Wie jedes Jahr Anfang Dezember wurde auch heuer wieder die traditionelle TV-Gala „Ein Herz für Kinder" ausgestrahlt. Zentrales Thema der Veranstaltung war das „Schicksal tibetischer Flüchtlingskinder", die sich angeblich quer über den Himalaya nach Nordindien kämpfen, um am Exilsitz des Dalai Lama in eine Klosterschule einzutreten.
Prominente aus Film, Fernsehen, Musik und Sport bitten die Zuschauer um Spenden für notleidende Kinder. Moderiert von Thomas Gottschalk und mit einem großen Aufgebot an Stargästen - von Uschi Glas und Udo Jürgens hin zu Peter Maffay, Oliver Kahn und Vitali Klitschko - fand die gemeinsam von BILD-Zeitung und ZDF ausgerichtete Show in diesem Jahr zum 30. Mal statt.
Maybritt Illner referierte ausführlich über die „brutale Unterdrückung des tibetischen Volkes durch die chinesische Militärdiktatur", die verzweifelte Eltern dazu zwinge, ihre Kinder ins ungewisse Exil zu schicken. Schlecht ausgerüstet zögen sie zu Fuß über sechstausend Meter hohe Pässe. Immer wieder blieben Kinder im ewigen Eis zurück, gestorben an Erschöpfung und Kälte.
Anschließend kam die österreichische Schauspielerin Maria Blumencron auf die Bühne, die schon seit Ende der 1990er tibetische Kinder auf ihrer „Flucht in die Freiheit" begleitet haben will und seither mit entsprechenden Vorträgen und Lesungen durch die Lande zieht.
Glaubwürdigkeit in Frage gestellt
Dabei stellen Experten die Glaubwürdigkeit Maria Blumencrons in Frage.
„Jeder Tibeter und jede Tibeterin kann jederzeit und ohne weiteres Reisepapiere erhalten", sagt der Buchautor Colin Goldner. „Wer, aus welchem Grunde immer, Tibet verlassen will, ist keineswegs auf heimliche Flucht angewiesen. Seit 1979 können Exiltibeter ihre Verwandten in Tibet besuchen und umgekehrt." Tatsächlich kommen jedes Jahr zehntausende von Pilgern aus ganz Tibet nach Dharamsala, zum Exilsitz des Dalai Lama. Sie reisen über einen der westtibetischen Grenzübergänge in den benachbarten indischen Bundesstaat Himachal Pradesh ein, wo der vormalige „Gottkönig", 250 Kilometer Luftlinie von der Grenze entfernt, residiert.
Erzählungen, dass Kinder von West- oder Nordtibet aus erst 2.000 Kilometer und mehr in südöstlicher Richtung nach Lhasa reisen, um von dort in einem riesigen Bogen über Kathmandu und Neu-Delhi 4.000 Kilometer zurück in das westlich an Westtibet angrenzende Himachal Pradesh zu gelangen, hält Goldner für unglaubwürdig. „Warum sollten Eltern ihre Kinder auf eine 6.000 Kilometer lange ungewisse Reise schicken, ohne Geld, ohne Proviant und in billigen Turnschuhen, wenn die Ausreise nach Indien ganz legal möglich ist?", fragt der Wissenschaftsjournalist, der in den 1990ern selbst als Entwicklungshelfer im Himalaya tätig war.
In seinem Buch „Dalai Lama - Fall eines Gottkönigs" hat Goldner der sogenannten Tibet-Unterstützerszene zahlreiche übertriebene oder schlicht falsche Behauptungen nachgewiesen. In ihrem Bestreben, Spenden für die Sache des „unterdrückten tibetischen Volkes" einzusammeln, zeichnen sie ein Bild von Tibet, das der aktuellen Situation - trotz der Repression durch die chinesische Militärdiktatur - nicht gerecht wird. Teilweise werden Verbrechen aus der Zeit der Kulturrevolution so dargestellt, dass der Eindruck entstehen muss, als handele es sich um gegenwärtiges Geschehen; teilweise zeigt sich bei genauerem Hinsehen, dass die Berichte augenscheinlich schlicht erfunden sind.
Um solche Vorwürfe abzuwehren, hatte sich Maria Blumencron für die ZDF-Gala prominente „Verstärkung" besorgt. Die eigens eingeflogene Schwester des Dalai Lama, Jetsun Pema, bestätigte Blumencrons Darstellung ausdrücklich Und die Spendengelder flossen: Die Show spielte die Rekordsumme von mehr als 15 Millionen Euro ein. Doch es bleibt der Verdacht, dass es die Parteigänger des Dalai Lama mit der Wahrheit nicht so ganz genau nehmen, wenn es ums Einsammeln von Spenden geht.
Martin Bauer
Prominente aus Film, Fernsehen, Musik und Sport bitten die Zuschauer um Spenden für notleidende Kinder. Moderiert von Thomas Gottschalk und mit einem großen Aufgebot an Stargästen - von Uschi Glas und Udo Jürgens hin zu Peter Maffay, Oliver Kahn und Vitali Klitschko - fand die gemeinsam von BILD-Zeitung und ZDF ausgerichtete Show in diesem Jahr zum 30. Mal statt.
Maybritt Illner referierte ausführlich über die „brutale Unterdrückung des tibetischen Volkes durch die chinesische Militärdiktatur", die verzweifelte Eltern dazu zwinge, ihre Kinder ins ungewisse Exil zu schicken. Schlecht ausgerüstet zögen sie zu Fuß über sechstausend Meter hohe Pässe. Immer wieder blieben Kinder im ewigen Eis zurück, gestorben an Erschöpfung und Kälte.
Anschließend kam die österreichische Schauspielerin Maria Blumencron auf die Bühne, die schon seit Ende der 1990er tibetische Kinder auf ihrer „Flucht in die Freiheit" begleitet haben will und seither mit entsprechenden Vorträgen und Lesungen durch die Lande zieht.
Glaubwürdigkeit in Frage gestellt
Dabei stellen Experten die Glaubwürdigkeit Maria Blumencrons in Frage.
„Jeder Tibeter und jede Tibeterin kann jederzeit und ohne weiteres Reisepapiere erhalten", sagt der Buchautor Colin Goldner. „Wer, aus welchem Grunde immer, Tibet verlassen will, ist keineswegs auf heimliche Flucht angewiesen. Seit 1979 können Exiltibeter ihre Verwandten in Tibet besuchen und umgekehrt." Tatsächlich kommen jedes Jahr zehntausende von Pilgern aus ganz Tibet nach Dharamsala, zum Exilsitz des Dalai Lama. Sie reisen über einen der westtibetischen Grenzübergänge in den benachbarten indischen Bundesstaat Himachal Pradesh ein, wo der vormalige „Gottkönig", 250 Kilometer Luftlinie von der Grenze entfernt, residiert.
Erzählungen, dass Kinder von West- oder Nordtibet aus erst 2.000 Kilometer und mehr in südöstlicher Richtung nach Lhasa reisen, um von dort in einem riesigen Bogen über Kathmandu und Neu-Delhi 4.000 Kilometer zurück in das westlich an Westtibet angrenzende Himachal Pradesh zu gelangen, hält Goldner für unglaubwürdig. „Warum sollten Eltern ihre Kinder auf eine 6.000 Kilometer lange ungewisse Reise schicken, ohne Geld, ohne Proviant und in billigen Turnschuhen, wenn die Ausreise nach Indien ganz legal möglich ist?", fragt der Wissenschaftsjournalist, der in den 1990ern selbst als Entwicklungshelfer im Himalaya tätig war.
In seinem Buch „Dalai Lama - Fall eines Gottkönigs" hat Goldner der sogenannten Tibet-Unterstützerszene zahlreiche übertriebene oder schlicht falsche Behauptungen nachgewiesen. In ihrem Bestreben, Spenden für die Sache des „unterdrückten tibetischen Volkes" einzusammeln, zeichnen sie ein Bild von Tibet, das der aktuellen Situation - trotz der Repression durch die chinesische Militärdiktatur - nicht gerecht wird. Teilweise werden Verbrechen aus der Zeit der Kulturrevolution so dargestellt, dass der Eindruck entstehen muss, als handele es sich um gegenwärtiges Geschehen; teilweise zeigt sich bei genauerem Hinsehen, dass die Berichte augenscheinlich schlicht erfunden sind.
Um solche Vorwürfe abzuwehren, hatte sich Maria Blumencron für die ZDF-Gala prominente „Verstärkung" besorgt. Die eigens eingeflogene Schwester des Dalai Lama, Jetsun Pema, bestätigte Blumencrons Darstellung ausdrücklich Und die Spendengelder flossen: Die Show spielte die Rekordsumme von mehr als 15 Millionen Euro ein. Doch es bleibt der Verdacht, dass es die Parteigänger des Dalai Lama mit der Wahrheit nicht so ganz genau nehmen, wenn es ums Einsammeln von Spenden geht.
Martin Bauer
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