Palästinenser bitten nach Hebron-Gewalt um Hilfe
Nach den schweren Ausschreitungen radikaler jüdischer Siedler im Westjordanland will die palästinensische Autonomiebehörde den UN-Sicherheitsrat um die rasche Entsendung einer Schutztruppe bitten.
«Wir wollen den Sicherheitsrat um bewaffnete Truppen bitten, damit die palästinensische Bevölkerung geschützt wird», sagte der amtierende Außenminister in der Autonomiebehörde, Riad Malki, am Freitag in Ramallah. Malki warf der israelischen Armee vor, nicht alles zu tun, um die randalierenden Siedler zu stoppen. Zuvor hatten die Vereinten Nationen Israel zum Schutz der Palästinenser vor radikalen jüdischen Siedlern aufgefordert.
Nachdem die israelische Armee am Donnerstag in Hebron ein von Siedlern besetztes Haus gewaltsam geräumt hatte, kam es zu schweren Ausschreitungen von radikalen Siedlern. Nach Angaben von Malki wurden 30 Palästinenser verletzt, davon fünf durch Schüsse. Ein Mann sei mit lebensgefährlichen Verletzungen in ein israelisches Krankenhaus gebracht worden. Siedler hätten fünf Häuser, zwei Moscheen, neun Autos sowie einen Krankenwagen angezündet. Nach israelischen Angaben wurden bei der Räumung 25 Soldaten und Siedler verletzt.
Angesichts der seit Tagen anhaltenden Gewalt forderten die Vereinten Nationen Israel zum Schutz der Palästinenser vor radikalen jüdischen Siedlern im Westjordanland auf. Als Besatzungsmacht sei Israel dazu verpflichtet, das Leben, das Eigentum und die religiösen Stätten der Palästinenser zu schützen, heißt es in einer Erklärung des UN-Sonderkoordinators für den Nahost-Friedensprozess, Robert Serry. Der UN-Beamte kritisierte außerdem die Schändung von Moscheen und Grabstätten der Palästinenser. Die israelische Regierung müsse dafür sorgen, dass sich diese Vorfälle nicht wiederholten.
Israel hat aus Furcht vor anhaltender Siedler-Gewalt seine Sicherheitskräfte in Hebron im höchste Alarmbereitschaft versetzt. Nach Angaben von Polizeisprecher Micky Rosenfeld sind in der geteilten Stadt 500 Polizisten im Einsatz.
Zuvor hatten Siedler in der Stadt Plakate an Hauswände geklebt, auf denen sie mit einer «Woche der Revanche» drohen. Die Siedler-Aktivistin Nadia Meter sagte dem ultra-nationalen Radiosender Channel 7, dass die Regierung für die Räumung einen hohen Preis zahlen werde. Wenn sie für die Räumung eines einzigen Hauses eine Woche benötige, werde sie niemals Erfolg haben, die Siedlungen anzufassen, sagte sie.
Die liberale israelische Tageszeitung «Haaretz» bezeichnet die radikalen Siedler in einem Leitartikel inzwischen als «jüdische Terroristen». Nach Angaben des israelischen Fernsehsenders Channel 10 geht in Israel die Sorge vor einer «jüdischen Intifada» um. Mit Intifada wurde bislang der Aufstand der Palästinenser bezeichnet. Im Westjordanland sowie im 1967 besetzten arabischen Ostjerusalem leben nach Angaben der israelischen Menschenrechtsorganisation B'tselem rund 460 000 jüdische Siedler.
Die biblische Stadt Hebron ist seit dem Hebron-Abkommen von 1998 in zwei Sektoren geteilt, die jeweils unter israelischer und palästinensischer Kontrolle stehen. Schwer bewacht von israelischen Soldaten und Polizisten leben in der größten Palästinenserstadt im Westjordanland rund 800 radikale und gewaltbereite Siedler unter 200 000 Palästinensern.
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