Mittwoch, 10. Dezember 2008

Griechenland kommt nicht zur Ruhe

Die Todesursache des 15-jährigen Alexandros Grigoropoulos ist angeblich geklärt; die Schwierigkeiten der Regierung sind aber nicht beendet. Ein Generalstreik lähmt das Land, und am Rand einer Demonstration kam es zu weiteren Vorfällen.

Der 15-jährige Alexandros Grigoropoulos ist bei der Konfrontation mit einer Streifenwagenbesatzung am Samstag einem ballistischen Gutachten zufolge von einem Querschläger aus der Dienstwaffe eines Polizeibeamten tödlich getroffen worden. Das teilte ein Anwalt der beiden Polizisten, Alexis Cougias, am Mittwoch in Athen mit. Das Gutachten stütze die Angaben der Beamten, dass sie Warnschüsse abgegeben und nicht direkt auf den Jugendlichen gezielt hätten. Das Gutachten wurde zunächst nicht von den Behörden veröffentlicht. Einer der beiden Polizisten ist des Mordes, sein Kollege der Mittäterschaft beschuldigt worden.

Nach den viertägigen Unruhen hat am Mittwoch ein Generalstreik Griechenland lahm gelegt. Rund 10.000 Demonstranten zogen am Vormittag an ausgebrannten Geschäften in der Athener Innenstadt vorbei zum Parlament. Der Generalstreik war als Protest gegen die Wirtschaftspolitik der konservativen Regierung bereits vor den Unruhen angesetzt worden.

Appell zur Absage zurückgewiesen

Die beiden größten Gewerkschaften hatten zuvor einen Appell von Ministerpräsident Konstantinos Karamanlis zurückgewiesen, angesichts der angespannten Lage den Protest abzusagen. Befürchtet wurden erneute Ausschreitungen.

Der Internationale Flughafen von Athen wurde geschlossen, auch der öffentliche Nahverkehr in Athen und andere Einrichtungen waren betroffen. Mit dem Streik wollen die Gewerkschaften ihren Forderungen nach höheren Löhnen und einer stärkeren staatlichen Unterstützung für einkommensschwache Familien Nachdruck verleihen.

Opposition fordert Rücktritt der Regierung

Die Opposition fordert inzwischen den Rücktritt von Karamanlis, dessen Regierung im Parlament nur die hauchdünne Mehrheit von einer Stimme hat. «Die Regierung kann die Krise nicht bewältigen, und sie hat das Vertrauen des griechischen Volkes verloren», erklärte der sozialistische Parteichef Georgios Papandreou. Er machte politische Fehlentscheidungen und Versäumnisse für die Unruhen verantwortlich. Am Rande der Demonstration, bei der es vor allem um höhere Löhne ging, ist es am Mittwochnachmittag zu neuen Ausschreitungen zwischen Autonomen und der Polizei in Athen gekommen. Die Randalierer lösten sich aus der friedlichen Demonstration und warfen mehrere Molotow-Cocktails und Steine auf die Polizei vor dem Parlamentsgebäude. Die Polizei setzte massiv Tränengas und Schlagstöcke ein, um die rund 300 Randalierer auseinander zu treiben, wie Augenzeugen berichteten.

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