Dienstag, 23. Dezember 2008

Ein Vater des Internets

Der in Nigeria geborenene Dr. Philip Emeagwali besitzt innerhalb der Ölindustrie eine beneidenswerte Reputation. Gründe dafür sind neben seinen EDV-Fachkenntnissen auch eine Handvoll weltweit errungener Auszeichnungen. Zu erstem Ruhm kam er 1989, als er für seine Arbeit mit parallel arbeitenden Computern den begehrten Gordon Bell-Preis erhielt. Emeagwali programmierte rekordverdächtige 3,1 Milliarden Rechenoperationen pro Sekunde auf 65000 Prozessoren, um Ölreservoire zu simulieren. Seine

Fleißarbeit könnte zukünftig zu einem besseren Verständnis der Mechanik solcher Lagerstätten sowie deren umweltgerechterer Behandlung nach der Ausbeutung des jeweiligen Ölvorkommens. Weitere "Lorbeeren", die Dr. Emeagwali sich verdienen wird, sind also absehbar… Sein Heimatland verlieh dem in Baltimore graduierten Emeagwali 1996 den prestigeträchtigen Nigeriapreis, Afrikas Spitzenauszeichnung für Wissenschaftler und Gelehrte. Gleichzeitig ehrte ihn auch die amerikanische nationale Gesellschaft für schwarze Ingenieure als "Pionier des Jahres". Mit seinen einundvierzig Lebensjahren besitzt Emeagwali nun bereits die Aura eines wiedergeborenen Ahnen und eine Vorbildfunktion für die junge Generation afrikanischstämmiger amerikanischer Gelehrter.

"Ich arbeite viele Stunden, doch ich bin kein 'besessener Wissenschaftler'. Solange ich Entdeckungen machen kann, werde ich meine Forschungen jedoch fortführen", sagt er. "Sollte dies einmal nicht (mehr) möglich sein, wechsele ich eben auf ein anderes Feld, auf dem ich meine bisher erworbenen Fähigkeiten ebenfalls werde nutzen können."

Emeagwali sagte, die Ölindustrie hat zwar beim Einsatz neuer Technologien berets große Fortschritte gemacht, da schon einer von zehn Supercomputern für Feldforschungen eingesetzt wird. "Doch die großen Gesellschaften bewegen sich in in ihrem Forschungsmethoden trotzdem immer noch in höchst konventionellem Rahmen, rational und mechanisch", kritisierte er. "Meine Forschungen dagegen sind interdisziplinär, unorthodox, intuitiv und inspiriert von der Natur."

Er glaubt, die Ölkonzerne sollten über den Horizont ihrer derzeitig Simulationen hinausblicken. "Ich werde meine naturinspirierten Studien über die Evolution der Pflanzen in den letzten vierhundert Millionen Jahren mit deren optimierter Abstammungslehre nutzen, um neue Algorithmen und Computer zu erschaffen. Dadurch können sowohl die Suche nach neuen Ölvorkommen wie auch deren Förderung verbessert werden." Nachdem er gewisse Ähnlichkeiten zwischen den Strömungsmustern innerhalb von Ölreservoiren und denen in den Ozeanen und der Erdatmosphäre zu erkennen glaubte, ging Emeagwali davon aus, das ihm seine afrikanische Herkunft aus einer Gesellschaft mit naturnäheren technischen Standards beim Verständnis dieser Muster doch mehr von Nutzen sein kann als erwartet.

"Meine neuen Entdeckungen waren so verrückt, das ich selbst beinahe glaubte, verrückt zu sein. Algorithmen, Programme und Computer quasi mit Versionen für Links- und Rechtshänder - wie ein Paar Schuhe mit einem linken und einem rechten Schuh… Diese innovative Idee würde ich gern für die Lösung der Probleme in der Praxis der Ölförderung anwenden." Seinen Einfall hat Emeagwali inzwischen in Form einer vorläufigen Modelltheorie für Parallelcomputer umgesetzt, die aber noch starke Ähnlichkeit mit einem Mosaik besitzt. Das darauf basierende neue Konzept soll dabei helfen, die nötigen schnellen Berechnungen für die praktische Arbeit im Ölgeschäft umzusetzen. Der Professor ist auf seinen Erfolg als "ein unorthodoxer Forscher" stolz, der mit seinem Sachverstand nach harter Forschungsarbeit die Felder der Wissenschaft, Mathematik, Ingenieurs-kunde und Computertechnologie vereint.

Zu seinem Durchbruch sagte er ferner: "Es ist eine störrisch anmutende Entschlossenheit von Nöten, um diese in den Augen der anderen etablierten Wissenschaftler verrückt oder närrisch klingenden Ideen gegen alle Widerstände bis zu ihrem logischen Ende weiter zu verfolgen. Niemand wird mit mir zusammenarbeiten oder meine Forschungsarbeit unterstützen, doch ich werde nicht aufgeben." Seine gewitzte Beharrlichkeit zahlte sich aus. Der gute Doktor zieht sich den Schuh der inzwischen kursierenden Gerüchte nicht an, aber er zeigt sich darüber amüsiert. Demnach seien seine Forschungsergebnisse jemandem bereits 200 Millionen US-Dollar wert gewesen und er selbst sei dadurch mittlerweile der "Bill Gates von Afrika".

Doch Emeagwali sähe sich lieber im Besitz des Nobelpreises als in dem eines fetten Bankkontos. Er betrachtet sich selbst als Innovator. "Die neue Problemlösung, die Natur als Vorbild für den Aufbau von Computernetzwerken zu nutzen, ist erstmals von mir vorgestellt worden. Sie ist logisch und voller Inspiration und Wagemut." Er schreibt seinen Erfolg seinem Igbo-Background aus dem Südosten Nigerias sowie einer Alles ist möglich-Einstellung zu.

Diese Charaktereigenschaften wünscht er auch seinem jungen Sohn, "der in den Vereinigten Staaten inzwischen den Rassismus kennengelernt hat, welcher ihm die Fähigkeit abspricht, der Gesellschaft nutzen zu können."

"Ich wünsche mir, das sich mein Sohn von der Tatsache inspirieren läßt, das ich selbst ein Schulversager und Exflüchtling war, aber trotzdem den Rassismus überwand und wissenschaftliche Entdeckungen machte, die zum Besten der Menschheit sind."

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