Dienstag, 9. Dezember 2008

Indien: Regierung verteidigt Homo-Verbot

Szene aus dem britisch-indischen Film 'Yours Emotionally'

Die indische Regierung hat erklärt, dass Homosexualität eine "Perversion" sei und deswegen weiterhin verboten werden müsse – derzeit verhandelt ein Gericht in Neu-Delhi über die Verfassungsmäßigkeit des Paragrafen 377.

Einige Homo-Aktivisten hatten gegen das Antihomo-Gesetz geklagt, weil es gegen die Grundrechte von Schwulen und Lesben verstoße. In einer offiziellen Stellungnahme hat nun die indische Regierung erklärt, dass sie befürchte, eine Legalisierung könnte einen verheerenden Einfluss auf die indische Kultur haben. Die Verfassung sei kein Freifahrtschein für eine "fremde Kultur", heißt es in der Stellungnahme.

Ferner zweifelte die Regierung an, ob das Gericht überhaupt das Homo-Verbot aufheben könne: "Gesetze zu beschließen sollte dem Parlament überlassen sein, nicht den Gerichten. Deren Aufgabe ist es, die Gesetze zu interpretieren."

Ein Anwalt der Regierung hatte zuvor versucht, Homosexualität als Krankheit zu definieren. Der oberste Richter reagierte recht ungehalten auf diese Aussage: "Zeigen Sie uns doch eine wissenschaftliche Abhandlung, die bestätigt, dass das eine Krankheit ist. Die WHO verneint das." Die Regierung argumentierte daraufhin, dass Homosexualität zu Aids führen könne. Daraufhin der Richter: "Es ist ein Fakt, dass es Homosexualität das Risiko steigert, Aids zu bekommen. Das macht sie aber nicht selbst zu einer Krankheit."

Paragraf 377 wurde 1861 von den britischen Kolonialherren eingeführt. Schwulen drohen bis zu zehn Jahre Haft. Während im ehemaligen Mutterland Großbritannien Homosexualität bereits vor 40 Jahren legalisiert wurde, behielt das alte Gesetz in Indien seine Gültigkeit. Allerdings nahm die Zustimmung für die archaische Bestimmung in den letzten Jahren mehr und mehr ab. Im August erst forderte der Gesundheitsminister eine Abschaffung des Paragrafen. Auch Prominente setzen sich für eine Legalisierung von Homosexualität ein.

In den indischen Großstädten hat sich trotz des Gesetzes eine lebhafte schwule Subkultur entwickelt. Auch in den Nachrichten und Bollywood-Filmen ist immer öfter Homosexualität ein Thema.

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