinen von einer Fernsehmoderatorin gefragt. Ihre Antwort: "Durch die Radiostationen wird man abgestumpft. Sie rufen auch schon Mal an und sagen, der Papst ist dran." Doch die Geschichte mit dem Anruf des zukünftigen Präsidenten geht weiter. Das Telefon der Abgeordneten aus Florida klingelt wieder.
US-Abgeordnete wimmelt Obama am Telefon ab 05.12.2008 11:19 | 2'26
Diesmal meldet sich einer mit Rahm Emanuel, designierter Stabschef des Weißen Hauses: "Sie haben eben das Gespräch mit dem zukünftigen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika beendet." Ros-Lehtinen: "Ich antwortete: Sicher und Sie sind Rahm Emanuel."
Gut gegen zu viel Selbstvertrauen
Schließlich rief Obama eine Kollegin von Ros-Lehtinen an und ließ sich eine Geschichte erzählen, mit der er die Zweifel der Abgeordneten aus Florida beseitigen konnte. Dann endlich kam es zum Gespräch. Und wie hat der zukünftige Präsident reagiert? "Er hat gelacht und gesagt: Michelle wird das gefallen. Sie findet es gut, wenn mein Selbstvertrauen gedämpft wird. Zum Schluss meinte er noch: 'Glaub mir Ileana, dich werde ich niemals vergessen. Ich habe viele solcher Telefongespräche geführt und keiner hat bisher aufgelegt. Und zweimal schon gar keiner.'"
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