Montag, 15. Dezember 2008

Stellungnahme von griechischen AnarchistInnen

Die folgende Stellungnahme wurde herausgegeben von einer Gruppe griechischer AnarchistInnen und Antiautoritäre aus den südlichen Vororten von Athen. Das ist in dem Gebiet (Ag. Dimitrios), wo es die Übernahme des Rathauses gegeben hat. Die Übernahme, inzwischen von zweitägiger Dauer, (Stand 13.12.) hat nennenswerte lokale Unterstützung erhalten. Den Abend zuvor wurde eine Versammlung von 300 Menschen aus der Bevölkerung besucht. Die Übernahme wurde auch unterstützt durch eine Stellungnahme des Zusammenschlusses der Angestellten des Rathauses von Ag. Dimitrios und viele dieser Angestellten helfen das Rathaus vor einem Polizeiangriff zu schützen.

Stellungnahme der AnarchistInnnen
  • Am Abend des 6. Dezember 2008 zog ein Mörder seine Pistole und richtete kaltblütig einen Bürger hin, Alexandros. Das Tragischste an diesem Mord ist, dass der Mörder, Polizeibeamter von Beruf, einen 16-jährigen Jugendlichen tötete.
  • Der Vorfall lief in Exarhia ab, an der Kreuzung zwischen Tzavella und Mesologgie Straße. An einem Platz, wo jeder von uns gewesen sein könnte. Die Augenzeugen des Vorfalls sagen aus, dass dem Mord ein einfache verbale Auseinandersetzung vorausging. Aber der griechische Macho-Mörder konnte die Beleidigungen nicht aushalten und zog die Pistole. Die Hinrichtung war kaltblütig.
  • Dieser Mord ist weder ein Unfall, noch ein isolierter Vorfall. Es ist einmal mehr ein Bindeglied zu einer endlosen Serie mörderischer Angriffe verschiedener Polizeiabteilungen.
  • Lasst uns nicht den Mord an den pakistanischen Immigranten in der Petrou Ralli Street vergessen, als er in einer Schlange stand, um Asyl zu erbeten. (eine Schlange, die der Staat ihm selbst zugewiesen hat) Anmerkung: Vor einem Ausländeramt attackierte die Polizei Immigranten, ein 24 jähriger wurde tödlich verletzt) Lasst uns nicht vergessen, dass neulich eine Frau in Leukimmi ermordet wurde, während einer Aktion der MAT (griechische Polizeieinheit zur Aufstandsbekämpfung) gegen Protestierende gegen die XYTA Mülldeponie. (Ein 16-jähriger Motoradfahrer wurde mit Polizeiknüppel geschlagen, er verlor die Kontrolle über sein Fahrzeug und fuhr eine 43jährige schwangere Frau um. Sie erlag einige Tage später ihren Verletzungen erlag) Bedauerlicherweise ist diese Liste endlos. Lasst uns nicht die Folter durch Polizeibeamte auf den Revieren und in Gefängnissen vergessen. Lasst uns nicht den mörderischen Einsatz von Ordnungmitteln, wie Tränen- Gas-, Blendgranaten, Schlägen und Schüssen bei Auseinandersetzungen vergessen, die während Streiks, Studenten - und lokalen Aktionen stattfanden. (Es ist nicht lang her als die Polizei das komplette Gebiet rund um dass KYT (Hochspannungswerk) abriegelte und gnadenlos NachbarInnen von uns zusammenschlug. Das ist ihre Aufgabe! Zusammenschlagen und Morden! Lassen wir uns nicht täuschen, dass es ihnen gelingt mit ihrer Parole durchzukommen „Wir und die Bosse sind das Gesetz, wer dagegen Widerstand leistet wird erbarmungslos zusammenschlagen.
  • Wer sind ihre Chefs? Sind es vielleicht die Aktionäre der Banken? Ist es der Präsident der Industrie- und Handelskammer? Sind es vielleicht die Aktionäre der Warenhausketten? Sind es vielleicht all die, die mehr Arbeit von uns verlangen, für weniger Geld und weniger Sicherheit? Sind es vielleicht die, die profitieren, sowohl von uns und von den Produzenten- durch Preise, die sie in den Supermärkten festlegen. Sind es die, die in fetten Jahren riesige Profite einstreichen und in härteren Zeiten die ArbeiterInnen entlassen und Löhne kürzen. Gut, dann ist es nur logisch, dass sich der Aufstand der Bevölkerung sich gegen die genannten Profiteure richtet. Sie reden über Materialschäden, während wieder einer mehr tot ist. Wenn Privateigentum, die einzige Sache ist, die sie interessiert, dann sind die, die sich auflehnen im Recht. Wir müssen begreifen, dass falls dieser Horror nicht auf das Gewissen Einfluss nehmen kann, der Geruch des Verbrannten notwendig ist.
  • Ist es möglich inmitten dem sich entwickelndem Aufstand, keine Stellung zu beziehen? Können wir auf der Seite derer stehen, die immer für Ordnung und Ruhe eintreten? Für die sogar während der Nazi-Besetzung und der Junta die einzige Sache war an ihre eigenen Belange zu denken und einfach ihr eigenes Leben zu leben. Die immer nur überall Provokateure erkennen von „unbekannten Bekannten“ sprechen? Die immer Verschwörungen hinter sozialen Bewegungen erkennen, die sie nicht kontrollieren können, gewohnt Anführer hinter geschlossenen Türen zu sein? Lasst uns nicht täuschen, dass jedes Mal die Ereignisse nur die „Streikenden“, die StudentInnen, oder „Jugendliche“ angehen. Diese Tage sind die Leute auf den Straßen, ohne zentrale Verwaltung, Unterrichtende oder erleuchtete Vortrupps
  • Jeder am Aufstand Beteiligte entscheidet frei über den Einsatz der Mittel. Das betrifft uns genau so wie die BewohnerInnen von Exarhia, die sich der sogenannten „Katz und Maus“- Fehde zwischen Anarchisten und Polizisten gegenübersahen und die sich positionierten. Das Wochenende über warfen sie Blumentöpfe von ihren Balkonen und verlangten den Rückzug der MAT-Einheiten und die Einstellung chemischer Kampfmittel (z.B. Tränengas) Sie bezogen Position, Sie nahmen einen Standpunkt ein gegen die staatliche Repression. Deshalb müssen alle von uns Stellung beziehen. Wir müssen aktiv unsere Verweigerung dem sich im Aufbau befindlichen Terrorregime und Polizeistaat entgegensetzen.

Kein staatlicher Mord bleibt unbeantwortet!
Freiheit für alle, die gefangen genommen wurden
Ruhig zu bleiben bedeutet Mittäterschaft!

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